Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

„Der 27. Januar ist für uns Deutsche Anlass, öffentlich, aber auch jeweils persönlich zurückzublicken auf eine Phase unserer jüngeren Geschichte, auf ein Geschehen, das noch immer alle Vorstellungskraft sprengt. Gerade deshalb ist es unverzichtbar, im Erinnern zugleich die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft ins Auge zu fassen“, so Thüringens Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel (CDU). „Adornos bekannte Feststellung, die erste Aufgabe an jede Erziehung sei, dafür Sorge zu tragen, dass sich Auschwitz niemals wiederholen könne, richtet sich in der Bürgergesellschaft an jeden Einzelnen von uns. Deshalb ist dieser Gedenktag eine nachdrückliche Forderung zur Wachsamkeit. Die Erinnerung an das millionenfache Leid, das die nationalsozialistische Gewaltherrschaft mit ihrem menschenverachtenden Rassenwahn über Europa und andere Teile der Welt gebracht hat, verlangt, schon den Anfängen jeder Wiederholungsgefahr des Holocaust entgegenzutreten.“

Die Erinnerungsaufgabe, mit der sich Deutschland konfrontiert sehe, stehe in der Geschichte einzigartig da. Es komme darauf an, eine Erinnerungskultur auszubilden. Dazu gebe es keine Modelle und Rezepte. Kein Denkmal und kein Gedenktag könne dieser Aufgabe gerecht werden und werde je allgemeine Akzeptanz finden. Deutschland könne und dürfe sich dieser Aufgabe nicht entziehen, betonte Minister Goebel.

„Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein Gedenk und Denk-Tag: Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft. In den Schulen im Freistaat werden am morgigen Tag viele Veranstaltungen stattfinden, die diesem Tag würdig sind. Es gibt viele Möglichkeiten der Erinnerung: ein Besuch einer Gedenkstätte, Lesungen oder Ausstellungen, das Gespräch mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde, Zeitzeugen oder Autoren. Junge Menschen sind offen für den Blick in die Vergangenheit, wenn sie die Möglichkeit haben, mitzugestalten und aktiv am Gespräch teilzunehmen“, so Minister Goebel abschließend. So besuchen beispielsweise Zeitzeugen Thüringer Schulen, um mit den Schülern über ihr Erlebtes zu sprechen. Diese Zeitzeugengespräche werden von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert.

Seit 1996 ist der 27. Januar der „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog wollte mit der Ausrufung dieses Tages die nachhaltige Bedeutung der Erinnerung an das Grauen des Dritten Reiches markieren. Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz und befreite die wenigen überlebenden Häftlinge.

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