Veränderungen waren unausweichlich

ThSV-Präsident Shpetim Alaj zur Lage im Verein

Zur Situation beim ThSV Eisenach sprachen wir mit Präsident Shpetim Alaj:
Hinter dem ThSV Eisenach e.V. liegen unruhige Wochen. Wie sieht der Präsident des Vereins die Lage?
In den vergangenen zwei Jahren haben wir mehr als je zuvor in unseren Jugendbereich investiert. Nach vielen Jahren haben wir wieder einen hauptamtlichen Jugendkoordinator in Vollzeit mit einer Co-Finanzierung durch den Landessportbund eingestellt. Dieser war mit der A-Lizenz ausgestattet. Wir habe alle Vereinsmannschaften komplett neu eingekleidet. Im Lehrlingswohnheim haben wir mit der Unterstützung des Landratsamtes des Wartburgkreises für auswärtige junge Sportler gute Quartiermöglichkeiten geschaffen. Wir wissen, wo der Schuh drückt: Wir streben eine Wochenendbetreuung an.

Wir sind gut vorbereitet und frohen Mutes für unseren Nachwuchs in die Saison 2022/2023 gestartet. Die gewünschte Aufbruchstimmung blieb aus. Ich sehe hierfür verschiedene Gründe. Im Bereich des Trainerstabes gab es massive Probleme, die nicht vorhersehbar waren. Die Folgen der Corona-Pandemie spielten dabei aus meiner Sicht eine große Rolle. Nach 2 Jahren Corona mit seinen Einschränkungen ist das Nervenkostüm vieler Menschen erheblich angekratzt. Kommunikation, Miteinander, Toleranz und Hilfsbereitschaft sind in unserer Gesellschaft zurückgegangen. Davon ist auch unser Verein nicht verschont geblieben. Als Folge daraus stellten wir fest, dass die Kommunikation zwischen Trainerstab, Eltern, Spielern und Schulen nicht wie gewünscht funktionierte. Wir haben als Vorstand viele Gespräche mit allen Beteiligten geführt und versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden, im Sinne des Vereinslebens, unserer Talente und auch unserer Vereinstradition. Leider ist es uns nicht gelungen, ohne einen relativ großen Schnitt die Situation zu bereinigen, mit dem Ziel eines positiven Zusammenlebens im Gesamtverein. Der gewünschte Leistungssportgedanke, den wir weiterhin verfolgen wollen in Verbindung mit schulischer Ausbildung, wurden nicht von allen mitgetragen. Von einigen Eltern nicht, von einigen Spielern nicht. Wir mussten dem Rechnung tragen. Auch, damit in unserem Verein keiner auf der Strecke bleibt, wenn er Leistungssport nicht auf dem Schirm hat. Um Ruhe, Kontinuität und Leidenschaft in unserem Verein zu bewahren, sah sich der Vorstand veranlasst, einzuschreiten. Zu den Entscheidungen zählte auch die vorzeitige Trennung von unserem Jugendkoordinator. Wir haben die Stelle des Jugendkoordinators neu ausgeschrieben, auch in der Fachzeitschrift „Deutsche Handballwoche“. Wir befinden uns in der finalen Entscheidungsphase.

Wie wird derzeit das Training im Jugendbereich abgesichert?
Trainer Jan Gesell ist umgehend in unseren Nachwuchstrainerstab zurückgekehrt. Unsere Zweitbundesliga-Mannschaft und Maik Nowak als Sportlicher Leiter haben freundlicherweise dafür gesorgt, dass keine Lücke im Trainingsbetrieb entsteht. Dafür herzlichen Dank!

Diese Aussagen betreffen den Nachwuchs. Wie sehen Sie die Situation der zweiten Männermannschaft?
Unsere zweite Männermannschaft ist mit dem selbst erklärten Ziel, Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga, in die Thüringenliga-Saison gestartet. Wir haben alle Wünsche des Trainers erfüllt. Erfolge blieben aus. Es galt eine Niederlagenserie zu konstatieren. Die Erklärungen des Trainers, der beste Bedingungen vorgefunden hat, waren nicht nachvollziehbar, nicht überzeugend. Völlig überraschend, einen Tag vor dem Trainingsbeginn in Vorbereitung des zweiten Teiles der Saison, erreichte uns die überraschende Kündigung des Trainers, der erst kurz zuvor weitere Aufgaben im Jugendbereich übernommen hatte. Die Argumentation seinerseits von mangelndem Vertrauen seitens der Vereinsführung, entbehrte jeglicher Grundlage. Wir hatten ihn gerade mit zusätzlichen Aufgaben ausgestattet. Wie das so manchmal im Leben ist, sein Weggang erwies sich für uns als Glücksfall. Mannschaftskapitän Qendrim Alaj übernahm die Rolle des Spielertrainers. Plötzlich gewann die Mannschaft, vier Pflichtspiele am Stück, unterlag dem verlustpunktfreien Tabellenführer Sonneberger HV nur knapp, blickt optimistisch in die Zukunft.

