In memoriam Helmut Scherf

Am 14. Mai 2008 ist Helmut Scherf gestorben, der ehemalige Direktor des Thüringer Museums Eisenach. Helmut Scherf hat das städtische Museum von 1961 bis 1988 geleitet.
Geboren wurde er am 25. März 1926 in Lippelsdorf (Kreis Neuhaus am Rennweg) im Herzen des Thüringer Waldes in einer Porzelliner-Familie. Gegen Kriegsende geriet er – als Luftwaffenhelfer verpflichtet – kurz in englische Gefangenschaft. 1947 legte er in Saalfeld das Abitur ab und studierte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. 1952 erhielt er am Lindenau-Museum Altenburg eine erste Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Nach einer kunstwissenschaftlichen Weiterbildung in Leipzig trat er im Oktober 1961 in Eisenach die Nachfolge von Dr. Fritz Kämpfer als Direktor des Thüringer Museums an.

Ab Anfang 1962 kümmerte sich Scherf um die Bau- und Kunstdenkmalpflege in Stadt und Kreis Eisenach. 1980 und 1982 erschienen hierzu einschlägige Broschüren.
Im Museum beschäftigte sich Helmut Scherf intensiv mit der Sammlung mittelalterlicher Schnitzplastiken. Die erste Auflage einer diesbezüglichen Publikation lag Ende 1965 vor.
Zahlreiche Sonderausstellungen wurden im historischen Rokoko-Saal eröffnet. So wurden Teile der magazinierten Sammlungsbestände der Bereiche Thüringer Volkskunde und Kunsthandwerk gezeigt. 1976 erschien trotz eingeschränkten Papierkontingents eine Publikation zur Werra-Keramik. Der Prisma-Verlag konnte 1982 zu einer Veröffentlichung über historische Zinnfiguren gewonnen werden.

Helmut Scherfs Interesse galt besonders der Gegenwartskunst. Personalausstellungen und -publikationen von Malern und Grafikern gab es unter ihm viele: Joseph Hegenbarth (Ausstellung 1964), Conrad Felixmüller (Ausstellung mit Publikation 1967), Tina Bauer-Pezellen (Ausstellung mit Publikation 1977), Karl Ortelt (Ausstellung 1982, Publikation 1995), Alfred Ahner (Publikation 1979, 1990) und Otto Knöpfer (Ausstellungen 1972 und 1986 mit Publikation). Auch die Ausstellungen der Eisenacher Metallgestalter Prof. Günter Laufer (1982) und Leonhard Weigelt (1985) fanden regen Zuspruch.

Auf Initiative von Helmut Scherf wurden 1966 die ersten museumspädagogischen Veranstaltungen wie die „Museumskinder“ ins Leben gerufen.
Er widmete sich auch dem „Volkskunstschaffen“. Jährlich war eine Sonderausstellung den „Malenden Automobilwerkern“ vorbehalten, später erweitert durch die künstlerischen Arbeiten des Zirkels für Holzgestaltung.
Einen regen Gedankenaustausch pflegte Helmut Scherf mit dem Eisenacher Paul Koch, damals als Ingenieur im AWE tätig, über dessen bemerkenswerten Leistungen auf dem Gebiet der Aquarellmalerei.
Gut besucht waren auch die monatlich veranstalteten Lichtbildervorträge des Thüringer Museums, zu denen Referenten gewonnen wurden, die verschiedene Aspekte der Kunstgeschichte und der Ur- und Frühgeschichte thematisch beleuchteten.

Ein Hauptsammelgebiet des Thüringer Museums ist das Altthüringer Porzellan. Nach der fast zwei Jahrzehnte währenden Betreuung der wertvollen Sammlung entstand der Gedanke zu einer repräsentativen Publikation. 1980 erschien dann der Bildband „Thüringer Porzellan unter besonderer Berücksichtigung der Erzeugnisse des 18. und frühen 19. Jahrhunderts“ in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Jürgen Karpinski. Das Werk stellt einen Überblick über die Thüringischen Porzellanmanufakturen, ihre Geschichte und ihre Erzeugnisse dar.
1984 wurde Helmut Scherf zum Museumsrat ernannt.
Helmut Scherf galt als profunder Kenner des Thüringer Porzellans und als solcher geht er in die Thüringer Museumsgeschichte ein.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Lichte, in der Nähe seines Geburtsortes, wo er auch seine letzte Ruhe fand.

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