Adrenalin kam von den Rängen

ThSV Eisenach verwandelt einen 5-Tore-Rückstand nach einer Deckungsumstellung in einen 26:23 (9:11) -Erfolg über VfL Lübeck-Schwartau

Der ThSV Eisenach setzt seinen Höhenflug fort, bezwang den VfL Lübeck-Schwartau vor über 2.100 begeisterten Zuschauern – nach einem 11:16-Rückstand – mit 26:23 (9:11), rangiert mit 11:5 Punkten auf dem 5.Tabellenplatz.

Wir haben Moral und Charakter gezeigt, bis zum Umfallen gekämpft, uns und die Fans belohnt, strahlte Eisenachs Rückraumspieler Luka Kikanovic, der binnen weniger Sekunden (47. Min.) in der Abwehr zwei schmerzhafte Kopftreffer kassierte. Ich wollte ihn herausnehmen, doch er sagte, Trainer lass mich drin, berichtet Sead Hasanefendic, der Coach des ThSV Eisenach. Die jüngsten Erfolge haben unser Selbstvertrauen gestärkt. Wir waren bereit, bis zur letzten Sekunde alles zu geben, sprudelte es aus Rückraumspieler Andre Obranovic heraus.

Der Aufsteiger von der Wartburg hat nach 8 Spieltagen zwei Zähler mehr auf dem Konto wie die Erstliga-Absteiger aus Gummersbach und Bietigheim – und nur einen Zähler weniger wie die beiden punktgleichen Tabellenführer aus Essen und Coburg!

Beim 11:16 sprach alles für die Norddeutschen. Nach der Umstellung der Deckung von einer 5:1- auf eine defensive 6:0-Formation inklusive eines zur Hochform auflaufenden Torhüters Blaz Voncina wechselte das Momentum auf die Seite des ThSV Eisenach. Und wenn man dann noch einen Ante Tokic mit einer 100-Prozent-Wurfquote hat, braucht man das Leder nur zu ihn auf die Rechtsaußenposition zu spielen, bilanzierte Eisenachs in der Halle weilender vorjähriger Kapitän Marcel Schliedermann, tags zuvor einer der Protagonisten beim 26:25-Erfolg seines neuen Vereins TV Emsdetten über den VfL Gummersbach.

Sohn des einstigen Eisenacher Trainers war der Mann der ersten Halbzeit
Bei den jüngsten Heimsiegen über die Spitzenteams aus Hamm-Westfalen und Essen sorgte der ThSV Eisenach vom Start weg für klare Verhältnisse. Dieses Mal war es anders. Die Gäste hatten sich bestens auf die 5:1-Abwehr der Hausherren eingestellt. Es wurde ein offener Schlagabtausch im ersten Abschnitt, mit wechselnden 1-Tore-Führungen.

Wir boten über weite Strecken guten Handball, resümierte Piotr Przybecki, viele Jahre Bundesligaprofi, seit dem Sommer auf der Trainerbank des VfL Lübeck-Schwartau.

Dadi Runarsson, der Sohn des ehemaligen Eisenacher Spielers und Trainers Runar Sigtryggson, nutzte seine individuellen und strategischen Qualitäten, dirigierte, suchte selbst den Weg in die Tiefe und vollendete (5 Treffer bis zum Seitenwechsel). Der 24-Jährige war zweifellos der Mann der ersten Halbzeit! Der Isländer war bei den Gästen jedoch der einzige Mittelmann im Kader. Der ThSV Eisenach hat hingegen drei ganz unterschiedliche Spielgestalter, die bei den jüngsten Erfolgen effizient eingesetzt wurden. Dieses Mal begann Martin Potisk, der nach 20 Minuten von Yoav Lumbroso abgelöst wurde. Kurz vor dem Halbzeitpfiff kam Jonas Ulshöfer, der weder das 9:11 zur Pause, noch das 11:16 (39.) verhindern konnte, nach der Deckungsumstellung aber das Angriffsspiel ankurbelte, mit seiner 1:1-Stärke für Farbtupfer sorgte.

Blauer Tiger wird zum dahinschmelzenden Marzipanschweinchen
Die 21 Schlussminuten gingen mit 15:7 an den ThSV Eisenach!

