Delegation aus Ruhla überzeugte sich vom Erfolg der Hilfe für Ruanda

Nach der Rückkehr einer Thüringer Delegation aus Ruanda wird verstärkt nach Pateneltern gesucht. Den Vertretern des Ökumenischen 1Welt-Kreises der evangelischen Kirchengemeinde in Ruhla (Wartburgkreis) wurde während ihrer Reise bestätigt, wie wichtig die Hilfe für Kinder und Jugendliche aus dem afrikanischen Land ist. Außerdem haben sie die Fortschritte beim Bau eines Kinder- und Jugendzentrums in Nyagatare begutachtet. Für die Spendenaktion „1-2-Help + Zurück ins Leben!“ werden ebenfalls Unterstützer gesucht. Infos: Pfarrer Gerhard Reuther, Tel. 036929-62137.

Der Ruhlaer Pfarrer bezeichnet Pateneltern als Engel für die Kinder aus Ruanda: „Es blutet einem das Herz, wenn man sieht, unter welch schrecklichen Bedingungen manche Kinder leben. Doch das Patenschaftsprogramm hat schon manches verändert. Die Paten sind oft der einzige Lichtblick für die Kinder“. So konnten Kinder vor dem Rauswurf aus der Schule bewahrt bleiben, weil die Pateneltern die Schulgebühren übernahmen. Wie der Pfarrer festgestellt hat, bewirkt eine Patenschaft nicht nur Gutes für das Kind, sondern auch für die Familie und das Lebensumfeld. Im Vergleich zu anderen Programmen sieht er hier den Vorteil darin, „dass das Geld zu hundert Prozent den Patenkindern zu gute kommt“.

Reuther war nun schon zum dritten Mal in Ruanda. „Bei jedem Besuch sah ich Fortschritte und Zeichen der Hoffnung, erlebte aber auch sehr viel Schmerzliches“, erzählt er. So lernte er eine Familie kennen, bei der fünf Personen in zwei Räumen mit einer Gesamtgröße von sechs Quadratmetern leben. „Gewöhnen kann ich mich nicht an die unsäglichen Lebensbedingungen vieler Afrikaner. Solange sie in solchen Verhältnissen leben müssen, sehe ich es als Pflicht aller Menschen in besseren Lebensumständen, ihnen zu helfen“, so Reuther.

Zu den Patenkindern, die er vermitteln will, gehört Betty. Die Vierzehnjährige hat acht Geschwister. Um Geld zu verdienen, muss sie öfter Wasser für ein Hotel für zahlungskräftige Touristen holen. Unter Tränen erzählte sie dem Pfarrer, dass die Familie manchmal nicht genug zu essen hat. Oder Francoise, 17: Sie will dringend ihren Schulabschluss fertig machen, um für sich und ihren einjährigen Sohn sorgen zu können.

Der Ruhlaer Pfarrer Gerhard Reuther war mit zwei weiteren Mitgliedern des 1Welt-Kreises in Ruanda: Jens Moor, Arzt am Hufeland-Klinikum Bad Langensalza, sowie Randy Anderson von der kooperierenden Kirchengemeinde aus Marysville in Kansas. Dort haben sie unter anderem bereits vermittelte Patenkinder besucht. Dabei erlebten sie überall viel Dankbarkeit für die Spenden aus Deutschland. Die Pateneltern bekamen alle Fotos und Berichte von seinen Besuchen.

In Ruanda leiden viele Kinder und Jugendliche unter den Nachwirkungen des Massakers an den Tutsis. Die Kirchengemeinde Ruhla vermittelt zum einen Patenschaften. Außerdem finanziert sie den Bau eines Kinder- und Jugendzentrums in Nyagatare, um Waisen, Straßenkindern, Behinderten und ehemaligen Kindersoldaten eine Perspektive zu ermöglichen. In dem Zentrum können sie eine Lehre abschließen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Eine Bibliothek konnte als erstes Gebäude dank der Spenden aus Europa, den USA sowie afrikanischen und asiatischen Ländern aufgebaut werden. Nun sollen unter anderem eine Berufsschule, ein Internat und ein Gesundheitszentrum folgen. Insgesamt werden mehr als 500000 Euro benötigt. Der 1Welt-Kreis hat seit Beginn der Aktion im Jahr 2007 bereits 80000 Euro in Ruanda investiert. Schirmherr für das Projekt ist der ehemalige Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel.

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