Rainer Osmann: «Lieber jetzt was anpacken»

Ein Eisenacher ist seit Freitag offiziell Nationaltrainer der Handball-Männer von Österreich. Rainer Osmann, der am 6. Juli 51 Jahre alt wird, unterzeichnete einen Vertrag für 18 Monate mit einer Option. Acht Jahre war er erfolgreich für den ThSV Eisenach als Trainer aktiv, zuvor war er selbst Spieler bei Motor Eisenach. Unser Mitarbeiter Rainer Beichler fragte beim Handball-Urgestein nach.

Wie war der Weggang von Eisenach?
Rainer Osmann: Schmerzvoll! In der Situation für beide Seiten zu diesem Zeitpunkt die richtige Lösung. Im Nachhinein gibt es keinen bitteren Nachgeschmack. Ich bin Eisenacher und bleibe Eisenacher und werde dem Verein zur Seite stehen.

Gab es danach eine Pause, Abstand vom Handball?
Rainer Osmann: Ich habe mich acht Wochen ins Geschäft gestürzt. Relativ schnell kam das Angebot aus der zweiten Liga, von Erlangen, mit einer tollen Perspektive. Mein Motiv hinzugehen und nicht auf die erste Liga zu warten.

Woran lag das Scheitern?
Rainer Osmann: Ich bin wie ein Unternehmensberater aufgetreten, der die Mannschaft vom Abstiegsplatz zum 8. Platz geführt hat. In Erlangen gab es aber Ziele zur Erstklassigkeit in ein bis drei Jahren. Ich fordert die Mannschaft gezielt zu verstärken, dass wurde auch akzeptiert. Problem: In den letzten Jahren hat ein Mann zu 80 Prozent den Verein finanziert. Andere Sponsoren sollten in vier Wochen mit ins Boot steigen, dass misslang. Jetzt spielen sie in der Oberliga und spielen mit Leuten aus der Region. Und dann gibt es in Erlangen noch einen Handballverein.

Zurück nach Eisenach und dann kam ein Anruf?
Rainer Osmann: Ab März gab es Angebote und Kontakte von TUSEM Essen, THW Kiel, Rostock, eine Nachfrage für die Frauennationalmannschaft, ein Angebot für die DHB-Junioren und dann für die österreichische Nationalmannschaft. Die beiden letzteren waren sehr interessant. Ich haben mich dann für einen ganz neuen Schritt entschieden. Man sollte im Leben mal was anderes machen und mit anderen Menschen was zu tun haben. Keiner kann sagen, wie es ausgeht. Eine reizvolle Aufgaben mal nicht im Klub zu trainieren.

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Eine persönliche Entscheidung?
Rainer Osmann: Ja. Für mein Büro hier in Eisenach passte es gut. Ich bleibe in Eisenach, bin aber auch eine gewisse Zeit in Österreich. Die Arbeit wird mit von Eisenach aus gesteuert. Fünf Spieler sind in Deutschland, in Melsungen, Essen, Göppingen und Pfullingen, dann werde ich an den Wochenenden in Österreich Spiele beobachten, die Clubs aufsuchen. In kleinen Gruppen werden wir trainieren.

Wie ist der Handballsport in Österreich einzuordnen?
Rainer Osmann: Ich würde die höchste Spielklasse mit der 2. Bundesliga vergleichen. Mittlerweile gibt es Profis und Halbprofis. Es sind zehn Klubs mit vielen Ausländern, zweitklassige, die anderen sind in Deutschland. Die Österreicher haben aber eine sehr gute Nachwuchsarbeit. Und da lässt sich was nach vorne bewegen. Seit acht Jahren schafften sie keine Qualifikation zu internationalen Meisterschaften. In zwei, drei Jahren wollen wir dort angreifen.

War es nun ein Wunsch nach Österreich zu gehen?
Rainer Osmann: Von Angeboten war es reizvoll. Es gab auch die Variante, ein halbes Jahr sich zurücklehnen und warten was in der Bundesliga passiert, bis die ersten Trainer entlassen werden. Vielleicht bist du dabei? Aber das war keine Garantie. Die Angebote sind deutlich mein Name zählt, aber wie lange? Lieber jetzt was anpacken, was anderes machen und es ist für mich eine Ehre.

Wie nahmen es die Österreicher auf, ein Deutscher und dann noch aus dem Osten?
Rainer Osmann: Der Verband ist heiß auf mich. Sie wollten eine längeren Vertrag. Ich habe kein Druck. Im August möchte ich mit allen Klubtrainern und Nationalspielern zusammenkommen, schwierig Termine zu finden. Die Klubs müssen allein für die Fitness der Spieler verantwortlich sein, ich kann nur die richtigen Spieler suchen und Taktik machen. Meine Arbeit in Eisenach kennen die Österreicher genau und wissen, dass ich was beim ThSV bewegt habe. Erstmals haben sie einen Trainer nur für die Auswahl. Und in der Eisenacher Halle werde ich jetzt wieder öfters zu sehen sein, wenn ich Spieler beobachte.

Wie ist die Einschätzung zu Eisenach und die Bundesliga 2001/2002?
Rainer Osmann: Die Spitze wird noch enger mit Magdeburg, Flensburg, Lemgo, Kiel, Wallau zusammenrücken. Es gibt ein ausgewogenes Mittelfeld, wobei die Aufsteiger auf Grund des riesigen Zuschauerpotentials zu beachten sind. Für Eisenach ist es eine gute Gelegenheit. Die Region sollte sich im klaren sein, eine Mannschaft zu haben die in der Bundesliga spielt, egal ob die Platzierung besser ist oder ob es einmal eng wird. Man muss alles geben.

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