Hallo Stani Gorobtschuk – Nachgefragt beim ehemaligen Torhüter des ThSV Eisenach

Von 2009 bis 2020 gehörte Stanislaw Gorobtschuk zum Torhüterteam des ThSV Eisenach. Lediglich in der Saison 2015/2016 (bei der SG BBM Bietigheim) verließ er die Wartburgstadt. Nach der Spielzeit 2019/2020 wurde sein Vertrag nicht verlängert. Er trägt nun das Trikot von Drittligist HSC Bad Neustadt. Beim jüngsten Zwetbundesligaspiel des ThSV Eisenach gegen die HSG Konstanz (Endstand 30:29) moderierte Stanislaw Gorobtschuk geneinsam mit Till Bitterlich die Live-Übertragung von Sportdeutschland TV.

Wir sprachen mit dem 32-jährigen in Frankfurt/Oder geborenen und längst in Eisenach sesshaft gewordenen und eine Familie gegründeten Torhüter:

Wie kam es zu Ihrer Kommentatoren-Aufgabe? Wie haben Sie sich in dieser Rolle gefühlt?
Eisenachs Manager René Witte hatte mich am Vortag angerufen; er wusste, dass ich auch privat zum Spiel kommen würde. So kam er auf die Idee, dass ich es ja verbinden könnte. Durch die Relegations- und Saisonspiele kenne ich die HSG Konstanz schon etwas. Trotzdem habe ich mich auf die Aufgabe am Mikrofonvorbereitet und mir ein paar Infos über die Stadt Konstanz, Spieler etc. besorgt. Daran merkt man schon, dass ich etwas aufgeregt war und versucht habe, so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Die Nervosität legte sich aber mit dem Anpfiff. Und dann war ich in meinem Lieblingselement…über Handball zu quatschen. Till Bitterlich, der ja der Hauptkommentator war, hat es mir natürlich auch sehr leicht gemacht.

Hat es Sie geschmerzt, nicht selbst im Tor des ThSV Eisenach zu stehen?
Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich war überhaupt froh, ein Spiel mal wieder Live zu sehen. Außerdem habe ich mich ja schon an den Tribünen-Platz während der letzten Saison Jahr gewöhnen können…Spaß beiseite. Nein, hat es mich nicht.

Wie haben Sie das aktuelle Eisenacher Torwartteam gesehen? Die Partie war ja beidseits kein Torhüterspiel?
Mir obliegt es nicht über andere Torhüter zu urteilen.

Dass es laut Statistiken nicht das allerbeste Spiel war, wissen aber wohl alle beteiligten Torhüter. Doch wen interessieren Statistiken, wenn man in der Crunchtime Bälle hält oder den alles entscheidenen Ball?!

Ihr persönliches Fazit zum Gesamtbild der 60 Minuten?
Ich bin Fan von der Spielweise der HSG Konstanz. Das muss ich mal an dieser Stelle sagen. Sie lassen den Ball gut laufen, gehen dorthin, wo es weh tut und nehmen sich nur klare Wurfchancen. Das war im gesamten Spiel zu sehen,insbesondere in den ersten 20 Minuten, in denen sie mit 10:6 geführt haben.

Durch die Deckungs-Umstellung von Eisenachs Coach Markus Krauthoff-Murfuni, von einer 6:0 auf eine 5:1-Variante, wurde das Angriffsspiel der Gäste etwas gestört, technische Fehler provoziert und dadurch kam Eisenach zu vielen einfachen Gegenstoßtreffern.. Außerdem wurde dadurch der Aktionsradius von Rückraumspieler Peter Schramm, der eine überragende erste Hälfte für die Konstanzer gespielt hat, eingedämmt.

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In der zweiten Hälfte war es ein Spiel auf Augenhöhe, wobei beide Mittelleute, Martin Potisk und Tom Wolf, wirklich sehr gut gespielt haben und mit individuellen Aktionen immer wieder Nadelstiche setzen konnten. An und für sich hätte das Spiel so oder so ausgehen können. Der Mut von Eisenachs Trainer – mit dem 6. Spieler, trotz Unterzahl bei Unentschieden und 40 SekundenSpielzeit zu agierenwurde belohnt. Alexander Saul tat das, was von ihm als Kapitän erwartet wird und übernahm Verantwortung und traf.

Bitter für Konstanz, schön für Eisenach und noch schöner für die Heim-Fans, die auch mit „nur“ 700 Leuten ordentlich Betrieb gemacht haben und auch ein Faktor waren.

