SPD: Ehrengrab für Eisenachs ehemaligen OB Karl Hermann

Zur Stadtratssitzung im Monat Juni (20. Juni) hat die SPD-Fraktion einen Antrag gestellt, das bisherige Privatgrab des ehemaligen Eisenacher Oberbürgermeisters Karl Hermann auf dem städtischen Friedhof in ein Ehrengrab zu überführen und damit in städtische Pflege zu nehmen. Die Kosten hierfür in Höhe von etwa 200 € jährlich seien durch den Zuschuss zur Bewirtschaftung des Friedhofes in Höhe von 145000 € mit abgedeckt.
Der für die SPD-Fraktion von Christiane Winter und Thomas Levknecht eingereichte Antrag hat folgenden Wortlaut:

Zu den herausragendsten Persönlichkeiten Eisenachs zählte zweifellos Karl Hermann, Oberbürgermeister unserer Stadt von 1945 bis 1946.
Karl Hermann wurde am 28. November 1995 unweit Eisenachs, in Unkeroda, geboren. Von Beruf Maurer wirkte Karl Hermann 1909 als Gewerkschaftssekretär, 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, kam er im Mai in Galizien in russische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er Vorsitzender des Eisenacher Arbeiter- und Soldatenrates. 1919/20 gehörte er dem Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach an. Nach der Gründung des Landes Thüringen war er von 1920 bis 1933 Landtagsabgeordneter und von 1921 bis 1924 Innenminister der SPD/USPD geführten Landesregierungen. Von 1926 bis 1933 arbeitete Karl Hermann als Geschäftsführer der Sozialen Baubetriebe Mitteldeutschland. Von 1928 bis 1930 war er Reichstagsabgeordneter. Nach 1933 wurde Karl Hermann wegen Widerstandsarbeit mehrfach verhaftet. 1944 warfen ihn die Nazis in das KZ Sachsenhausen. Auf dem Todesmarsch zur Evakuierung des Lagers im April 1945 gelang ihm die Flucht. Von 1945 bis 1946 war er Oberbürgermeister in Eisenach, von 1946 bis 1950 Mitglied des Thüringer Landtages, von 1948 bis 1950 Oberbürgermeister in Mühlhausen. 1950 zog er sich, offiziell nach «langer schwerer Krankheit», resignierend aus allen Ämtern zurück. Karl Hermann starb am 1. Oktober 1973 in Eisenach.
Die Stadtverordnetenversammlung Eisenach verlieh Karl Hermann 1966 das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Einen Hinweis darauf, dass mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts auch eine öffentliche Grabpflege des verstorbenen Geehrten verbunden ist, konnte nicht ermittelt werden.
Ehrenbürgerschaft bedingte nicht ein Ehrengrab oder umgekehrt. Auf dem Eisenacher Friedhof gibt es Ehrengräber für Personen, die aber nicht Ehrenbürger sind. Dennoch gab es Ehrenbürger Eisenachs, bei denen die Stadt die Grabpflege wahrnahm/wahrnimmt. Ebenso gibt es Nicht-Ehrenbürger, bei denen die Stadt beschlossen hat, das Grab in besonderer Weise zu pflegen.
Wir beantragen, das Privatgrab von Paul Hermann, dessen Laufzeit demnächst endet, aufgrund seiner Verdienste um unsere Stadt, in ein Ehrengrab überzuführen.

Folgende Ehrengräber bestehen derzeit auf dem Eisenacher Friedhof:
Karl Hofferbert (Stadtbaurat und Baudirektor, errichtet um 1922)
Prof. Dr. Max Nitze (Geheimrat), errichtet um 1906
Friedrich Janson (Oberbürgermeister)
Friedrich Lienhard (Journalist, Dichter und Schriftsteller), errichtet um 1929
Moritz Mitzenheim (Landesbischof)
Fritz Reuter (Dichter), errichtet um 1875
Wilhelm Rinkens (Komponist und Bundesliedermeister), errichtet um 1933
Paul Friedrich Schröder (Hauptschriftleiter Eisenacher Zeitung, Theaterkritiker), errichtet um 1921
Paul Rudolf Eduard Stöhr (Geheimer Kommerzienrat)

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