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Im Vereinsvorstand gab es kürzlich Veränderungen, auch in den Verantwortungsbereichen?
Nicht betroffen davon sind der Präsident und Vizepräsident. Damit wir die überaus vielen Aufgaben besser realisieren können, haben wir ein neues Mitglied in den Vorstand kooptiert. Wir freuen uns, dass Roberto Gewalt, Mitarbeiter unseres langjährigen Partners Wartburg-Sparkasse, sich bereit erklärt hat, in den Vorstandsreihen ehrenamtlich zu engagieren. Während der letzten Vorstandssitzung haben wir einige Aufgaben neu verteilt, einige sind verblieben. Alles sind ehrenamtliche Funktionen! Dorothee Schwertfeger verbleibt als Schatzmeisterin, Till Bitterlich als Sportlicher Leiter. Silvana Theuvsen übernimmt den Bereich Kommunikation innerhalb des Vereins, Roberto Trautmann Marketing, Rene Kliebisch Recht, Bernd Fichtner Jugendwart und Roberto Gewalt als Geschäftsführer. Wir hoffen, dass dies zur besseren inneren Organisation führt. Hierbei sind natürlich alle gefragt.

Eigentlich seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema, eine neue Arena, eine neue überdachte Sportfläche für den Schul- und Vereinssport, für kulturelle Veranstaltungen, die aber auch Standards der 1. Handballbundesliga erfüllt. Der Bau im Industriedenkmal O 1 des ehemaligen Automobilwerkes kristallisierte sich heraus, finanzielle Mittel wurden vom Land Thüringen und vom Bund bereitgestellt. Ohne eine neue Arena hat Bundesliga-Handball an so traditionsreicher Stätte keine Zukunft. Doch es tut sich nichts…?
Ja, über eine neue Arena im einstigen O 1 des Automobilwerkes ist viel gesprochen und geschrieben worden. Ja, ich bin ziemlich enttäuscht. Dennoch, ich bin zuversichtlich, dass das Projekt umgesetzt wird. Meine Hoffnung, als Präsident des ThSV Eisenach das Eröffnungsband mit durchzuschneiden, ist allerdings in weite Ferne gerückt. Leider!

Die Entwicklung der ersten Mannschaft des ThSV Eisenach ist in aller Munde, strahlt weiter über unsere Stadtgrenzen, ja sogar über
die Landesgrenzen Thüringens. Der Aufstieg in die 1. Handballbundesliga der Männer scheint sportlich greifbar. Wie beurteilt der Präsident die Situation?
Ich freue mich riesig über die sportliche Entwicklung unserer ersten Männermannschaft. Was jeder einzelne Spieler, der Trainer- und Betreuerstab leisten, ist geradezu sensationell. Vermehrt finden die Menschen wieder den Weg in die Werner-Aßmann-Halle, wenn der Spieltag nicht ein Mittwoch ist, erfreuen sich am erfolgreichen Handball unseres Teams. So eine Leistung entfacht eine Euphorie, sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Sponsoren und Partnern, wovon unser gesamter Verein profitiert. Die Erstliga-Aufstiege in den vergangenen Jahren haben uns im Endergebnis fast zum wirtschaftlichen Niedergang geführt. Deshalb müssen wir aufpassen, dass sich das nicht wiederholt. Ich bin guter Dinge und sicher, dass unser Geschäftsführer Rene Witte das Ganze überblickt.

Ich habe selten so eine eingeschworene Truppe mit Super-Typen ohne Starallüren, mit Kämpferherz und professioneller Einstellung gesehen. Unser Trainer geht mit einer beispielhaften Einstellung und Philosophie vorneweg!

Welchen persönlichen Wunsch haben Sie?
Ich hoffe, es zieht überall Frieden in der Welt ein. Friede in unseren Köpfen, Friede in unsere Herzen!

Interview: Th. Levknecht

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