Abwehrreihen neutralisierten sich
«Beide Teams waren bestens aufeinander eingestellt. Zwei gute Abwehrreihen mit zwei guten Torhütern prägten die Partie», resümierte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach. «Beide Abwehrreihen neutralisierten sich», befand Maik Handschke, der Trainer des Überraschungs-Tabellendritten TUSEM Essen. Er kennt die Wartburgstädter sehr gut, war er bis April 2010 deren Coach, verfolgte während der aktuellen Saison deren Auftritte vielfach live vor Ort.
«Unsere Probleme lagen im Angriff», betrieb Adalsteinn Eyjolfsson Ursachenforschung für eine (vermeidbare) Niederlage nach einem beherzten leidenschaftlichen Auftritt vor über 2000 Zuschauern in der Sporthalle «Am Hallo». Insbesondere im ersten Abschnitt konnten die Ballgewinne in der Abwehr nicht zu Treffern per Tempogegenstoß genutzt werden. Zu unplatziert (Kaluzinski, Miljak) wurde abgezogen, sodass TUSEM-Schlussmann Jan Kulhanek wenig Mühe hatte.
Die Gastgeber nutzten ihre Ballgewinne zu bestens strukturierten und abgeschlossenen Tempogegenstößen, insbesondere durch ihren Rechtsaußen Ole Rahmel (insgesamt 10 Treffer). Spielten die Eisenacher schnell, insbesondere zu den Kreispositionen (Wöhler, Trauvetter), wackelte die Abwehr der heimstärksten Mannschaft der Liga. Zu Beginn der zweiten Halbzeit enteilten die blutjungen Essener um den 21-jährigen Spielmacher Simon Ciupinski auf 16:10 (36.). Die Thüringer fighteten vorbildlich, durch ihren mitgereisten Anhang bis zur letzten Sekunde lautstark angefeuert. Ballgewinne konnten nun über Tempogegenstöße zu Treffern genutzt werden. «Wir haben uns mit unserer Abwehrarbeit zurückgekämpft», betonte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Seine Schützlinge schlossen jetzt platziert ab. Eisenachs Keeper Radek Musil parierte seinen dritten Strafwurf mit schmerzhafter Kopfabwehr im Duell mit dem Ex-Eisenacher Pavel Prokopec (49.). In Unterzahl gelangen den Eisenachern zwei Ballgewinne, Nick Heinemann und Girts Lilienfelds verkürzten bis auf einen Treffer (19:18, 50.).
«Wir haben das 6-Tore-Polster leichtfertig aus der Hand gegeben. Statt die langen Kerle im Eisenacher Deckungsverbund weiter in Bewegung zu halten, Lücken zu schaffen, haben wir viel zu früh und dann in Richtung Eisenacher Mittelblock abgezogen», konstatierte TUSEM-Coach Maik Handschke. Der fest anvisierte Doppelpunktgewinn seines Teams stand plötzlich auf ganz tönernen Füßen. Hannes Lindt markierte in dieser Phase über die linke Angriffsseite ganz wichtige TUSEM-Treffer. Nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trauvetter versenkt Nick Heinemann nervenstark und technisch gekonnt den fälligen Siebenmeter (21:20, 54.). Spannung und Dramatik pur. Beim Stand von 22:20 wird Eisenachs Eryk Kaluzinski, vor einigen Jahren für TUSEM Essen am Ball, beim Torwurf rüde gebremst. Siebenmeter für den ThSV Eisenach. Doch der Trautvetter-Aufsetzer hat zu viel Schmackes, geht über den TUSEM-Kasten, der eingewechselte Keeper Sebastian Bliß (21 Jahre) brauchte nicht einzugreifen (58.). Sekunden später ließ Pavel Prokopec seinem einstigen Kollegen Radek Musil mit platziertem Ball zum 23:20 keine Abwehrchance (59.). «Eigentlich wollte ich Pavel schon früher auswechseln, weil er zu vieles allein probierte», gestand TUSEM-Coach Maik Handschke. Pavel Prokopec, mit 31 Lenzen der «Senior» seines Teams, gelang damit die Spielentscheidung.
