Ich liebe zwei Länder

Der in Eisenach geborene ThSV-Spieler Armend Alaj ist wieder mit der Auswahl des Kosovo in der EM-Qualifikation am Ball

Armend Alaj ist der einzige Spieler im aktuellen Zweitbundesligakader des ThSV Eisenach, der in der Stadt unter der Wartburg geboren wurde. Seine Eltern flüchteten Anfang der 90er Jahre vor den Kriegswirren im Kosovo nach Deutschland, wurden in Eisenach heimisch. Qendrim Alaj, der ältere Bruder, erblickte in Bad Salzungen (Wartburgkreis) das Licht der Welt. Am 11.Mai 1995 wurde Armend Alaj in Eisenach geboren. Vater Shpetim Alaj führt seit einigen Jahren den „Zollservice Alaj“, ist ein in Eisenach geschätzter Mann, auch wegen seines sozialen Engagements. Seit 2018 steht er dem ThSV Eisenach als Präsident vor. Qendrim Alaj, der zweite Sohn, 28 Jahre, trägt im Thüringenligateam des ThSV Eisenach II die Kapitänsbinde. Die Familie um Vater Shpetim und Ehefrau Besime Alaj restaurierte und renovierte eine alte Villa in Eisenachs Südstadt, die als Pension „Villa Kleine Wartburg“ Gäste empfängt. Aufgrund der Corona-Pandemie derzeit freilich nicht. Im Hause Alaj herrscht dennoch Vorfreude. Armend Alaj und seine Ehefrau Drenusha erwarten um den 20. März Zuwachs. Ein Mädchen kündigt sich an…

Armend Alaj, im Hauptberuf Managing Direktor, besitzt zwei Staatbürgerschaften, die des Kosovo und die von Deutschland. („Ich liebe zwei Länder“, betont Armend Alaj.) Seit dem Vorjahr gehört der beidhändig werfende Eisenacher zum Kader der Nationalmannschaft des Kosovo. Bei seinem Debüt im EM-Qualifikationsspiel in Montenegro (25:32) gelangen ihm seine ersten beiden Länderspieltore. Das Heimspiel gegen Gruppenfavorit Schweden wurde ein schmerzhaftes, weil er beim Versuch einer schnellen Mitte nach einem Schlag ins Gesicht kurz bewusstlos war. Die Pfeife der bulgarischen Schiedsrichter blieb aber stumm. Armend Alaj ist in diesen Tagen wieder mit der Nationalmannschaft des Kosovo in der EM-Qualifikation am Ball.

Gegen Rumänien in der Außenseiterrolle
Bereits am Samstag fuhr er mit dem Zug nach München, bestieg dort das Flugzeug nach Pristina, dem politischen Zentrum des Kosovo mit Regierungs- und Parlamentssitz sowie dem Amtssitz des Präsidenten.

Ich bin Manager Rene Witte und Trainer Markus Murfuni dankbar, dass ich schon am Samstag aufbrechen konnte, betont Armend Alaj.

Am Sonntag stand für den ThSV Eisenach noch das Punktspiel gegen den VfL Lübeck-Schwartau an, mit Willy Weyhrauch und Ante Tokic waren beide Stamm-Rechtsaußen fit. (Die Wartburgstädter knöpften dem Tabellen-Vierten von der Ostseeküste beim 30:30 einen Punkt ab.) Im Kosovo gab es einen Trainerwechsel. Bujar Qerimi, ein guter Bekannter von Eisenachs ehemaligen Coach Sead Hasanefendic, übernahm von Taip Ramadani, dessen Vertrag aufgelöst wurde.

Ich wollte bei unserem neuen Trainer rechtzeitig zur Stelle sein, erläutert Armend Alaj.

Zwei EM-Qualifikationsspiele gegen Rumänien stehen an: am Mittwoch, 10.03.2021 um 19.30 Uhr in Pristina und am Sonntag, 14.10.2021 in Bukarest. Die Glanzzeiten der Rumänen um Torwart-As Cornel Penu liegen Jahrzehnte zurück, in denen sie sich auch packende Duelle mit der DDR-Nationalmannschaft lieferten, dennoch sind sie gegen den „Handballzwerg“ Kosovo favorisiert. In den Reihen der Rumänen könnte auch der Ex-Eisenacher Bogdan Criciotoiu auflaufen, der jüngst während einer dreimonatigen Stippvisite beim TuS Nettelstedt-Lübbecke auch auf den ThSV Eisenach traf. Die Ostwestfalen lösten den Vertrag mit dem 30-jährigen Rückraumspieler allerdings mit dem Ende des Kalenderjahres 2020 wieder auf.

Um noch eine Chance auf die EM-Teilnahme zu haben, müssten wir wohl beide Begegnungen gewinnen, so Armend Alaj.

Ein kleines Handballwunder müsste her.

Rumänien hat eine körperlich robuste Mannschaft mit gestandenen Spielern, weiß Armend Alaj.

Der Großteil der Kosovo-Auswahl spielt im eigenen Land. Aber auch diese Partie beginne bei 0:0, fügte Armend Alaj hinzu.

Dass ich wieder das Trikot für den Kosovo überstreifen darf, ist für mich eine große Ehre, unterstreicht Armend Alaj.

Er rechnet mit Einsätzen auf Rechtsaußen, kann sich aber auch Spielanteile im rechten Rückraum vorstellen. Wahrscheinlich wird er im Nationaltrikot länger auf dem Parkett stehen als beim ThSV Eisenach. Auf der Rechtsaußenposition sind Willy Weyhrauch und Ante Tokic gesetzt. Armend Alaj, in allen bisherigen 21 Punktspielen im Kader, kam nur selten zum Einsatz. Er akzeptiert seine Reservistenrolle, gehört stets zu denen, die von der Wechselbank das Team lautstark unterstützen.

Wenn ich gebaucht werde, bin ich zur Stelle!, betont Armend Alaj.

Das hat er schon oft bewiesen!

Ich bin von mir überzeugt. Ich gebe im Training alles. Ich werde meine Chance bekommen, ist sich der werdende Papa sicher.

Eine Woche in der „Blase“
Die Tage mit der Kosovo-Auswahl finden unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften statt, in einer sogenannten „Blase“. Das verhindert den persönlichen Kontakt zur in der Nähe wohnenden Familie.

Traurig, aber verständlich, so Armend Alaj.

Die Auswahl bezieht in einem nur für sie reservierten 5-Sterne-Hotel Quartier. Corona-Testungen gehören dazu. Nach dem Spiel am Mittwoch geht es tags darauf nach Bukarest, wo weitere Trainingseinheiten anstehen. Am Montag, einen Tag nach dem Rückspiel in Rumänien, fliegt Armend Alaj nach Frankfurt und fährt anschließend nach Eisenach. Hier stehen zwei Corona-Test an, nach deren hoffentlich negativem Ergebnis er wieder ins Mannschaftstraining beim ThSV Eisenach einsteigt. Am Freitag, 19.03.21 gastiert der ThSV Eisenach um wichtige Zweitbundesliga-Zähler bei der HSG Konstanz. Wenn Armend Alaj am Bodensee gebraucht wird, ist er zur Stelle…!

Th. Levknecht

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