Wir setzen im Team auf einen respektvollen Umgang

Auszeit mit Duje Miljak, Kapitän des ThSV Eisenach

Zum Hinrundenende in der 2. Handballbundesliga der Männer empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 21.12.2019 um 19.30 Uhr den TuS Ferndorf. Die Wartburgstädter werden von ihrem Kapitän Duje Miljak, dem ältesten Spieler, auf das Parkett geführt. Wir sprachen mit dem 36-jährigen Abwehrspezialisten:

In Ihrer Laufbahn trugen Sie die Trikots von RK Split, dem TV Emsdetten, RK Metalurg Skopje, dem ThSV Eisenach (von 2011 bis 2013 und seit 2016 wieder), dem Bergischen HC und der SG Handball West Wien. Was ist Ihnen von diesen Stationen haften geblieben?
Der TV Emsdetten war meine erste Station im Ausland. Ich weiß sehr genau, wie es ist, wenn man als junger Spieler ohne die nötigen Sprachkenntnisse zu einem Club in einem anderen Land kommt. Es waren sehr schöne drei Jahre. Ich habe in Abwehr und Angriff durchgespielt. Meine Leistung war der Anlass für eine Einladung zur Nationalmannschaft. Von Trainer Patrik Liljestrand habe ich sehr viel gelernt.
In Skopje war vieles anders, die Abläufe ungewohnt. Mit den handelnden Personen bin ich nicht zurechtgekommen. Nach der Hinrunde bin ich zum RK Trimo Trebnje nach Slowenien gewechselt. Dort hat man mich wieder aufgebaut, ich bekam viele Spielanteile. Erste Kontakte zum ThSV Eisenach und Adalsteinn Eyjolfsson wurden geknüpft.
Im Sommer 2011 erfolgte mein erstes Engagement beim ThSV Eisenach. Ich habe mich privat sehr wohl gefühlt, viele Freundschaften geknüpft, die ich noch heute pflege. Der Aufstieg in die 1. Handballbundesliga war natürlich ein Top-Erlebnis, das in bester Erinnerung bleiben wird. Die Zusammenarbeit mit Trainer Adalsteinn Eyjolfsson gestaltete sich schwierig. Sie war letztendlich der Grund meines Wechsels zum Bergischen HC.
Beim Bergischen HC, gerade in die 1. Bundesliga aufgestiegen, erfuhr ich einen respektvollen Umgang. Ich durfte einen Beitrag zum Klassenerhalt leisten. Ich habe vornehmlich in der Abwehr, aber auch im Angriff gespielt. Die Trennung erfolgte professionell, im gegenseitigen Einvernehmen, hatte auch ganz private Gründe.
Das Angebot aus Wien, auch von Victor Szilagyi mit eingefädelt, war für mich in diesem Moment optimal. Ich hatte es nicht so weit zu meiner noch in Zagreb studierenden Frau und zu meiner Familie. Das sportliche Konzept überzeugte mich. Ich habe viel und auch gut gespielt. Ich verlebte zwei schöne Jahre, wurde auch Vater. Es galt, auch an die Zeit nach dem Profi-Handball zu denken, Gerade als Familienvater. Als gelernter Dilpom-Ingenieur für Elektrotechnik ging ich mit Hilfe der SG Handball Westwien auf Jobsuche. Eine Firma, die Beruf und Handball im Einklang für mich anbot, wurde gefunden.
Es liefen aber auch Gespräche mit Eisenachs Manager Karsten Wöhler, der mir eine Kombination zwischen Handball und Berufseinstieg anbot. Ich erinnerte mich natürlich auch an meine eigene schöne Zeit beim ThSV Eisenach. Meine Frau hatte das Studium an der Universität abgeschlossen. Die Option Eisenach war für meine Familie ideal. Die Firmengespräche zwecks Praktikums gestalteten sich zielführend. Der angebotene 3-Jahres-Vertrag mit Einstieg ins Berufsleben war optimal.

Als der erfahrenste Spieler im Aufgebot des ThSV Eisenach tragen Sie seit dem Sommer die Spielführerbinde. Wie interpretieren Sie diese Rolle?
Die Spieler haben Respekt vor mir. Sie hören mir zu. Das ist ganz wichtig. Keiner ist sauer oder beleidigt, wenn kritische Worte fallen. Wir setzen auf einen respektvollen Während des Spieles spreche ich viel mit meinen Abwehrkollegen. Gedanken aus dem Mannschaftskreis übermittle ich dem Trainer, der hat natürlich bei allem das letzte Wort.