Wir haben das System gewechselt und das Adrenalin kam von unseren Zuschauern, strahlte die Eisenachs Trainerikone Sead Hasanefendic. Neben der kompromisslosen Arbeit in der Deckung haben wir nun auch im Angriff disziplinierter gespielt, vermerkte Ante Tokic (6 Würfe – 6 Tore).

Die ambitionierten Gäste, den Erstliga-Aufstieg spätestens im Jahr 2021 fest im Plan, gingen im Eisenacher Hexenkessel unter.

Zu leichtfertig gaben wir unsere 5-Tore-Führung aus der Hand, konstatierte Piotr Przybecki.

Bei Dadi Runarsson war der Akku leer.

Wir haben die Kreisläuferräume zugedeckt und bei den Würfen aus dem Rückraum war Blaz Voncina zur Stelle, betonte Sead Hasanefendic.

Der Eisenacher Keeper parierte 16 Bälle, das Duo Dennis Klockmann (seit Jahren einer der besten Keeper der Liga) und Marino Mallwitz auf der Gegenseite ganze 6. Die als blaue Tiger angekündigten Handballer aus der Marmeladenstadt verwandelten sich in ein dahinschmelzendes Marzipanschweinchen. Der Eisenacher Innenblock mit Marko Racic und Duje Miljak riegelte ab. Alexander Saul verkürzte auf zwei Treffer (14:16, 44.) und besorgte den Ausgleich (17:17, 49.). Das Feuer loderte auf Parkett und Rängen. Marko Racic (4 Würfe – 4 Treffer) traf zum 20:19 (52.). Spielzüge auf die Außen Ante Tokic und Ivan Snajder führten zum 25:21 (58.). Der dritte Heimsieg bei Eisenachs Festspielwochen (4 Heimspiele in Serie) war unter Dach und Fach. Innbrünstig intonierte die blau-weiße Fanschar Thüringens Nationalhymne, das „Rennsteiglied“.

HSV Hamburg kommt nächsten Samstag
Am Samstag, 19.10.2019 gastiert der Handballsportverein Hamburg in der Werner-Aßmann-Halle. Dann möchte die Eisenacher nur allzu gern ein neuerliches Handballfest feiern! Wer dabei sein will, sollte sich rasch die Tickets sichern, online unter www.thsv-eisenach.de, in der ThSV-Geschäftsstelle und in allen Pressehäusern der Mediengruppe Thüringen.

Statistik
ThSV Eisenach: Voncina (1.-60./15 Paraden; Karic; Kikanovic, Wöhler, Potisk, Ulshöfer (2), Miljak, Tokic (6/1), Richardt, Mürköster, Obranovic (1), Lumbroso, Snajder (6/2), Racic (4), Weyhrauch (2), Saul (5/1)
VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1.-52./ 5 Paraden), Mallwitz (52.-60./ 1 Parade); Glabisch (1/1), Genda (3), Gönschor, Raguse, Potic, Ranke (3), Waschul, Schult, Köhler (2), Schrader (3/3), Kretschmer (1), Runarsson (6/1), Bruhn (4)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 4/6 (Saul verwandelt 1 x gegen Klockmann und scheitert 1 x an Klockmann, Snajder verwandelt 2 x gegen Klockmann, scheitert 1 x Mallwitz. Tokic verwandelt 1 x gegen Mallwitz) / VfL Lübeck-Schwartau: 5/7 (Runarsson verwandelt 1 x gegen Voncina und scheitert 1 x an Voncina, Schrader verwandelt 3 x gegen Voncina und scheitert 1 x an Voncina, Glabisch verwandelt 1 x gegen Voncina)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 10 Min. (Kikanovic 4, Miljak, Snajder, Racic je 2 Min.) / VfL Lübeck-Schwartau: 6 Min. (Ranke, Waschul, Kretschmer je 2 Min.)
Schiedsrichter: Arndt/Westphal
Zuschauer: 2.125
Spielfilm: 4:3 (12.), 7:7 (23.), 9:11 (29.), 11:16 (39.), 17:17 (49.), 22:21 (56.), 25:21 (58.), 26:23 (60.)

Th. Levknecht

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