Nachruf zum Tod von Joachim Baier am 07. April 2025

Bildquelle: Norman Meissner – Achim Baier an seinem 100. Geburtstag im Vorjahr

Mit großer Trauer haben zahlreiche ehemalige Schüler, Kollegen, Freunde und auch die Mitglieder der Goethe-Gesellschaft Eisenach vom Tod des Joachim Baier Kenntnis erhalten. Seit Gründung der Ortsvereinigung der Goethe-Gesellschaft unterstützte er als aktives Mitglied von Anbeginn das Bestreben des Gründungsvaters, Friedewald Berg, möglichst vielen Menschen, vor allem der Jugend, den geistigen Reichtum der klassischen Literatur näher zu bringen. Mehrere Artikel erschienen in der damaligen „Thüringischen Landeszeitung“ zum Thema „Goethe in Eisenach“ unter Mitwirkung von Joachim Baier. Noch heute profitieren Stadtführer u.a. Interessierte von seinen Beiträgen, die in der Broschüre „Goethe in Eisenach“ im Goethe-Jahr 1999 ihren Niederschlag fanden. 

Geboren wurde Joachim Baier am 19. Juni 1923, jenem unruhigen Jahr der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges, das von galoppierender Inflation, Putschversuchen, Hunger und Not in Deutschland gekennzeichnet war. Nun war er noch einer der wenigen lebenden Zeitzeugen dieses von Katastrophen beladenen 20. Jahrhunderts, in dem der Zivilisation selbst mehrfach der Krieg erklärt wurde. All dies zu überstehen war nicht einfach und es bedurfte so mancher Hilfestellung der Vorsehung, gerade in der furchtbaren Zeit des 2. Weltkrieges. Dem Inferno glücklich entronnen, entschloss sich Joachim Baier, Lehrer zu werden. Welch segensreiche Entscheidung, denn die ansteckende Begeisterung seiner Unterrichtsmethoden motivierte zahlreiche seiner Schüler, es ihm nachzutun, zum Wohle nachfolgender Generationen.

Vielfach wurden seine Verdienste als Lehrender, u.a. an der Luther-Schule und der Ernst-Abbe-Oberschule in Eisenach gewürdigt: „Sie überlieferten uns die Substanz von Humanität durch den Versuch einer Erziehung zur Ethik des Geistes in schwierigem Umfeld“, schrieb ihm ein ehemaliger Schüler anlässlich seines 80. Geburtstages. Nach seiner außerordentlich verdienstvollen Zeit als Lehrender durfte Joachim Baier die Dankbarkeit, Ehrerbietung und Anerkennung ob seiner überragenden Lebensleistung von ehemaligen Schülern, die ihn verehrten, immer wieder entgegennehmen.  Die ansteckende Begeisterung für den Wissenserwerb würzte Joachim Baier mit dem hohen Unterhaltungswert des Humors in einer ausgefeilten Sprache, brillant begleitet von ausgeprägten schauspielerischen Fähigkeiten. 

Joachim Baier zitierte in seinem Vortrag anlässlich seines 80. Geburtstages in der Aula des Martin-Luther-Gymnasiums den 90. Psalm: „Unser Leben währet 70 Jahre und wenn’s hochkommt, so sind es 80 Jahre und wenn’s köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen, denn es fähret schnelle dahin, als flögen wir davon“. 

Nun, es wurden 101 erfüllte Lebensjahre, wenn ihm in der letzten Zeit auch zunehmend bewusst wurde, dass mit diesem biblischen Alter oft ein Mangel an Lebensqualität, Entsagung, Schwäche und Krankheit einher geht.  In einer Trauerfeier am 23. Mai 2025 wurde vor zahlreichen ehemaligen Schülern, Freunden und Verwandten in einer bewegenden Predigt durch den Pfarrer Johann Friedrich Enke, einem ehemaligen Schüler, seiner gedacht.  Vielfach waren Worte der Dankbarkeit zu hören, dankbar für eine gemeinsame Zeit der Prägung und des Miteinanders, ganz im Sinne Albert Schweitzers, der einmal formuliert hat: „Jeder von uns hat in tiefer Dankbarkeit derer zu gedenken, die Flammen in ihm entzündet haben“.

Flammen der Begeisterung für etwas Wertvolles entzünden, genau dies vermochte Joachim Baier in trefflicher, ja mitunter unübertroffener Weise, als stets Suchender, der nun seinen Frieden gefunden hat.

Gerhard Lorenz
Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Eisenach 
Ehemaliger Schulleiter des Ernst-Abbe-Gymnasiums

Anzeige
Anzeige