Sie sind nicht vergessen!

Fünf Frauen verloren ihre Männer, 13 Kinder ihre Väter – Ehrung der März-Gefallenen am Ehrenmal in der Frankfurter Straße
Auch in diesem Jahr gedachten Vertreter der SPD, der Partei Die Linke, vom DGB und Bürger der Stadt am Ehrenmal in der Eisenacher Frankfurter Straße der am 18. März 1920 hier ermordeten jungen Arbeiter und Familienväter, 26, 29, 31, 32 und 36 Jahre jung. Fünf  Frauen verloren ihre Männer, 13 Kinder ihre Väter! Mit Blumengebinden wurden ihrer gedacht. Die Opfer dieses Tages vor 97 Jahren waren Zivilisten. Unbewaffnete Bewohner der Eisenacher Weststadt. Wohnhaft am Wolfgang und in der Frankfurter Straße. Selbst böswillige Untersuchungen konnten den toten Eisenachern keine politischen Zugehörigkeiten nachweisen!

Was war geschehen an jenen Tagen?
Kaiserliches Militär, Monarchisten, Nationalisten und die Vertreter des deutschen Großkapitals, also die Eltern des Kaiserreiches, das Europa in den Abgrund des ersten Weltkrieges gestürzt hatte, wollten die junge deutsche Republik nach wenigen Monaten wieder mit Gewalt beseitigen. Das Volk und nicht die Arbeiterschaft rief den Generalstreik aus. Rief auf, zum zivilen Ungehorsam gegen die Brutalität von Kriegswaffen und für den Erhalt der Republik und der ersten deutschen Demokratie.
So stellte sich zu Anfang der Frankfurter Straße, an dieser Kreuzung zur Katharinenstraße, eine unbewaffnete Volksmenge der bewaffneten Eskorte aus Polizei und Militär in den Weg. Mit Handgranaten und Gewehrschüssen bahnte sich dieser Trupp den Weg durch die Eisenacher Bevölkerung. Man fühlte sich bedroht vom unbewaffneten Volk! Man tat nur seine Pflicht, obwohl sie durch Eid und durch keine Regierung dazu ermächtigt waren, nur durch das selbstherrliche Monopol ihrer Waffengewalt. Dass diese Täter für ihre Morde nie vor Gericht standen, wirft ein Bild auf den labilen politischen Zustand dieser ersten deutschen Republik.

Einzelschicksale, die berühren
Karin May (Die Linke) nahm in ihren erinnernden Worten Bezug auf die zu Tode gekommenen Eisenacher Bürger.

Man ist berührt vom Schicksal dieser Männer, führte sie aus ging auf die Einzelschicksale ein:

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Der erste Name auf der Gedenktafel ist August Gustav Schmidt, geboren am 24.12. 1893 in Eisenach, wohnhaft am Wolfgang 16, von Beruf Eisenfräser, verheiratet mit Frieda, geborene Ziepf, zwei Kinder, Fritz und Werner Schmidt. Es folgt Friedrich August Voigt, geboren am 21.04. 1887 in Tambach, wohnhaft am Wolfgang 79, von Beruf Wartungsschlosser, Ehemann der Ida Anna Maria, geborene Melcher, 4 Kinder, Hildegard, Liselotte, Kurt und Hans. Heinrich Adolf Niemeyer, geboren am 08.02.1891 in Siebrock, wohnhaft Wolfgang 10, Maler von Beruf, Ehemann der Christiane, geborene Kallenbach, eine Tochter Hildegard. Emil August Volkert, geboren am 05.08.1888 in Madelungen, wohnhaft 31, Arbeiter, Ehemann der Johanna Friederike, geborene Ißleib, 3 Kinder Anna, Emil und Wilhelm. Karl Emil Mengel, geboren am 15.09.1883 in Creuzburg, wohnhaft in der Frankfurter Straße 36, von Beruf Zimmermann, Ehemann der Jutta Helene, geborene Euler, 3 Kinder, Hilde, Kurt und Frieda.

Endlich aus der Geschichte lernen!

Die blutige Spur jener Zeit zog sich fort bis in die Zeit des Faschismus. Und heute sehen wir uns wieder mit undemokratischen Kräften konfrontiert. Werden die Menschen aus der Geschichte lernen? Gewinnen wir praktische Ratschläge aus ihr oder geschieht nichts Neues, weil immer wieder neue Menschen die alten Fehler machen, schlug Karin May den Bogen in die Gegenwart und forderte den Konsens unter den Demokraten. Ehe es wieder zu spät ist!

Foto: Manfred Schroer (DGB), Heidrun Sachse (SPD) und Karin May (Die Linke) legten im Gedenken an die am 18. März 1920 an dieser Stelle ermorderten fünf Arbeiter der Weststadt Blumengebinde nieder.

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