IU-Studie: mehr Frauen in der Politik gewünscht – strukturelle Hürden bleiben
Ergebnisse der repräsentativen Studie „Frauen und Männer in der Politik“ der IU Internationalen Hochschule zeigen deutliche Geschlechterklischees und Wahlpräferenzen in Deutschland und den USA.
- Die Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass die Welt besser regiert werden würde, wenn mehr Frauen in politischen Machtpositionen vertreten wären.
- Die meisten Befragten geben an, dass Männer in der Politik in schwierigen Situationen eher als durchsetzungsstark wahrgenommen werden, Frauen in ähnlichen Situationen eher als emotional.
- In Deutschland werden von Politiker:innen vor allem Integrität und Ehrlichkeit erwartet, gefolgt von Fachwissen in politischen und wirtschaftlichen Themen, Krisenkompetenz und Führungsstärke.
Erfurt, 26. November 2024. Mehr Frauen in politische Machtpositionen – diese Ansicht wird in Deutschland und den USA gleichermaßen vertreten. Laut einer aktuellen Studie der IU Internationalen Hochschule (IU) sind 63,5 Prozent der Befragten in Deutschland überzeugt, dass die Welt besser regiert werden würde, wenn mehr Frauen in politischen Führungsrollen vertreten wären. Doch trotz des Wunsches nach mehr Frauen in der Politik, sind strukturelle Hürden sichtbar: 69,8 Prozent der Befragten in Deutschland glauben, dass Männer eher gewählt werden – selbst dann, wenn gleich gut oder besser qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich in den USA ab, wie die Studienergebnisse vor der jüngsten Präsidentschaftswahl verdeutlichen: 69,2 Prozent der Befragten stimmten voll und ganz oder eher zu, dass die Welt besser regiert werden würde, wenn mehr Frauen in Machtpositionen wären. Gleichzeitig sehen 76,3 Prozent der Befragten in den USA Männer im Vorteil, selbst bei vergleichbarer oder sogar besserer Qualifikation von Frauen.
Geschlechterrollen: Männer durchsetzungsstark, Frauen emotional?
Die IU-Studie zeigt, dass stereotype Rollenbilder in der Wahrnehmung von Politiker:innen weiterhin tief verankert sind – sowohl in Deutschland als auch in den USA. In Deutschland stimmen 73,5 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Männer in schwierigen Situationen eher als durchsetzungsstark wahrgenommen werden. Gleichzeitig werden Frauen in vergleichbaren Situationen eher als emotional wahrgenommen (69,3 Prozent).
Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich in den USA: Hier stimmen 80,8 Prozent der Befragten voll und ganz oder eher zu, dass Männer in der Politik in schwierigen Situation eher als durchsetzungsstark wahrgenommen werden.
„Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie tief verankerte Geschlechterklischees die Wahrnehmung politischer Führungspersönlichkeiten prägen. Sie beeinflussen nicht nur, wie Politikerinnen und Politiker in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, sondern wirken sich auch auf die Karrieren und Chancen von Frauen aus, in Führungspositionen aufzusteigen. Vorurteile wie das Bild des durchsetzungsstarken Mannes und der emotionalen Frau führen dazu, dass Frauen trotz gleichwertiger oder sogar besserer Qualifikationen oft übergangen werden. Diese tief verwurzelten Stereotype erschweren nicht nur den individuellen Aufstieg, sondern hemmen auch den gesellschaftlichen Fortschritt hin zu einer gerechteren und diverseren politischen Landschaft“, sagt Prof.ⁱⁿ Dr.ⁱⁿ Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU Internationalen Hochschule und Professorin für Innovation und Entrepreneurship.
Erwartungen an politische Führung in Deutschland
Neben den geschlechtsspezifischen Aspekten stehen klare Werte und Kompetenzen im Mittelpunkt der Erwartungen an Politiker:innen. In Deutschland gelten Integrität und Ehrlichkeit (38,0 Prozent) als die am häufigsten genannte Eigenschaft, gefolgt von Fachwissen in politischen und wirtschaftlichen Themen (35,9 Prozent), Krisenkompetenz (34,5 Prozent) und Führungsstärke (31,4 Prozent).
Vielfalt in der Politik – ein Blick auf Deutschland
Die Ergebnisse bestätigen auch, dass Diversität in der politischen Führung als Vorteil wahrgenommen wird: 66,8 Prozent der Befragten in Deutschland sehen Vorteile in einer divers aufgestellten Führung, die Aspekte wie Geschlecht, Alter und Herkunft berücksichtigt.
„Die Studie unterstreicht den Wunsch der deutschen Bevölkerung nach einer werteorientierten und diverseren Politik“, betont Wuttig, und ergänzt: „Gleichzeitig zeigt sie, dass stereotype Rollenbilder nach wie vor eine Barriere darstellen, die Frauen in politischen Führungspositionen überwinden müssen.“
Über die Studie
Die Studie „Frauen und Männer in der Politik“ der IU Internationalen Hochschule untersucht Einstellungen zur Gleichberechtigung und Diversität in politischen Führungspositionen sowie die Wahrnehmung geschlechtsspezifischer Rollenbilder in Deutschland und den USA. Für die Studie befragte die IU je 1.200 Menschen zwischen 16 und 65 Jahren in Deutschland und den USA, repräsentativ für die deutsche bzw. US-amerikanische Bevölkerung nach Alter, Geschlecht* und Bundesland bzw. Census Regions (and Divisions). Die Befragung wurde vom 25.09.2024 bis 03.10.2024 durchgeführt.