Haiti: Vom Sprint zum Marathon

Fünf Wochen nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti am 12. Januar hat Rotkreuz-Präsident Dr. Rudolf Seiters auf einer Pressekonferenz in Berlin den Langfristplan des Deutschen Roten Kreuzes für den Wiederaufbau in Haiti vorgestellt. Er sieht vorerst Projekte in Höhe von 18 Millionen Euro im Bereich der Medizin und Infrastruktur vor. Der Hilfseinsatz auf Haiti ist einer der größten Rotkreuz-Einsätze, der in der 150-jährigen Geschichte je für ein einzelnes Land gestartet wurde.

«Wir kommen nun vom Sprint zum Marathon. Nach der Nothilfe geht es jetzt um den Langfristplan für einen Neubeginn in dem Karibikstaat», so Dr. Seiters. Aus der Hilfe für die Tsunami-Opfer vor sechs Jahren habe man gelernt, den Wiederaufbau möglichst zeitnah in der Nothilfe-Phase mit zu planen. Das sei auch ein Zeichen von Spendentransparenz, so Seiters.

Zwei Drittel der Spenden sollen in Projekte der Gesundheitsversorgung gehen (12 Mio. Euro). Das DRK wird u.a. ein Krankenhaus in Carrefour (2 Mio. Euro) neu bauen, sowie das Gebäude der Blutbank neu errichten (1,2 Mio. Euro). Damit wird dann auch das mobile Rotkreuz-Hospital in feste Räume umziehen. Dazu kommt der Einsatz für Orthopädie-Projekte. «Wir gehen mit dieser Arbeit langfristige Verpflichtungen ein – Kinder und Jugendliche brauchen jedes Jahr neue Prothesen, da sie noch im Wachstum sind», sagt Dr. Johannes Richert, Leiter der internationalen Hilfsoperationen des DRK. Ein Drittel der Gelder fließt in Infrastruktur-Projekte (6 Mio. Euro). «Wir müssen die Menschen – egal wie arm sie sind – widerstandsfähig gegen kommende Katastrophen machen», so Peer Kölling, Leiter Sachgebiet Lateinamerika. Die Regenzeit beginnt in Haiti im April, die Hurrikan-Saison im August. Schwerpunkt ist im Moment der Bau von Behelfsunterkünften aus Holz und Wellblech («shelter») für zunächst 1500 Familien.

Das Rote Kreuz ist zurzeit mit rund 500 internationalen Katastrophenexperten in Haiti im Einsatz, unterstützt von Tausenden nationaler Rotkreuz-Kräfte. 21 mobile Nothilfe-Einheiten, so genannte ERUs, sind auf der Karibikinsel – mobile Gesundheitsstationen und Krankenhäuser, Module zur Trinkwasserversorgung und Seuchenvorsorge. 1800 Tonnen an Hilfsgütern wurden bisher verteilt.

Anzeige