Kunstprojekt: Waldorfschule verkauft Schafe zugunsten der Flüchtlingsarbeit

Zwölf Flüchtlingskinder lernen an der Schule / Mutter wurde zum Interkulturellen Elternmentor

An der Freien Waldorfschule Eisenach/Wartburgkreis werden zwölf Kinder aus vier Flüchtlingsfamilien unterrichtet. Als Ansprechpartner für Eltern aller Nationalitäten gibt es einen Interkulturellen Elternmentor: Antje Gärtner-Sieler, Schülermutter und Mitglied im Vorstand des Trägervereins der Schule, wurde mit Hilfe der Elternstiftung Baden-Württemberg ausgebildet. Außerdem wird über ein außergewöhnliches Kunstprojekt die Flüchtlingsarbeit der Kolibri-Stiftung unterstützt.

Die Flüchtlingskinder sind in den Klassen 1 bis 5 sowie 7 integriert. Die Schule hatte zunächst interessierte Eltern zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, danach konnten die Kinder eine Woche zum Schnuppern kommen. Inzwischen sind Verträge geschlossen, wobei auf das an der Schule sonst übliche Schulgeld verzichtet wird. Die Kinder kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak und gehören verschiedenen Sprachgruppen an. Sie bekommen fast täglich extra Deutsch-Unterricht, beispielsweise wird mit Bild-Wörterbüchern gearbeitet.

Einige können schon recht gut Deutsch, bei Anderen läuft die Verständigung häufig noch mit Händen und Füßen, sagt Christa Groer, Klassenlehrerin der 7. Klasse.

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Sie ist hauptverantwortlich für die Betreuung der neuen Schüler und übernimmt auch den zusätzlichen Unterricht.

Wir üben vor allem durch praktische Arbeit, erklärt die Lehrerin – beispielsweise mussten die Schüler einkaufen gehen, sie haben gefilzt, gebacken und im Schulgarten gearbeitet. Die Kinder wurden in den Klassen sehr gut aufgenommen und es macht viel Freude, zu sehen, wie alle miteinander umgehen, sagt Christa Groer.

Die Schule unterstützt außerdem die Kolibri-Stiftung, eine interkulturelle gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, Migrantinnen und Migranten die Integration in ihrer neuen Heimat zu erleichtern. In Zusammenarbeit mit der Stiftung läuft das bundesweite Kunstprojekt „Urbane Transhumanz“ nun auch in Eisenach. Der Münchner Künstler Walter Kuhn hat einen Schäfer mit Wachhund und Schafen gefertigt, die an wechselnden Plätzen stehen. In Eisenach graste die Herde zunächst auf dem Gelände der Schule, zurzeit steht sie am Waldorfkindergarten im Eichrodter Weg. Die Exponate des Kunstprojektes werden zu Gunsten der Stiftung Kolibri verkauft.

Transhumanz in seiner ursprünglichen Bedeutung ist eine spezielle Form der Wanderweidewirtschaft, bei der große Herden je nach Futterangebot mehrmals jährlich zu unterschiedlichen Weideplätzen – teilweise über weite Distanzen – getrieben oder transportiert werden. Der Künstler thematisiert die wachsende Mobilität moderner Gesellschaften, die in dieser Beziehung der Wanderweide von Tieren durchaus ähnlich ist. Besonders erinnern will er an die Menschen, die durch Krieg, Verfolgung, Hunger  und Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen sind. Ende 2014 waren laut Bericht des UN-Flüchtlingsrates (UNHCR) fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht – das ist der höchste Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Foto: Mustafa, Hanna und Ibrahim (v.l.), hier inmitten der Werke des Künstlers Walter Kuhn, lernen gemeinsam in der 1. Klasse der Waldorfschule in Eisenach.