Jetzt Dr. Siegfried Wolff Klinik Eisenach

Dr. Siegfried Wolff, geboren 1888 in Gnesen im heutigen Polen, wirkte seit ca. 1920 als Kinderarzt in Eisenach bis zu seiner Emigration nach Holland 1939. Er wurde leitender Arzt der privaten Säuglings- und Kinderklinik der Elfriede Grämer in der Amalienstr. 2 und später in der Kaiser-Wilhelm-Str. 16 (heute Erich-Honstein-Str.). 1944 wurde er in Auschwitz ermordet.

Die Kinder- und Jugendmedizin im St. Georg Klinikum mit der technischen Bezeichnung Station C12 «bekommt nun einen Namen und ein Gesicht als Dr. Siegfried Wolff Klinik», wie Geschäftsführer Rolf Weigel bei seiner Begrüßung betonte, «ebenso wie damals die Zimmer in der Klinik, wo Dr. Wolff wirkte. Dort hatte jedes Zimmer einen Namen.»

Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner skizzierte das Leben von Siegfried Wolff, konnte aber nicht erklären, warum der Arzt damals nach Eisenach kam. Wolff, kinder- und ehelos geblieben, lebte ein Leben für seine kleinen Patienten. Er wurde schon früh seitens der NSDAP in Person des Jugendarztes Dr. Friedrich Bartels verfolgt. Diverse Prozesse wurden gegen Wolff angestrengt, die er alle gewann. Letztlich schützten ihn auch die hohe Reputation und seine wissenschaftliche Arbeit nicht vor der Verfolgung.

Dr. Johannes Kasper, ehemaliger Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am St. Georg Klinikum, berichtete in seinem Festvortrag von seiner Initiative, bereits zu DDR Zeiten die Klinik in Dr. Siegfried Wolff Klinik umzubenennen: «Dies war damals unerwünscht.» 1970 war auf einem Kongress über Wolff berichtet worden. Jetzt hatte die erneute Anfrage seitens Dr. Benno Kretzschmars bei dem Aufsichtsrat des Klinikums Erfolg.

Wolffs Vorbild war Albert Schweitzer und seine Prinzipien ‚Das Wohl des Patienten steht über allem’ und ‚’Wir behandeln alle Patienten gleich’ haben unverändert Gültigkeit. Gerade in der heutigen Zeit, wo über Kostenstrukturen und Zuzahlungen diskutiert wird aber auch über Abstufungen in der Behandlung. «Für uns ist klar: es darf keine Unterschiede in der Behandlung geben, egal ob Ungeborene, Menschen mit Behinderung, Straffällige, Fremde, Sterbende oder viele andere. Alle sind uns herzlich willkommen», so das Credo von Johannes Kasper, dem sich alle anschließen wollten.

Enthüllt wurde das Bild Dr. Siegfried Wolff, des Künstlers Dorsten D. Klauke.
In Zukunft wird das alte Klinikschild, das Gabriele Wuthenow, Leiterin der Staatlichen berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales, Chefarzt Dr. Benno Kretzschmar überreichte, Eltern und Kindern den Weg zur Kinder- und Jugendmedizin weisen.
Als Dauerleihgabe seitens des Stadtarchivs wird der alte Pass von Dr. Siegfried Wolff in der Klinik zu sehen sein, der bei dem Internetauktionshaus ebay aufgetaucht war und für 50,- Euro erworben werden konnte.

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