Pascal Küstner als Spieler und Trainer ein Juwel beim ThSV Eisenach

Im Sommer bricht der 20-Jährige jedoch seine Zelte unter der Wartburg ab

Bevor Pascal Küstner mit 13 Jahren zum Jugendprojekt des ThSV Eisenach kam, Quartier im vereinseigenen Internat mit den Mitarbeitern Knut Schauer, Maryna Wedel und Thomas Levknecht bezog, trug er das Trikot des VfL Wanfried. Mit dem ThSV Eisenach eroberte er den Meistertitel der B-Jugend des Mitteldeutschen Handballverbandes, vor dem SC DHfK Leipzig und dem SC Magdeburg. Mit der A-Jugend, unter den Trainern Christoph Jauernik und Karsten Knöfler, spielte Pascal Küstner in der Jugendbundesliga. Seine Leistungen sprachen sich bis zum DHB herum. Auswahltrainer Klaus-Dieter Petersen berief den aufgeschlossenen Blondschopf, im Rückraum und am Kreis zuhause, sogar in den erweiterten DHB-Kader. In der Regel fuhren Mitarbeiter oder ehrenamtliche Helfer des ThSV Eisenach Pascal Küstner einmal pro Woche zum DHB-Stützpunkttraining nach Dutenhofen. Eine langwierige Fußverletzung stoppte den steilen Aufstieg. Er übernahm als 18-Jähriger das Traineramt bei der in der Thüringenliga spielenden A-Jugend des ThSV Eisenach, half – nach überstandener Verletzung – aber auch als Spieler im Eisenacher Zweitbundesligateam aus. In der laufenden Saison spielt der gerade seine Ausbildung als Physiotherapeut abschließende Pascal Küstner im Thüringenligateam des ThSV Eisenach, gehört hier zu den absoluten Leistungsträgern, steuerte zum jüngsten 42:35-Erfolg des ThSV II über den LSV Ziegelheim 13 Feldtore bei. Er führte als Coach, im Trainerquartett gemeinsam mit Jan Gesell, Uli Enke und John Martin, die C-Jugend zum Landesmeistertitel. Jetzt (am Sonntag) steht die Vorrunde zur Mitteldeutschen Meisterschaft an. Austragungsort ist ab 11.00 Uhr die Werner-Aßmann-Halle. Handball ist sein Leben. Sechs Tage in der Woche frönt Pascal Küstner seine Leidenschaft beim ThSV Eisenach. Als Trainer und Spieler. Und das mit gerade einmal 20 Lenzen!

Wir sprachen mit Pascal Küstner über Gestern, Heute und Morgen:
Glückwunsch zum Landesmeistertitel der männlichen Jugend C! Ihre Schützlinge schlossen die Landesligasaison mit 16:0 Punkte und einem imposanten Torverhältnis von 331:81 ab. Auch in beiden Finalrunden landeten Sie ausnahmslos Siege, sicherten sich hier mit 8:0 Zählern (114:54 Toren) den Titel. Hand aufs Herz, ist die C-Jugend des ThSV Eisenach so stark oder die Konkurrenz in Thüringen zu schwach?
Danke für den Glückwunsch, den ich an unser Trainerteam, alle Spieler und die uns stets unterstützenden Eltern weiter reiche. Ja, wir haben eine gute Entwicklung genommen, durch mehr Konkurrenzkampf in Thüringen könnte sich unser Team noch besser entwickeln. In der Vorrunde zur Mitteldeutschen Meisterschaft treffen wir am Sonntag auf Kontrahenten aus anderen Bundesländern; da wird sich zeigen, wo wir stehen.

Ihre Mannschaft vollzog seit dem Sommer 2018 eine deutliche Aufwärtsentwicklung. Wo liegen derzeit die Vorzüge? Wo besteht Nachholbedarf?
Die individuelle Entwicklung der Talente steht im Nachwuchsbereich, und damit auch bei uns, im Vordergrund. Die individuelle Entwicklung ging einher mit dem mannschaftlichen Erfolg. Wir interpretieren schnellen und – für die Altersklasse – technisch versierten Handball. Alle bringen sich in das Spiel ein. Nachholbedarf haben unsere Spieler zweifellos im athletischen Bereich, in punkto Kraft und Ausdauer sowie im individuellen Abwehr- und Angriffsspiel.

Mit Yannik Seidel, Elias Wöhler und Joel Stegner stehen die Söhne einstiger Eisenacher Bundesligaspieler im Kader. Gibt es Talente, die den Weg „nach ganz oben“ schaffen könnten?
Es gibt Talente, die es schaffen könnten. Namen im C-Jugend-Alter zu nennen, verbietet sich von selbst. In den folgenden Jahren kann noch so viel passieren. Es gibt ja auch Spätentwickler. Der Weg zum Bundesligaspieler ist freilich hart und lang, erfordert die Erfüllung vieler Komponenten, nicht nur sportlicher. Die Tür steht allen offen. Sie zu durchschreiten, das liegt an jedem selbst.

