Besser erst sich kundig machen,
ehe man sich äußert!

Wenn Herr Reich in seinen Ausführungen im Leserbrief der FDP behauptet, dass man in den Jahren 1990 – 1992 mit politischer Motivation und geringer Fachkenntnis ans Werk gegangen sei, so muss die Frage erlaubt sein, ob sein Erinnerungsvermögen ihn nicht trügt.

Als ehemaligem Mitarbeiter der NWA GmbH (Nordthüringer Wasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH) in diesem Zeitraum müsste er gerade um die damaligen Leistungsmöglichkeiten und um die Bereitschaft dieser NWA GmbH zur infrastrukturellen Entwicklung dieses Gebietes besser als andere Bescheid wissen. Offensichtlich hat er vergessen, dass die NWA damals ihre sämtlichen Investitionen über Kredite bezahlte, die mit ca. 13 % und damit weit über dem Kommunalkreditniveau verzinst wurden. Nicht einmal die normalen Betriebskosten konnten aus den Gebührenerlösen gezahlt werden, sondern auch hier nahm man teilweise Kredite zu Hilfe.
Offenbar vergaß er auch, dass die NWA – psychologisch vielleicht verständlich, praktisch aber vollkommen verfehlt – aufgrund der plötzlich vorhandenen Materialmöglichkeiten, 1990ff versuchte, die Planungen umzusetzen, die man zu DDR-Zeiten aufgrund fehlender Investmittel und nicht vorhandenen Materials nicht realisieren konnte. Und dies, ohne zu prüfen, ob die Notwendigkeit einer solchen Investition bei den damals sich rapide ändernden Rahmenbedingungen noch bestand.
Es gab daher nicht wenige gute Gründe der Kommunen, die Wasser-/Abwasser- angelegenheiten in eigene Hände zu nehmen.
Und nicht überall waren die Berater Betrüger und Über-den-Tisch-Zieher. Die Eisenacher hatten das Glück, mit erfahrenen und umsichtigen Ingenieur-Büros in Kontakt zu kommen, die nicht nur hier Arbeitsplätze schufen, sondern z.B. auch Fördermittel aus der sog. Hessenhilfe mitbrachten.

Da Herr Reich nun seit mehreren Jahren nicht nur mit dem Verband sondern auch mit Stadtwerken zusammen arbeitet, weiß er sehr wohl, dass auch heute noch kompetente Fachleute gerade diese Planungsleistungen erbringen und die Ausführungsarbeiten der Firmen sehr genau überwachen. Er sollte diejenigen, mit denen er beruflich zusammenarbeitet nicht aus politischer Taktik heraus diffamieren.

Vielleicht aber kann Herr Reich dies alles nicht wissen. Aber er könnte es wissen, wenn er gefragt hätte. Nur – wem hat er all seine Fragen gestellt, von denen er behauptet, keine klaren Antworten darauf bekommen zu haben? Uns jedenfalls nicht.

Wenn er z.B. die Entwicklung des Wasserpreises hinterfragt, so sollte er zur Kenntnis nehmen, dass 1993 der Verband rund 6,5 Mio m³ Wasser an die Gemeinden verkaufte. Heute wird nicht einmal die Hälfte dieser Menge Wasser verbraucht (2,9 Mio m²), bei ähnlicher Höhe der Fixkosten.
Trotzdem hat sich der Wasserabgabepreis nicht verdoppelt. Hier wurden in den vergangenen Jahren Kosteneinsparpotenziale konsequent genutzt.

In Sachen Vollverband ist die Haltung der Verbandsversammlung eindeutig. Die Kosten dieser geänderten Struktur werden berechnet. Nur wenn es für den Kunden – und das sind die Bürgerinnen und Bürger, die in unserem Verbandsgebiet wohnen – auf Dauer kostengünstiger wird, werden wir den Schritt zu einem Vollverband gehen. Und das wird vorher in einer oder in mehreren öffentlichen Verbandsversammlungen und in öffentlichen Gemeinderatssitzungen besprochen und diskutiert werden.

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Schließlich sollte man nicht mit Halbwahrheiten versuchen, Propaganda zu machen.

Richtig ist, dass es vor 2 Jahren tatsächlich ein Angebot des Fernwasserverbandes gab.

Hier hätte es aber auf Verbandsseite zusätzlicher Investitionen in Millionenhöhe bedurft (Mischbehälter, Aufhärtungsanlage etc), die die Weiterleitung des weichen Fernwassers in den Leitungen unseres harten Quellwassers überhaupt erst möglich gemacht hätten. Sonst würde es über Jahre hinweg zu Ablösungen der in den Leitungen vorhandenen Inkrustierung kommen, was einen Sturm der Entrüstung bei allen Verbrauchern hervorriefe. Wer liebt schon milchiges hochmineralisiertes Wasser aus der Leitung mit Partikelausflockungen … ?

Ein Anschluss an die Fernwasserversorgung käme den Wasserendverbraucher zum jetzigen Zeitpunkt teurer, so eine Studie.

Das alles wurde ausführlich berechnet und in den Verbandsversammlungen diskutiert.

Nur nahm damals Herr Reich noch nicht als Besucher an diesen Versammlungen teil. Jetzt – da er sein Interesse an diesem Thema aufgrund seiner von ihm angestrebten politischen Profilierung entdeckt hat, Wahlen stehen ja vor der Tür und er will gewählt werden –
jetzt sollte er nicht mit Halbwahrheiten und Unterstellungen die Diskussion eröffnen.
Aber vielleicht hat «Wassermeister“ Reich ja doch nicht die fachliche Kenntnis für eine solche Diskussion …

Thomas Fritz, Geschäftsleiter
Christian Köckert, Verbandsvorsitzender

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