Was trauen Sie dem ThSV Eisenach in dieser Saison sportlich zu?
Die Erwartungshaltung in Eisenach ist immer sehr hoch. Daran wird sich dieses Jahr auch nichts ändern. Ich kann es nach vier Spieltagen nicht beantworten, was für den ThSV möglich ist. Die Pflichtpunkte wurden geholt, damit sollte man erstmal zufrieden sein. Über Aufstieg oder 1.Liga sollte man MEINER MEINUNG nach überhaupt gar nicht reden. Man tut sich damit keinen Gefallen. Erstmal zählt es genug Punkte zu sammeln, um vom Abstieg nicht reden zu müssen. Danach sieht man weiter. Die Zweite Liga ist ein Haifisch-Becken, jeder Spieltag birgt Überraschungen. Wie schnell man sich unten wieder findet, nach einem tollen Lauf zu Anfang der Saison, sollte für die Meisten, die Teil der Mannschaft letztes Jahr waren, eine Lehre sein. Es wird spannend sein, die Entwicklung der Mannschaft zu beobachten, da sie viel individuelle Qualität hat und fast ausschließlich über Spieler verfügt, die noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung sind. Dass mit auf dem neuen Cheftrainer Markus Krauthoff-Murfuni viel auf Tempo und Spielfluss gesetzt wird, ist deutlich zu sehen.  Seine Handschrift lässt sich jetzt schon erkennen.

Ich hoffe, die Jungs bleiben gesund und entwickeln sich wie erhofft. Das alles spiegelt jedoch nur meine Meinung wieder, aber vielleicht bin ich auch zu kritisch

Wie sehen Sie den Handball in der Zeit der Corona-Pandemie, jetzt mit drastisch steigenden Infektionszahlen?
Es besorgt mich, dass Spiele in der Häufigkeit abgesagt werden. Dass wir mit Zuschauerbeschränkungen spielen können ist für mich persönlich ok, besser vor wenigen oder keinen Zuschauern zu spielen, als gar nicht. Wie es den Vereinen damit ergeht, kann ich nicht beurteilen; ich kann mir aber schon denken, dass Zuschauer eine Haupteinnahmequelle sind. Da ist jedoch in meinen Augen die Politik gefragt, die die sogenannten Randsportarten unterstützen sollte. Nicht jedes Kind möchte Fußballer werden oder Fußball spielen, somit ist es auch wichtig, dass sie weiterhin andere Sportarten im Fernsehen oder Live sehen können. Wenn aber einige Vereine unabhängig von der Sportart bankrottgehen, fehlen diesen Kindern auch die Vorbilder, denen sie nacheifern können. Das Schöne ist doch an den so genannten Randsportarten, dass die Sportler nahbar sind und nicht in ihrer eigenen Welt leben. Obwohl ich sagen muss, dass man als Fußballer in Deutschland natürlich unter ständiger Beobachtung steht und sie sich damit, glaube ich, selber schützen, wenn sie nicht zu nahbar sind.

Zurück zum Thema, was in naher Zukunft passiert weiß ich nicht, ich hoffe,dass es demnächst einen Impfstoff geben wird. Ansonsten sehe ich relativschwarz für unseren geliebten Handball-Sport.

Sie tragen seit dieser Saison das Trikot von Drittligist HSC Bad Neustadt. Trainer ist der ehemalige Eisenacher Frank Ihl. Mit Benjamin Trautvetterund Noah Streckhardt stehen weitere ehemalige ThSV-Spieler im Aufgebot.

Am Wochenende gelang durch ein 23:23 in Hochdorf ein Punktgewinn. Der HSC Neustadt hat nun 3:5 Punkte auf dem Konto. Wie ist die Situation beim HSC Bad Neustadt im speziellen und in der 3. Liga Mitte gesamt?
Die HSC Bad Neustadt ist in meinen Augen ein Verein mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft, daraus ist ja nie etwas Schlechtes entstanden. Mit Frank Ihlund Benjamin Trautvetter (Co-Trainer/Spieler) bereitet es der Mannschaft und mir viel Freude zu arbeiten und unter ihnen zu spielen. Sie fordern dieselben Tugenden ein, wie sie in Eisenach herrschen. Fleiß, Herz und harte Arbeit. Das konnten wir auch bis jetzt in allen Spielen umsetzen. Leider hat uns die „Verletzungsseuche“ erwischt, der schon schmale Kader wurde weiter dezimiert. Nach Hassloch sind wir zum Beispiel nur mit 8 Feldspielern und ohne etatmäßigen Halblinken und Linksaußen angereist. Dass wir uns aber trotzdem nie aufgeben und nach Ausreden gesucht haben, imponiert mir. Noah Streckhardt erhält dadurch auch sehr viel Spielzeit, was ihm in seiner Entwicklung hilft. Um ehrlich zu sein, hat er mich bis jetzt positiv überrascht. Unser Ziel ist der Klassenerhalt und wenn die Verletzten demnächst wiederkommen, schaue ich positiv in die Zukunft. Dann sollte auch das Ziel, falls die Saison zu Ende gespielt wird, eher früher als später erreicht werden.

Die 3.Liga Mitte kann ich noch nicht richtig einschätzen, da ich nicht alle Mannschaften gesehen habe. Fakt ist aber, dass auch in Liga 3 guter Handball gespielt wird. Wir sind zwar damals mit dem ThSV souveräner Aufsteiger geworden, aber ein Spaziergang war es bei weitem nicht

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