Im Gespräch: «Möchte meine Erfahrungen einbringen»

Dr. Franziska Nentwig ist neue Geschäftsführerin des Eisenacher http://www.bachhaus.de(Bachhauses). Die 35-Jährige ist seit dem 1. Januar in dieser Funktion. Sie wurde in Dresden geboren, machte an der TU ihren Doktor, arbeitete im Deutschen Hygiene-Museum und zuletzt in Wolfsburg im «Science Center». Mit der jungen Frau sprach unser Redakteur Rainer Beichler.

Schon in Eisenach eingelebt?
Dr. Nentwig: Ein wenig. Es sind so viele Aufgaben jetzt zu bewältigen und zu meinem Leidwesen habe ich wenig Zeit, die Stadt selbst zu erkunden. Beim Burghauptmann auf der Wartburg war ich bereits. Da habe ich Eisenach zumindest schon von oben bewundern können.

Ein Bürger mehr in der Wartburgstadt?
Dr. Nentwig: Ja. Ich wohne mitten im Zentrum, in der Nähe vom Bachhaus. Das ist mir wichtig.

Warum der berufliche Wechsel nach Eisenach?
Dr. Nentwig: Im Sommer las ich die Ausschreibung und habe mich daraufhin beworben. Für mich ist der Gedanke wichtig – Musik und Museum zusammenzubringen. Natürlich freue ich mich, dass die Wahl auf mich fiel. Ich möchte meine beruflichen Erfahrungen in modernen Museumsbetrieben in die neue Aufgabe einbringen.

Ein Kandidat aus dem Osten und dazu eine Frau?
Dr. Nentwig: Heutzutage eher ungewöhnlich. Vielleicht kann man eine Programmatik dahinter vermuten. Frau, Osten und profunde Museumserfahrungen. Man hätte sich auch für einen Musikwissenschaftler oder einen reinen Betriebswirt entscheiden können.

Sie haben einen Doktortitel?
Dr. Nentwig: Ich habe musikwissenschaftlich gearbeitet, mich längere Zeit mit dem Vater von Theodor Körner, Christian-Gottfried, beschäftigt. Er hat als Nichtmusiker in Dresden das bürgerliche Musikleben initiiert und wesentliche Akzente gesetzt. Ich habe Musik studiert, bin Diplom-Musikpädagogin. Meine Erfahrungen mit Musik und Museum möchte ich in den Dienst des Bachhauses stellen.

Anzeige

Kommen Erfahrungen aus Dresden jetzt nach Eisenach?
Dr. Nentwig: Das Deutsche Hygiene-Museum hat nach der Wende eine spannende und erfolgreiche Entwicklung durchlaufen – Prozesse, die eigentlich hier auch vor dem Bachhaus stehen. Inhaltliche Arbeit unter wirtschaftlichen Aspekten. Nicht einfach.

Sind sie nun Verwalter oder Wissenschaftler?
Dr. Nentwig: Wir haben eine gemeinnützige GmbH als Organisationsform des Bachhauses. Beides läuft bei mir zusammen. Eine große Herausforderung, eine Aufgabe an der ich weiter lernen kann.

Kennt man in Dresden das Bachhaus?
Dr. Nentwig: Das kennt man doch weltweit. Ich war in meiner Kindheit oft in Thüringen, und habe immer das Bachhaus besucht. Ich denke, bei Menschen die Musik lieben, ist das Bachhaus einfach im Bewusstsein verankert.

Gibt es schon Ideen und Vorstellungen?
Dr. Nentwig: In den letzten zehn Jahren hat im Museumsbereich eine ganz wichtige Entwicklung stattgefunden. Man hat sich mehr geöffnet, überlegt wie kann man Dinge aktuell präsentieren, wie kann es gelingen, die Besucher immer wieder in die Häuser zu bekommen? Wie gelingt es Museen sich als gesellschaftliche Zentren zu etablieren, wie werden sie auch Orte für anregende Diskussionen? Das finde ich sehr spannend. Man sollte die Zusammenarbeit mit den Museen untereinander pflegen, um die eigene Arbeit voranzubringen.

Nun sind sie auch «Leuchtturmwärter»?
Dr. Nentwig: Ja, ja. Die Bachhaus Eisenach gGmbH ist die Betriebsgesellschaft des Bachhauses. Wir sind verantwortlich für die Arbeit im Haus. Es gilt die konzeptionellen Ansätze zu formen, zukunftsbezogen zu gestalten. Die äußere Hülle – da tragen die Eigentümer besondere Verantwortung, die Neue Bachgesellschaft, Leipzig, und die Stadt Eisenach.
Ich hoffe und wünsche mir, dass in naher Zukunft ein sehr attraktives Ensemble «altes und neues Bachhaus» entsteht.

Was haben Sie zuerst im Bachhaus gemacht?
Dr. Nentwig: Die Haushaltsunterlagen angesehen. Wir benötigen die materiellen Voraussetzungen für die inhaltliche Arbeit. Ein neues Besucherbuch wurde anlegt, in dem die Besucher nach dem Rundgang gebeten werden, ihre Meinungen und Anregungen aufzuschreiben. Uns ist der Dialog mit den Besuchern, den eigentlichen Nutzern des Bachhauses, wichtig. Ich sehe uns auch als eine Serviceeinrichtung. Kritik ist erlaubt.

Der erste Blick ins Bachhaus ging wohin?
Dr. Nentwig: Zum Shop. Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Eisenacher davon Gebrauch machen würden, jemandem mit einem Geschenk eine Freude zu bereiten. Was sollte es natürlicheres geben als Musik von Bach, dem größten Sohn der Stadt.
Wir laden die Eisenacher ein, wieder zu uns zu kommen. Das Bachhaus muss «leben».

Anzeige
Anzeige