Neujahrsansprache von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das neue Jahr 2012 hat begonnen. Ich hoffe, Sie alle sind gut in das neue Jahr gekommen und können mit Optimismus und Freude in die Zukunft blicken. Als Freistaat Thüringen insgesamt haben wir jedenfalls allen Grund dazu. Die erreichten Ergebnisse in der wirtschaftlichen Entwicklung, auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Bildung lassen Thüringen gut da stehen. Sie spornen uns an, auch im neuen Jahr erfolgreich zu sein. Dabei erlebe ich es als wohltuend, dass unsere Menschen, dass Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, bei allen Veränderungen der letzten 20 Jahre einfach praktisch geblieben sind, dass Sie sich Ihre jeweils eigenen Wege gesucht und diese auch gefunden haben. Darauf bin ich als Thüringerin und als Ministerpräsidentin dieses Landes stolz und meine, wir sollten uns in der Hektik unseres Alltages auch zwischendurch bewusst machen, was jeder einzelne für sich und seine Familie und was wir alle gemeinsam in diesem Land geschaffen haben.

Trotzdem mache ich mir auch Sorgen: In den letzten Wochen verging kein Tag ohne neue Nachrichten über zehn rechts-terroristische Morde an Mitmenschen mit türkischen und griechischen Wurzeln in Deutschland. Die Mörder kamen aus Thüringen. Das erfüllt mich mit Trauer und Scham. In Gedanken bin ich immer wieder bei den Angehörigen, auch am Beginn dieses neuen Jahres. Ich weiß, viele Menschen in unserem Land fühlen mit den betroffenen Familien und wollen – so wie auch ich – wissen: wie konnte es überhaupt so weit kommen, in Thüringen, in all den anderen Bundesländern, in Deutschland? Diese Fragen müssen geklärt werden. Die eingesetzten Ermittler arbeiten mit Nachdruck an der Aufklärung – und zwar lückenlos und ohne Ansehen von Personen und Institutionen.

Darüber hinaus wünsche ich mir, dass wir in unserem Land noch mehr Leidenschaft füreinander entwickeln.

Ich wünsche mir, dass wir uns gegenseitig mehr danach fragen, wie es uns geht, dass wir besser hinsehen und hinhören, wenn Menschen herabgewürdigt werden oder gar Gewalt ins Spiel kommt. Die Würde des Menschen ist unantastbar. So steht es im Artikel 1 unseres Grundgesetzes. Und das aus gutem Grund. Denn niemand hat das Recht, sich über einen anderen Menschen zu erheben, ihn verächtlich zu machen oder gar umzubringen.

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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich wünsche mir ein starkes, weltoffenes, tolerantes und buntes Land Thüringen.

Thüringen muss internationaler werden. Wir brauchen einen stärkeren Austausch mit anderen Ländern. Das ist wichtig für unsere Exzellenz in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft, aber auch für jeden Einzelnen von uns.

Wer nicht weiß, woher er kommt, der weiß auch nicht, wohin er geht. So lautet ein oft zitiertes Wort. Zu wissen, woher wir kommen, wird gerade mit Blick auf die globale Welt immer wichtiger. Auch für uns in Thüringen. Mit dem Besuch von Papst Benedikt XVI. 2011 in Erfurt und dem Eichsfeld sind wir an unsere geschichtlichen Wurzeln erinnert worden. Gleichzeitig haben 1,5 Milliarden Menschen in der ganzen Welt – so viele wie noch nie und viele von ihnen zum ersten Mal – Bilder von Thüringen gesehen. Die eindrucksvolle Silhouette von Dom und Severi in Erfurt, die historischen Mauern des Augustinerklosters oder die wunderbare Landschaft des Eichsfeldes. Mit dieser, unserer Geschichte, mit unserer Landschaft, mit unserer Kultur wollen wir auch im Jahr 2012 mit unserem Jahresthema «Reformation und Musik“ weiter werben.

Ich bin überzeugt: Nur ein Land, das «in der Welt zuhause“ ist, hat im Zeitalter der Globalisierung eine gute Zukunft. Die Geschichte Thüringens hat es uns immer wieder bewiesen: Hier hat Zukunft Tradition.

Daran möchte ich weiter arbeiten, gemeinsam mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen ein friedliches, erfolgreiches Jahr 2012. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Zuversicht.

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