ThSV Eisenach erinnert sich in Dankbarkeit an verstorbenen Werner von Moltke

Der ehemalige Zehnkampf-Europameister und Volleyball-Verbandschef Werner Graf von Moltke ist tot. „Werner von Moltke war eine der prägendsten Figuren, die es im Volleyball jemals gegeben hat. Er hat unglaublich viel für die Sportart Volleyball getan und war – obwohl er aus der Leichtathletik kam – positiv volleyballverrückt“, sagte DVV-Präsident René Hecht in einer Erklärung des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), den von Moltke von 1997 bis 2012 als Präsident geführt hatte. Von Moltke starb in der Vorwoche im Alter von 83 Jahren.

Der ThSV Eisenach erinnert sich in Dankbarkeit an Werner von Moltke. Eisenachs Handballurgestein Rainer Osmann, Spieler, Kapitän und Trainer, erinnert sich an die Wendejahre 1989/90: „Ich habe Helmut von Moltke, den Sohn von Werner von Moltke, 1988 in Ungarn auf einem Campingplatz kennengelernt. Er stand Anfang 1990 nach Grenzöffnung vor meiner Wohnung in Eisenach. Helmut von Moltke war auch zur Großversammlung von Motor Eisenach, in der es um den Zusammenhalt aller Sektionen ging. In einem Redebeitrag plädierte er dafür. Es gelang nicht.  Aus der Sektion Handball der BSG Motor Eisenach gründete sich der ThSV Eisenach. Hernach gründeten die anderen Sektionen eigene kleine Vereine. Vertan die Chance, auf einen großen und starken Sportverein in Eisenach! Helmut von Moltke war es auch, der mir den Kontakt zu seinem Vater Werner von Moltke herstellte. Ich habe im August 1990 bei Werner von Moltke, er war damals in leitender Funktion bei adidas in Herzogenaurach, unweit wo ich heute lebe, die erste Ausrüstung von adidas als Geschenk (!) an den neu gegründeten ThSV Eisenach entgegengenommen und nach Eisenach gebracht. Ich habe durch Helmut von Moltke immer Kontakt mit seinem Vater gepflegt, habe Respekt vor dem Sportler und Funktionär Werner von Moltke.“

Im Jahr 1992 erhörte Helmut von Moltke den Hilferuf aus Eisenach, übernahm für eine Legislatur den hoch verschuldeten ThSV als Präsident, rettete ihn vor dem Abgrund.

Ein Sportler durch und durch

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Werner Graf von Moltke war zwar Präsident, aber immer ein Sportler durch und durch. Als Zehnkämpfer gewann er 1966 die EM-Goldmedaille in der Königsdisziplin der Leichtathletik. Als er nicht zum Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gewählt wurde, fand er seine neue sportliche Heimat im Volleyball. Mit seiner Wahl zum DVV-Präsidenten 1997 auf dem Verbandstag in Münster startete gleichzeitig eine neue Ära im deutschen Volleyball.

Von Beginn an etablierte er sich als „Macher“. Er holte die erste Frauen-WM (2002) nach Deutschland und kurze Zeit später die erste Beach-WM (2005). Die Olympia-Qualifikationsturniere (2000, 2004, 2008, 2012), die dreimal das Sprungbrett zu den olympischen Turnieren bedeuteten, und die Europameisterschaften (2003 Männer, 2004, 2008, 2010 Beach und 2013 Frauen), die mit dreimal EM-Gold (Beach) und viermal EM-Silber (2x Beach, 2x DVV-Frauen) glänzend endeten, unterstrichen die Leidenschaft, mit der er zu Werke ging. Mit seinem Engagement gab er dem Volleyball der breiteren Öffentlichkeit ein Gesicht.

Für Action war unter ihm immer gesorgt: Legendär sein Sprung auf die Jubeltraube der DVV-Frauen nach der sensationellen Olympia-Qualifikation 2000 in Bremen oder sein vehementes Handeln bei der Beach-WM 2005, als er sich bei einem angedrohten Spielerstreik gegenüber dem Weltverband kurzerhand auf die Seite der Sportlerinnen und Sportler schlug.

Seine Art kam sehr gut an. So sagte einst Ex-Bundesinnenminister Otto Schily über ihn: „So einen positiv verrückten und durchsetzungsstarken Präsidenten wünsche ich mir auch für andere Sportverbände.“ Von Moltke war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, des Silbernen Lorbeerblattes und des Goldenen Bandes der Berliner Sportpresse.

Th. Levknecht

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