SPD empfing Gast aus Mogilew

Die Sozialdemokraten der Wartburgstadt pflegen die Städtepartnerschaft zwischen Eisenach und Mogilew. Jährlich laden sie ein Mitglied der jungen Belorussischen Sozialdemokratischen Partei „Volksmasse“ ein. In diesem Jahr weilte der 26-jährige Sergej Michalowitsch Fumanow in Eisenach. SPD-Vorstands- und Stadtratsmitglied Eckhard Lindner hatte auch in diesem Jahr mit seinen Mitstreitern ein vielfältiges Besuchsprogramm zusammengestellt, um dem Gast Eisenach in Vergangenheit und Gegenwart erlebbar zu machen.

Wissbegierig besuchte der Assistent an der Universität in Mogilew sowohl die Wartburg als auch Opel. In der Behindertenwerkstatt der Diakonie verfolgte er die Herstellung von Tapezierbrettern. In Creuzburg traf er die verdienstvolle Sozialdemokratin Friedel Steinhardt, die mit Hilfsaktionen Bürgern in Mogilew in der Vergangenheit mehrfach half. Auch Eisenachs Oberbürgermeister Gerhard Schneider empfing den Gast aus der Partnerstadt.

Während einer öffentlichen Gesprächsrunde in der Gedenkstätte „Goldener Löwe“ berichtete der gegenwärtig an einer Doktorarbeit mit Schwerpunkt Widerstands-Punktschweißen arbeitende Sergej Michalowitsch Furmanow über die aktuelle Lage in seiner Heimat. Die Menschen in Weißrußland können mit Begriffen wie Demokratie und sozialdemokratische Partei einschließlich deren Ziele, Parlamentarismus und freie Wahlen nicht viel anfangen. Furmanow und seine Gefährten sehen ihre plitische Aufgabe daher in erster Linie in der Aufklärung und Information der Bevölkerung. Das gestaltet sich allerdings äußerst schwierig. Die Sozialdemokraten sind in Weißrußland zwar offiziell als Partei registriert, werden aber von den Machthabern stark behindert. In den staatlich kontrollierten Zeitungen werden beispielsweise keine Berichte über die Sozialdemokratie veröffentlicht. Unabhängige Zeitungen stellen nach und nach ihr Erscheinen ein. Die wenigen nach existierenden unabhängigen Publikationen wagen noch kaum, regimekritische Artikel zu veröffentlichen. So versuchen die Sozialdemokraten in Weißrußland halblegal bzw illegal mit Flugblättern die Menschen zu erreichen. Aber selbst die Sozialdemokraten in Mogilew und Weißrußland haben nur vage Vorstellungen über kommunale Selbstverwaltung. So war für Furmanov ein diesbezügliches Seminar in Schleswig-Holstein, zu dem ihn Eisenachs SPD-Stadtratsmitglied Regina Stein begleitete, äußerst lehrreich. Er selbst bemüht sich, um auch beruflich voran zu kommen, über den Deutschen Akademischen Austauschdienst um eine Praktikumstelle an der Universität in Aachen, um dort drei Monate wichtige Erfahrungen für seine persönliche berufliche Laufbahn, aber auch zugleich für die Menschen in seiner Heimat zu sammeln. Der Aufenthalt in Eisenach war für ihn ein ganz wichtiger Meilenstein.

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