Knochenfunde in Benshausen

Am 12.11.2014 entdeckten die Hauseigentümer eines Einfamilienhauses in der Grumbachsiedlung in Benshausen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, auf dem Dachboden einen Karton, in welchem mehrere Plastikbeutel mit Knochen lagen. Noch am selben Tag informierten sie die Polizei in Suhl.

Die Beamten stellten den Fund sicher und gaben ihn am 13.11.2014 Rechtsmedizinern der Universitätsklinik Jena, welche sich an diesem Tag dienstlich im Zentralklinikum Suhl aufhielten, zur Ansicht. Bei dieser Inaugenscheinnahme äußerten die Mediziner den Verdacht, dass es sich um menschliche Überreste handeln könne und diese mit Wahrscheinlichkeit zwei Körpern von sehr geringer Größe zuzuordnen sind. Daraufhin leitete die Kriminalpolizei Suhl in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Meiningen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags an zwei Neugeborenen ein.

Mit diesem Erkenntnisstand erwirkten die Ermittlungsbehörden Anfang dieser Woche einen richterlichen Beschluss zur Durchsuchung von insgesamt vier Objekten, unter denen sich neben dem Haus in der Grumbachsiedlung auch Aufenthaltsorte einer 36-Jährigen Frau befanden, welche bis vor wenigen Monaten Mieterin in der betreffenden Wohnung war.

Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahmen erhärtete sich der Tatverdacht gegen die 36-Jährige. Sie wurde gegen 9.00 Uhr am 19.11.2014 an ihrer Arbeitsstelle durch Kriminalbeamte vorläufig festgenommen. Bei ihrer Beschuldigtenvernehmung war die Frau geständig, einen aus einer im Herbst 2010 begonnenen Schwangerschaft lebend geborenen männlichen Säugling im April 2011 in dieser Wohnung eigenhändig getötet zu haben. Nach ihren Angaben befand sie sich bereits während der Schwangerschaft, aber insbesondere während des Geburtsvorgangs, in einer außergewöhnlich schwierigen psychischen Verfassung. So war die Beziehung zum Kindsvater einige Monate vor der Geburt bereits zerbrochen, so dass weder die Frau selbst noch der Kindsvater gewillt waren, das Kind aufzuziehen. Den toten Säugling verstaute sie in einer Plastiktüte und versteckte diese auf dem Dachboden.

Zu den gefundenen Überresten der zweiten Kindesleiche machte die Beschuldigte ebenfalls Angaben. Nach einer wiederum nicht gewollten Schwangerschaft, welche durch eine Wiederaufnahme der Beziehung mit dem Vater des ersten Kindes entstand, habe sie im Juli 2013 am gleichen Tatort einen leblosen männlichen Körper geboren und ihn ohne weitere Einwirkung auf diesen in einer Plastiktüte verstaut und zur ersten Leiche auf den Dachboden gelegt. Sie gab an, am Anfang der ersten Schwangerschaft in ärztlicher Betreuung gewesen zu sein, die zweite Schwangerschaft habe sie gegenüber jedermann geheim gehalten.

Am Nachmittag des 20.11.2014 wurde die Beschuldigte einer Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Meiningen vorgeführt, um dort den von der Staatsanwaltschaft Meiningen beantragten Haftbefehl zu verkünden. Der Haftbefehl wurde um 17.00 Uhr verkündet und unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Suhl dauern an, mit einem Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchung der Leichen ist nicht vor Ende November 2014 zu rechnen.