Willy Weyhrauch bringt Leistungshandball und Studium unter einen Hut

Im Interview mit dem 25-jährigen Linkshänder des ThSV Eisenach

Im Fanshop des ThSV Eisenach ist das Trikot mit der Nummer 94 mit am meisten gefragt. Publikumsliebling und Frauenschwarm Willy Weyhrauch trägt die Nummer 94. Der Linkshänder gehört seit dem Sommer 2016 zum Aufgebot des ThSV Eisenach. Er hielt dem Traditionsverein auch nach dem Abstieg 2018 in die 3. Liga die Treue, kehrte mit diesem postwendend ins Handballunterhaus zurück.

Willy Weyhrauch, am 14. März 1994 in der Lutherstadt Wittenberg geboren, stammt aus der Jugend der Berliner Füchse. Mit der A- Jugend wurde der Linkshänder 2012 und 2013 Deutscher Meister. Am 25. März 2012 debütierte er in der zweiten Mannschaft. Zur Saison 2014/15 wurde er als Nachfolger des langjährigen Rechtsaußen Markus Richwien in die Bundesliga-Mannschaft der Füchse berufen. Im Jahr 2015 gewann Willy Weyhrauch mit den Füchsen Berlin den EHF Europapokal.
Wir sprachen mit Willy Weyhrauch nach dem 28:24-Sieg des ThSV Eisenach bei der HSG Krefeld und vor dem Heimspiel der Wartburgstädter am Samstag, 07.12.2019 um 19.30 Uhr gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke:

Sie spielen nun die 4. Saison beim ThSV Eisenach, haben Höhen und Tiefen unter der Wartburg erlebt. Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft und Ihre eigene?
Ich war froh, dass viele Spieler, mit denen wir in die 3. Liga abgestiegen sind, beim ThSV Eisenach blieben, wir gemeinsam den Wiederaufstieg geschafft haben. Jene, die die Karre in den Dreck gefahren haben, haben sie auch wieder rausgeholt. Darauf bin ich schon ein Stück stolz. Im Sommer sind junge talentierte Spieler hinzugekommen, die sich mit den „alten“ gut ergänzen. Im Team steckt sehr viel Potential. Je besser wir das ausschöpfen, um so mehr können wir erreichen.

Sie haben gerade ein Studium Journalismus begonnen. Wie lässt sich Leistungshandball und Studium unter einen Hut bringen? Wie weit ist das Studium vorangerschritten? Wo sehen Sie ihre berufliche Zukunft nach der Handball-Karriere?
Eine Handball-Karriere ist zeitlich limitiert. Leistungshandball und eine berufliche Ausbildung sollten unbedingt einher gehen. Ein Plan B, was mache ich nach dem Handball, ist ganz wichtig. Die Kombination Leistungshandball und Studium ergänzt sich bei mir gut. Mehrfach in der Woche fahre ich mit dem Zug zum Studium, bin tagsüber im Hörsaal. Während der Zugfahrt kann man vieles erledigen, aber eben auch entspannen. Ich stehe gerade im ersten Semester, habe vor drei Monaten das Studium begonnen, das insgesamt 6 Semester umfasst. Der gewonnene Einblick während des Praktikums bei der Mediengruppe Thüringen, in der Lokalredaktion Eisenach der Thüringer Allgemeinen und der Thüringischen Landeszeitung, hilft mir schon beim Studium. Ich kann mir vorstellen, später im online-Bereich zu arbeiten.

In einem Interview mit einer Boulevard-Zeitung vor einigen Jahren wurden Sie folgendermaßen zitiert: Ich achte sehr auf mein Äußeres, aber übereitel bin ich nicht. Es gibt Kollegen, die für die Körperpflege länger unter der Dusche brauchen als ich.“ Trifft das auch heute noch zu?
Bitte meine Mannschaftskameraden fragen. Ich würde mich nicht als eitel bezeichnen. Ja, in jüngeren Jahren stand ich länger vor dem Spiegel.

Der ThSV Eisenach verpflichtete im Sommer mit Ante Tokic einen championsleagueerfahrenen zweiten Mann für die Linksaußenposition. Ihre Einsatzzeiten wurden weniger. Wie gehen Sie damit um?
Das ist wie in der Wirtschaft: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir ergänzen uns gut, motivieren uns gegenseitig im Training und beim Spiel. Das bringt uns beide voran. Mit dieser gesunden Konkurrenz pushen wir uns gegenseitig zu noch besseren Leistungen.

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Nach 14 Spieltagen der aktuellen Saison rangiert der ThSV Eisenach mit 19:9-Punkten auf dem 4. Tabellenplatz, mit nur einem Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz? Ist der Aufsteiger aus der 3. Liga ein Anwärter auf einen Aufstiegsplatz in die 1. Handballbundesliga?
Die derzeitige Platzierung ist eine sehr schöne Momentaufnahme. Auf das bisher Erreichte, diese 19 Pluspunkte, können wir sehr stolz sein. Wir wollen weiter oben mitspielen. Das zu schaffen, wäre schon eine ganz tolle Sache. Der ThSV Eisenach ein Aufstiegsanwärter? Jetzt und heute wohl nicht. Aber träumen davon darf man ja wohl.

Was zeichnet den ThSV Eisenach dieser Tage aus? Wo hat er aus Ihrer Sicht Nachholbedarf, wo Reserven?
Der Verein hat einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht, sich modernisiert, ohne den Anspruch eines Traditionsvereines aufzugeben. Modernes und Traditionelles wird gut zusammengeführt. Aus den Möglichkeiten wurde eine Super-Mannschaft zusammengestellt, die sich täglich weiterentwickelt. Wo haben wir noch Reserven? In unserer Auswärtsbilanz.

Willy Weyhrauch stehen mit 25 Lebensjahren alle Handball-Türen auf. Wo soll ihr persönlicher Weg in Sachen Handball noch hinführen?
Mein Blick ist auf die aktuelle Saison gerichtet. Mannschaft und ich persönlich wollen uns weiterentwickeln. Ich fühle mich beim ThSV Eisenach sehr wohl, bei der Mannschaft und dem Management. Wohin mein Weg irgendwann einmal hinführen wird, kann ich heute noch nicht sagen.

Am Samstag kommt der TuS Nettelstedt-Lübbecke in die Werner-Aßmann-Halle. Wie sehen Sie die Aufgabe?
Eine starke Abwehr im Zusammenwirken mit unseren Torhütern muss den Grundstein bilden. Aus dieser stabilen Abwehr wollen wir zu Kontern oder zur zweiten Welle starten. Unsere herausgespielten Torchancen müssen freilich auch genutzt werden. Mit unseren Fans, die bestimmt wieder für gute Stimmung sorgen werden, wollen wir einen weiteren Doppelpunktgewinn einfahren.

Ihr Lieblingsessen?
Eigentlich habe ich keine besonderen Vorlieben. Nudeln mit Omas Tomatensoße bei Koscielsky schmecken mir besonders lecker.

Ihre Lieblingsmusik?
Ich höre Charts und Klassik.

Th. Levknecht

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