Vorstellung der Qualitätsoffensive zur Senkung der Sepsissterblichkeit

Im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit ist eine neue Qualitätsoffensive zur Senkung der Sepsissterblichkeit vorgestellt worden. An der sogenannten MEDUSA-Studie (Medical EDUcation on Sepsis source control and Antibiotics) beteiligen sich deutschlandweit 40 Krankenhäuser, darunter befinden sich allein 20 in Thüringen. Die Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, Heike Taubert (SPD), würdigte dieses Engagement ausdrücklich: «Mit ihrer hohen Beteiligung zeigen die Thüringer Krankenhäuser, dass sie Verantwortung für ihre Patienten übernehmen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Krankenhaushygiene», sagte Heike Taubert.

Information, Weiterbildung und Training für Ärzte und Pflegekräfte sowie Benchmarking sind zentrale Inhalte von MEDUSA. Die Studie wurde vom integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC: Center for Sepsis Control and Care) am Universitätsklinikum Jena initiiert. MEDUSA wird von der Landesärztekammer Thüringen unterstützt.

Der Leiter der Studie, der Intensivmediziner Prof. Dr. Konrad Reinhart vom Universitätsklinikum Jena, sagte. «Unser Ziel ist es, dass alle Patienten möglichst in der ersten Stunde nach der Diagnosestellung ‚Sepsis’ mit Antibiotika und kreislaufunterstützenden Maßnahmen behandelt werden. Mit jeder gewonnenen Stunde kann die Sterblichkeit um 8 Prozent gesenkt werden.»

Laut Prof. Reinhart behandelt MEDUSA eines der in der medizinischen Forschung als vorrangig eingestuften Themen. Ziel ist es, das vorhandene Wissen über die beste Behandlung in der täglichen Krankenversorgung überall und für alle Patienten am effektivsten umzusetzen.

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Das Universitätsklinikum Jena gehört zu den führenden Einrichtungen in der Sepsis-Forschung. Im Jahre 2009 sorgte eine Studie der Jenaer Forscher für internationales Aufsehen, die zeigte, dass zwei Standardmethoden der Sepsistherapie große Risiken für die Patienten bergen. «Am Forschungsstandort Jena findet die Sepsisforschung ideale Bedingungen», erklärte der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Thomas Deufel. «Die Stärken von Jena – hoch spezialisierte, grundlegende und praxisnah vernetzte Forschung gerade in den Traditionsfächern Physik, Optik und Medizin – bringen solche exzellenten, weithin beachteten Forschungsergebnisse hervor. Erfolge in Diagnose und Therapie dieser bislang unterschätzten Erkrankung kommen unmittelbar den Patienten zugute und helfen, viele Menschenleben zu retten.»

Sepsis
Der Begriff Sepsis beschreibt ein Krankheitsbild, bei der eine Infektion den gesamten Körper erfasst und dabei sämtliche Organe bis zum Organversagen schädigt. Jährlich erkranken allein in Deutschland etwa 150000 Menschen an einer Sepsis, ein Drittel der Fälle entwickelt sich bereits außerhalb von Krankenhäusern.

Fast die Hälfte der Erkrankten verstirbt (ca. 60000 Todesfälle/Jahr). Dies sind deutlich mehr Todesfälle als durch Brust- und Darmkrebs oder Aids. Allein auf den Intensivstationen verursacht die Erkrankung Kosten in Höhe von 1.7 Milliarden Euro jährlich.

CSCC
Die Ärzte und Forscher des Zentrums für Sepsis und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena arbeiten an der Verringerung von Sepsiserkrankungen, ihrer Sterblichkeit und ihrer Folgeschäden. Sie erforschen die Krankheitsmechanismen, um neue Diagnose- und Therapieverfahren zu entwickeln. In großen klinischen Studien führen sie Qualitätsstandards für die Prävention, Akut-Behandlung und Nachsorge der Sepsis ein und evaluieren diese. Das von Intensivmedizinern, Internisten, Chirurgen und Neurologen getragene Zentrum in Jena ist eines von bundesweit sieben Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 23 Millionen Euro gefördert.

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