Am Sonntag, 07.06.2019 absolviert ab 11.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle die Vorrundengruppe 2 ihre Spiele zur Mitteldeutschen Meisterschaft der männlichen Jugend C. Neben dem ThSV Eisenach sind die Altersgefährten des HC Elbflorenz und der SG Kühnau/Dessau auf Punkte- und Torejagd. Wie sieht Ihre Zielstellung aus? Wie soll das umgesetzt werden?
Kurz zum Modus: Von 3 Teams der Vorrundengruppe qualifizieren sich die besten zwei für die Finalrunde der Mitteldeutschen Meisterschaft. Ein Sieg dürfte reichen. Wir werden sehen, wie bereits erwähnt, wo wir außerhalb Thüringens stehen. Unser Ziel ist klar, das Erreichen der Finalrunde. Wie wollen wir dieses erreichen? Eine gute Abwehrarbeit im Zusammenspiel mit dem Torhüter soll den Grundstein bilden. Aus der Abwehr wollen wir unser Tempospiel aufziehen, über die Schnelle Mitte, aber auch im Positionsangriff. Ich hoffe, alle Spieler sind an Deck. Wir alle hoffen auf uns zahlreich unterstützende Zuschauer. Unsere Eltern übernehmen wieder die Versorgung.

Kommen wir auf Ihre Person zu sprechen. Auf Ihre Vita sind wir im Vorspann eingegangen. Kürzlich unterzeichneten Sie beim hessischen Landesligisten VfL Wanfried einen Vertrag als Spieler. Sie hinterlassen beim ThSV Eisenach als Spieler, Trainer und von der charakterlichen Komponente ein ganz großes Loch. Außenstehende würden Ihren Wechsel als sportlichen Abstieg betrachten. Wie sehen Sie die Lage?
Ich möchte mich zuerst für die Möglichkeit für 7 Jahre Handball beim ThSV Eisenach bedanken. Als Spieler und Trainer. Es ist nicht selbstverständlich, dass einem so jungen Mann so viel Vertrauen entgegengebracht wird. Ohne dieses Vertrauen wären die Erfolge als Spieler und Trainer nicht möglich gewesen. Das möchte ich betonen! Meinen Wechsel zum VfL Wanfried sehe ich nicht als sportlichen Abstieg. Der VfL Wanfried hat das Ziel, in die Oberliga Hessen aufzusteigen. Die Chancen hierzu stehen gut. Neben der sportlichen Seite ist auch die berufliche zu erwähnen. Ich werde diesen Sommer meine Ausbildung abschließen, möchte im Beruf Fuß fassen. Und, auch das ist wichtig, ich rücke wieder näher an meine Familie heran.

Fühlen Sie sich beim ThSV Eisenach nicht mehr wohl oder war das Gesamtpaket des VfL Wanfried zu überzeugend?
Es gibt ein bis zwei Dinge, die mir in letzter Zeit nicht gefallen haben. Zusagen wurden nicht eingehalten. Die zweite Männermannschaft, zu der ich gehöre, muss die gesamte Saison nur mit ganz wenigen Spielern auskommen. Das spiegelt sich im Training und im Punktspiel wieder. Dadurch hat meine Motivation sehr gelitten. Mein Ansinnen, leistungsorientiert Handball zu spielen, ist dadurch nicht möglich. Eine ganz andere Situation bietet sich mir beim VfL Wanfried, deren Verantwortungsträger sich intensiv um mich bemüht haben. Ich spürte sofort, hier bin ich herzlich willkommen. Trainingseinheiten mit vollem Kader, zu dem auch der Ex-Eisenacher Stephan Harseim im Tor gehört, lassen eine ganz andere Spielvorbereitung zu. Die Verantwortlichen des ambitionierten VfL Wanfried und ich kamen schnell auf einen Nenner. Das Gesamtpaket passt ganz einfach.

Die Tür zum ThSV Eisenach ist aber wohl nicht für immer zu?
Man soll bekanntlich niemals Nie sagen. Man sieht sich stets 2-mal im Leben. Eine Floskel, die aber stimmt! Ich wünsche dem ThSV Eisenach für die nächste Saison, für die bevorstehenden Aufgaben viel Erfolg. Ich möchte mit Nachdruck allen danken, die mich während meiner Zeit beim ThSV Eisenach unterstützt haben, den Trainern und Spielern samt den Eltern sowie einigen Vorstandsmitgliedern meines siebenjährigen Engagements.

Th. Levknecht

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