Wechsel als notwendigen Schritt für die weitere Entwicklung

Nachgefragt bei Hannes Iffert, der vom ThSV Eisenach zur HSG Bieberau/Modau wechselt

Kreisspieler Hannes Iffert gehört zu jenen, die Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach gerade verlassen. Der 23-Jährige schließt sich ab dem 01.07.2020 Drittligist Falken HSG Bieberau/ Modau an. Wir sprachen mit dem in Eschwege geborenen und in Röhrda aufgewachsen 1,93 Meter und 103 Kilo auf die Waage bringenden Blondschopf.

Sie kamen vor 7 Jahren als B-Jugendlicher zum Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach, bezogen im damals vereinseigenen Sportinternat Quartier. Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen kamen Sie seinerzeit, welche haben sich erfüllt?
Als so junger Spieler habe ich natürlich gehofft, sportlich so weit wie möglich zu kommen, es in die 1. Männermannschaft des ThSV Eisenach zu schaffen, vor vollbesetzten Rängen in der Werner-Aßmann-Halle auflaufen und spielen zu dürfen. Das hat sich für mich so weit erfüllt. Ein bisschen mehr geht ja immer, insofern waren die Erwartungen und Hoffnungen vielleicht sogar etwas höher. Rückschläge einzustecken, das gehörte auch zu der Zeit beim ThSV Eisenach. Im Großen und Ganzen haben sich die Hoffnungen und Erwartungen erfüllt.

Sie waren Kapitän des Jugendbundesligateams des ThSV Eisenach…?
Die erstmalige Qualifikation für die Jugendbundesliga mit Christoph Jauernik als Trainer war ein Top-Highlight, ein echter Meilenstein! Zum Team gehörten unter anderem Jason Mignon, Jonas Richardt, Marko Röll, Markus Collatz, Nils Hemleb, Lars Fichtner und Felix Krüger. Wir waren eine tolle Truppe! Dass mir in der darauffolgenden Saison die Rolle des Kapitäns übertragen wurde, ehrte mich ganz besonders. Ich konnte in diesen Jugendbundesliga-Spielen sehr viel Erfahrungen sammeln und es hat zugleich riesigen Spaß gemacht. Ich habe, vom Zusammenspiel mit unseren Spielgestaltern Jason Mignon und Lars Fichtner profitierend, als Kreisspieler über 100 Tore markiert. Velimir Petkovic, Coach der seinerzeit in der 1. Handballbundesliga spielenden Eisenacher Männermannschaft, wurde auf mich aufmerksam. Ich kam zu meinem ersten Einsatz in der Beletage des deutschen Handballs.

Richtig. Das war im hessisch-thüringischen Derby zwischen der MT Melsungen und dem ThSV Eisenach in der ausverkauften Rothenbach-Halle Kassel, als Sie, von ganz viel Beifall der Eisenacher Fankolonie begleitet, eingewechselt wurden….
Daran erinnere ich mich noch genau. Ein unvergessliches Erlebnis! Unsere Wechselbank stand in mittelbarerer Nähe des prall gefüllten Eisenacher Fanblocks. Die Reaktion der Eisenacher Fans auf meine Einwechslung, das war eine Gänsehaut-Moment! Und das absolute i-Tüpfelchen: Ich warf meine ersten Erstbundesliga-Tore. Solch einen Tag vergisst man nie!

Welchen Typ des Kreisläufers verkörpern Sie?
Ich entspreche nicht dem Klischee des Kreisläufers der viel steht, auf die Zuspiele wartet. Ich sehe mich eher als den läuferischen Kreisläufer, der nicht nur auf die Zuspiele wartet, der auch für die Mitspieler arbeitet, für sie versucht den Weg freizumachen.

Manchmal wurden Sie auch mit speziellen Abwehraufgaben betraut?
Ich habe mein Abwehrspiel in den letzten Jahren verbessert, kann nun nicht nur auf der Halbposition, sondern auch im Innenblock decken. Ich entwickelte mich zu einer guten Alternative, um die Abwehr zu verstärken, anderen Pausen zu gönnen oder auch für einen Angriffs- und Abwehrwechsel.

Rückblickend, welche Highlights bleiben Ihnen in Erinnerung? Was waren schwere Stunden?
Highlights waren die bereits erwähnte erstmalige Qualifikation für die Jugendbundesliga, das bereits ebenso angeführte Debüt in der 1. Handballbundesliga und der Wiederaufstieg im Vorjahr in die 2. Handballbundesliga. Schwere Stunden waren mein komplizierter Fußgelenkbruch mit einer langen Reha-Phase und der Abstieg aus der 2. Liga; der absolute Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte nach einer Negativspirale auf allen Ebenen.

Wie sehen Sie Ihre weitere Entwicklung seit jenem Tag in der Kasseler Rothenbach-Halle?
Ich habe körperlich zugelegt, die gerade angesprochene Verletzung weggesteckt, durch Verletzungsprophylaxe immer weniger Probleme, spielerisch zugelegt, Erfahrungswerte gesammelt und freue mich, diese nun endlich auf dem Parkett zeigen zu können.

Sie waren zuletzt mit Ihren Einsatzzeiten nicht zufrieden, entschieden sich auch deshalb für einen Wechsel?
Ja, die wenigen Einsatzzeiten sowie die fehlende Wertschätzung gaben den Ausschlag. Ganz klar, mir bietet sich bei meinem neuen Verein die Möglichkeit, mein vorhandenes Potential endlich auch zu zeigen.

Verabschieden Sie sich mit Ihrem Wechsel vom professionellen Handball, hat Ihr neuer Verein doch keine höherklassigen Ambitionen?
Ich will Handball aktiv auf dem Parkett spielen. So viel wie möglich. Ich verabschiede mich nicht vom professionellen Handball, meine Einstellung zum Handball ändert sich nicht. Die HSG Bieberau/Modau, in einem familiären Umfeld geradezu grandios eingebettet, ihre eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzend, hat aktuell nicht das Ziel, in die 2. Handballbundesliga, in der sie ja schon spielte und seinerzeit dem ThSV Eisenach oft ganz erhebliche Probleme bereitete, aufzusteigen. Der größtmögliche sportliche Erfolg in der 3. Liga lautet die Vereinsphilosophie. Was mich betrifft, ich werde ähnlich wie in Eisenach, zweigleisig fahren, mit einer Mischung aus Beruf und Handball. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben. Meine Freundin wird nach dem Abschluss des Studiums mit nach Groß-Bieberau ziehen. Meine neue Wohnung befindet sich unweit der Halle. Ja, es ist ein Wechsel von der zweiten in die dritte Liga, aber ich persönlich verabschiede mich nicht vom professionellen Handball. Der Wechsel ist ein notwendiger Schritt für meine weitere sportliche Entwicklung!

Wie stellen Sie sich Ihre sportliche und berufliche Zukunft vor?
In meinem neuen beruflichen Aufgabenfeld werde ich die Erfahrungen aus meiner Tätigkeit bei den Eisenacher Versorgungs-Betrieben einbringen. Mir bietet sich eine bestmögliche Kombination aus Beruf und Handball. Ich weiß auch, als vom ThSV Eisenach gekommener Spieler wird mir eine gewisse Erwartungshaltung entgegengebracht. Diese Erwartungen will ich erfüllen, aber ebenso meine eigenen. Wir, meine Freundin und ich, freuen uns auf unsere Zeit in Groß-Bieberau.

Th. Levknecht

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