«Wir kämpften uns bravourös bis auf einen Treffer heran, doch zwei bis drei Fehler verhinderten einen Punktgewinn», bilanzierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. «Solche Spiele mit einer blutjungen Mannschaft zu gewinnen, das erfüllt uns alle mit Stolz», formulierte ein schweißgetränkter Maik Handschke nach dem Abpfiff. «Eisenachs Stärke überraschte schon. Kompliment an den ThSV Eisenach», betonte der TUSEM-Trainer und hatte noch einige Hinweise für seinen Kollegen mit Blick auf die Partie der Wartburgstädter gegen den TV Neuhausen bereit. Der ThSV Eisenach empfängt am Freitag, 30.12.2011 um 20.00 Uhr mit dem TV Neuhausen ein weiteres Topteam der Liga, das die HG Saarlouis mit 34:24 abfertigte und auf Tabellenplatz 2 rangiert.
Feuer der Leidenschaft loderte in der Abwehr
Die Eisenacher begannen in der erwarteten Formation ausgesprochen couragiert. In der Abwehr, Branimir Koloper löste hier Benjamin Trautvetter ab, brannte von Beginn das Feuer der Leidenschaft. Der Innenblock mit Duje Miljak, Branimr Koloper und Eryk Kaluzinski riegelte ab. Tomas Sklenak traf in der für ihn typischen Art zum 1:2 (5.). Beherzt und dennoch fair suchte der ThSV Eisenach die Zweikämpfe, wurde mit Ballgewinnen belohnt. Doch die Tempogegenstöße wurden teilweise kläglich abgeschlossen, waren Ausgangspunkt für Konter der Hausherren (7:4, Rahmel, 19.). Mit der Einwechslung von Girts Lilienfels im rechten Rückraum das Eisenacher Angriffsspiel an Fahrt zu. Adrian Wöhler legte das Leder von Linksaußen zum 8:8-Ausgleich ins Netz (25.). Doch scheiterte Eryk Kaluzinski an TUSEM-Keeper Jan Kulhanek. Im Gegenzug versenkte Hannes Lindt zum 11:8 (29.). TUSEM Essen wechselte von Beginn kräftig durch, Paul Trodler kam nur für Abwehraufgaben, doch auch im Rückraum war personelle Rotation angesagt, sodass alle zu Verschnaufpausen kamen.
Mit Fehlversuchen und Zuspielfehlern eröffnete der ThSV Eisenach den Gastgebern die Kontermöglichkeiten zum 16:10 (Rahmel auf Steilpass von Torwart Kulhanek, 36.) und 17:11 (Pöter, 38.). Die Eisenacher steckten aber nicht den Kopf in den Sand, forcierten vielmehr ihre Abwehrarbeit und wurden belohnt. Und endlich landeten die eigenen Torwürfe auch im Ziel. Sprunggewaltig zog Adrian Wöhler aus dem linken Rückraum (!) scharf und platziert ab (47.). Der ThSV Eisenach war bis auf zwei Treffer heran (18:16, 47.). Eine mehr als fragwürdige Zeitstrafe gegen Duje Miljak steckten die Eisenacher weg, luchsten in Unterzahl den Hausherren das Leder ab. Auf den Rängen wurde es unruhig, der kleine blau-weiße Eisenacher Block, mit den Trommlern der «Initiative Fanblock», kürzlich mit einem «Spitzenergebnis» beim ThSV-Fußball-Turnier, bewiesen jetzt Spitzenwerte an den Trommeln, feuerte lautstark das Team um Kapitän Benjamin Trautvetter an. Die (möglichen) big points gelangen dem ThSV Eisenach nicht.
Statistik
TUSEM Essen: Kulhanek, Bliß; Krüger, Keller, Pöter (2), Trodler, Pieczkowski, Seidel (1), Lindt (6), Rahmel (10/3), Ciupinski (1), Prokopec (4), Kropp
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (4/2), Sklenak (3), Wöhler (5), Miljak, Kaluzinski (3), Adams, Schiffner, Heinemann (3/2), Lilienfelds (3), Koloper, Lindner
Siebenmeter: TUSEM Essen 6/3 – ThSV Eisenach 5/4
Zeitstrafen: TUSEM Essen 2 x 2 Min- – ThSV Eisenach 3 x 2 Min.