Kati Engel: Sofortiger Parteiaustritt
Heute Morgen habe ich nach über zwanzig Jahren meinen sofortigen Austritt aus der Partei Die
Linke erklärt. Für mich als Kinderpolitikerin ist es nicht hinnehmbar wie die Partei mit Vorwürfen
der Kinderpornografie in den eigenen Reihen umgeht.
Es ist eben nicht nur „ein bloßer Verdacht“. Die Durchsuchungen im Landtag und im Saale-Holzland-
Kreis waren begründet. Über einen Rechner wurde sich im Darknet in ein einschlägiges Forum eingeloggt. Das allein ist für mich schon die rote Linie, die überschritten wurde. Ganz abgesehen
davon, dass das Oberlandesgericht Hamburg 2010 in einem Grundsatzurteil schon allein das
Anschauen von Kinderpornografie im Internet als Straftat festgehalten hat. Selbst rein moralisch ist
das nachvollziehbar, denn wer Kinderpornografie anschaut, unterstützt damit den Markt für
Kinderpornografie und leistet einem Sexualdelikt an einem Kind Vorschub.
Vor diesem Hintergrund ist es für mich nicht nachvollziehbar, wie der Landesvorstand der Linken in
Thüringen am gestrigen Abend einfach keinen Beschluss fassen konnte. Weder wird Herr Gleichmann
aufgefordert sein bestehendes Landtagsmandat niederzulegen, noch wird er dazu gedrungen, zu
erklären, dass er bei einer möglichen Wahl in den Landtag am 1. September diese nicht annimmt.
Denn was viele nicht wissen: Er bewirbt sich nicht nur um ein Direktmandat, er hat auch einen
sogenannten „aussichtsreichen Listenplatz“ auf der Landesliste inne. Damit ist für mich die
Landesliste der Linken zur Landtagswahl nicht wählbar.
Das öffentlich zu sagen, schmerzt mich sehr, denn das haben viele gute Genoss:innen, die ich im
Laufe der vergangenen Jahre kennen- und schätzen lernen durfte, nicht verdient. Aber wer „Anstand
und Haltung“ ernst meint, wird meinen Schritt nachvollziehen können.
P.S.: Ich weiß, dass nicht alle Menschen mit pädophilen Neigungen Täter sind. Viele leiden darunter
ein Leben lang, begehen aber keine Straftaten. Mittlerweile gibt es auch ein sehr gutes Hilfsnetzwerk
für Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Voraussetzung hierfür sind Offenheit,
regelmäßige Mitarbeit sowie der Wille, keine sexuellen Übergriffe auf Kinder zu begehen oder
Missbrauchsabbildungen zu konsumieren.
Mehr unter: www.kein-taeter-werden.de