Wurmt es Sie, dass Sie zumeist auf die Rolle des Abwehrspezialisten reduziert werden?
Ich bekenne, früher hat mich das geärgert. Mit zunehmendem Alter sehe ich das entspannter. Ich weiß, wie unglaublich wichtig ich für die Abwehr bin. Unser Spielsystem schreibt mir die Rolle zu, mich voll auf die Abwehrarbeit zu konzentrieren, hier meine ganz Kraft zu investieren. Geht das auf, wir gewinnen, bin ich vollends zufrieden. Ich habe aber auch Spaß am Angriff. Im Training genieße ich das.

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Der ThSV Eisenach belegt als Aufsteiger nach 16 Spieltagen einen überaus beachtlichen 5. Platz. Das liegt wohl über den Erwartungen?
Unsere Mannschaft hat im Sommer deutlich an Charakter gewonnen, einen Platz im Vorderfeld hatte ich mir daher schon ausgerechnet. In heimischer Halle spielen wir mutig, auch gegen Tabellenführer, auswärts fehlt uns noch ein Stück Mut. Unser ausgegebenes Ziel war, nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Das ist uns zweifellos gelungen. Wir haben zu alter Zweitbundesliga-Heimstärke gefunden. Das erfreut unsere Fans, die in großen Scharen in die Werner-Aßmann-Halle pilgern. Sie kommen, um uns siegen zu sehen.

Ihre Mannschaft eroberte 16 der bisherigen 19 Punkte in heimischer Halle. Das spricht für die Heimstärke. Doch auswärts holpert es noch. Woran liegt es?
Eigentlich können wir auswärts befreit, ohne Druck aufspielen. Wir haben, wie zuletzt in Gummersbach, nichts zu verlieren. Nach einem guten Start, mit einem 6:6-Zischenstand, gelang uns in den folgenden zehn Minuten nur ein einziger Treffer, wir liefen dann einem größeren Rückstand hinterher. Weshalb uns auswärts eine Portion mehr an Mut fehlt, das konnte noch nicht so richtig ergründet werden. Wahrscheinlich ist vieles reine Kopfsache. Die Gastgeber stehen unter Druck, dürfen sich keine Fehler am Stück leisten.

Am Samstag kommt mit dem TuS Ferndorf ein unbequemer Kontrahent. Wie sehen Sie die Partie?
Wir haben in der Vergangenheit schon einige Male gegen den TuS Ferndorf gespielt und hatten stets Probleme. Wir müssen uns noch einmal voll konzentrieren. Auch zur Weihnachtszeit! Der Urlaub kommt erst nach dem Heimspiel gegen den HC Elbflorenz! Wir werden uns wie gewohnt ganz intensiv vorbereiten. Ich sehe uns in der Favoritenrolle. Nach zwei Niederlagen wollen wir unbedingt doppelt punkten. Ich hoffe, unsere Zuschauer helfen uns dabei!

Wo soll es mit dem ThSV Eisenach bis zum Saisonende hingehen?
Wir wollen uns so lange wie möglich im oberen Tabellendrittel aufhalten. Der zweite Teil der Meisterschaft wird sehr schwierig, haben wir wesentlich mehr Auswärtsspiele; vier in Serie bei hochkarätigen Kontrahenten. Wir haben also eine ganz schwere Rückrunde vor der Brust.

Sie haben gerade Ihren 36. Geburtstag gefeiert, sind inzwischen ins Berufsleben eingestiegen, beim ThSV-Hauptsponsor Hasselmann GmbH tätig. Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Mein Einstieg ins Berufsleben ist gelungen. Ich arbeite als Bauleiter Elektrotechnik bei der Hassemann GmbH. Mein erworbener Beruf als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik bietet mir eine gute Grundlage. Ich fühle mich sehr wohl, sammele viele Erfahrungen, übernehme aber auch mehr Verantwortung. Das zeigt, die Kollegen sind mit meiner Arbeit zufrieden. Als Familienvater von zwei Kindern ist die berufliche Zukunft, die Absicherung, ungemein wichtig. Was den Handball betrifft, werde ich nach der Saison entscheiden. Meine Familie musste mich bisher viel entbehren, ja Opfer bringen. Ich glaube, da habe ich Nachholbedarf.

Th. Levknecht

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