Eisenach gedenkt der Opfer von Zwangsarbeit

Im Beisein des Hauptamtlichen Beigeordneten Ingo Wachtmeister sowie Vertretern von demokratischen Parteien und Mitgliedern des Bündnisses gegen Rechtsextremismus in Eisenach fand am Dienstag, 11. April, wie in jedem Jahr die Gedenkfeier am KZ Außenlager Emma zwischen Eisenach und Hötzelsroda statt. Ingo Wachtmeister wählte vor dem aktuellen Hintergrund des menschenverachtenden Kriegs in der Ukraine mahnende Worte und erinnerte an die Opfer von Zwangsarbeit und Unterdrückung.

„Das war kein freiwilliges Arbeiten, sondern eine Ausbeutung deren Lebenskraft, zum Teil bis zur tödlichen Erschöpfung“, sagte der Hauptamtliche Beigeordnete. Auch damals habe es aber leider auch Teile der Bevölkerung gegeben, die dieses Leid toleriert hätten. Umso wichtiger sei es heute gemeinsam immer wieder aufmerksam darauf zu schauen, dass unsere Leitlinien und unser Rechtsempfinden, zum Beispiel mit Blick auf Menschenrechte und Grundrechte im Grundgesetz angewandt werden.“

In Vertretung des evangelischen Gemeindekirchenrats sprach Ulrike Quentel: „Es wurde nachfolgenden Generationen nicht vermittelt, dass in Eisenach ein Außenlager war und wie Menschen hier behandelt worden sind. Das ist erschreckend. Hinsehen, nicht die Augen verschließen. Das ist unsere Verantwortung heute.“

Sebastian Krieg vom Bündnis gegen Rechtextremismus erzählte von seiner Großmutter, Bozena Petrjanosova, die als Zwangsarbeiterin nach Eisenach deportiert wurde. „Heute vor 78 Jahren wurden das Konzentrationslager Buchenwald und das Außenlager Emma befreit. Es ist wichtig als Menschen immer wieder zusammen zu kommen. Wir haben gesehen was unmenschliches Handeln anrichten kann. Es ist die Aufgabe aller Beteiligten ihren Anteil zu leisten. Dieser Teil der Geschichte wird für immer ein Teil von mir bleiben.“

Die Gedenk-Stele am ehemaligen Eingang zum Werksgelände auf dem Dürrerhof erinnert seit 2006 an den Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen insbesondere im BMW-Flugmotorenwerk. Nach dem letzten Luftangriff der Alliierten auf Eisenach wurde das KZ Emma am 16. Februar 1945 evakuiert. Alle noch inhaftierten 383 Häftlinge wurden zunächst nach Buchenwald gebracht, wo jedoch für viele ihre Odyssee noch nicht zu Ende war. Viele von ihnen wurden noch weiter in andere Lager geschickt.

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An der Gedenk-Stele wurden Kränze niedergelegt.

 

Zwangsarbeiter im Flugmotorenwerk

Am 11. April 2023 jährt sich zudem die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald. Das Datum 11. April ist in Eisenach zudem das Datum, an dem traditionell der Opfer von Zwangsarbeit und Inhaftierung im Außenlager Emma gedacht wird. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden Menschen aus ideologischen oder Gründen der nationalsozialistischen Rassenhygiene verfolgt, verhaftet, gequält und ermordet. Viele Opfer wurden über die Internierung in Konzentrationslagern zur Zwangsarbeit herangezogen, um den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel auszugleichen – auch in der Wartburgstadt.

Ab 1940 sind in Eisenach große Zahlen Kriegsgefangener dokumentiert: Im Kohlehandel, im Forst, im Gas- und Wasserwerk oder der Friedhofsverwaltung, aber vor allem im BMW-Flugmotorenwerk Eisenach wurden Tausende von Zwangsarbeitern in der Produktion eingesetzt, die in Barackenlagern im gesamten Stadtgebiet untergebracht waren. Ab April 1944 kamen dazu Häftlinge aus dem KZ Allach und später aus dem KZ Buchenwald, die im Außenlager mit dem Decknamen Emma direkt im Werksgelände des Flugmotorenwerkes in einer Fabriketage untergebracht und dort auch eingesetzt wurden. Die durchschnittlich 300 bis 500 Menschen wurden hier von SS-Angehörigen und Luftwaffensoldaten streng bewacht und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen.

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