Fachtag der Betreuungsbehörde des Wartburgkreises

Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen

Beidseitige Bettseitenteile, Stecktische am Rollstuhl, Abschließen von Türen und sedierende Psychopharmaka gelten als freiheitsentziehende Maßnahmen und gehören oftmals zum pflegerischen Alltag. Das Thema „Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen“ ist deshalb in der stationären Pflege und Betreuung hochaktuell und ebenso herausfordernd, vor allem auch in Hinblick auf die rechtliche Bewertung.
Aus diesem Grund wurde durch die Betreuungsbehörde des Wartburgkreises mit Unterstützung des Betreuungsrichters des Amtsgerichtes Bad Salzungen Detlef Manges eine ganztägige Fachtagung zu diesem Thema organisiert. Ziel der Veranstaltung waren die Sensibilisierung aller Beteiligten, das Aufzeigen des rechtlichen Handlungsrahmens und die Vorstellung möglicher Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen. Der Fachtag richtete sich an Mitarbeiter der Pflege- und Wohnheime des Wartburgkreises, gesetzliche Betreuer, Verfahrenspfleger und Ärzte.
Im Verlauf der Tagung wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch das Sanitätshaus Schindewolf und Schneider die Möglichkeit eingeräumt, selbst freiheitsentziehende Maßnahmen zu erleben.
Der rechtliche Aspekt fand Beachtung, indem Rechtsanwalt Norman Lenz aus Potsdam über haftungsrechtliche Fragen und Probleme referierte.
Zudem wurden das Projekt ReduFix und der Jenaer Weg vorgestellt, die anhand ermutigender Beispiele zeigten, dass es möglich ist, auf derartige Maßnahmen im Pflegealltag zu verzichten. Ziel des Projektes ReduFix („Reduktion von körpernaher Fixierung bei demenzerkrankten Heimbewohnern“) ist es, durch gezielte Interventionen freiheitsbeschränkende Maßnahmen bei demenzerkrankten Heimbewohnern zu verhindern oder zu reduzieren. Madeleine Viol, Projektkoordinatorin und Mitarbeiterin der Hochschule Freiburg, brachte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Projekt näher.
Angela Börner, Mitglied im Jenaer Arbeitskreis der Pflegeinitiative Jena, stellte den „Jenaer Weg“ vor, welcher sich ebenfalls mit der Reduzierung freiheitsentziehender Maßnahmen beschäftigt.
Kati Sträßer, Referatsleiterin der Heimaufsicht Thüringen, welche mit der aufsichtsrechtlichen Überprüfung der stationären Einrichtungen befasst ist, berichtete aus ihrer Tätigkeit und ihren Erfahrungen.
Der Fachtag stieß auf großes Interesse und war eine gelungene Auftaktveranstaltung zum Thema.

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