Als Johannes Jepsen seinen Kasten vernagelte

ThSV Eisenach im zweiten Abschnitt wie im Rausch zum 31:19 (16:12)-Sieg über den TV Großwallstadt und untermauert seine Aufstiegsambitionen

Er genoss es in vollen Zügen. Johannes Jepsen, der Keeper des ThSV Eisenach, war der gefeierte Mann nach dem 31:19 (16:12) -Erfolg der Wartburgstädter über den TV Großwallstadt.

Er vernagelte zwischen der 40. und 55. Minute regelrecht sein Gehäuse, zollte Trainer Misha Kaufmann dem 2,02-Meter-Keeper ein dickes Lob.

Dieser schwang sich nach durchwachsener Leistung im ersten Abschnitt zur Hochform auf, wurde mit insgesamt 16 Paraden notiert.

Nach dem Seitenwechsel stand die Abwehr vor mir besser. Bei einigen Würfen hatte ich freilich auch das Glück auf meiner Seite. Ich fühlte mich immer besser, für einen Torhüter ist das wichtig. Grandios die Stimmung in unserer Halle. Wir wurden von unseren Fans regelrecht getragen, erklärte ein aufgekratzter Johannes Jepsen nach der Partie zwischen singenden Teamkollegen in der Mannschaftskabine. Ich werde dies alles in den nächsten vier Monaten genießen, schob der Blondschopf hinterdrein.

Am Ende der Saison beendet er nicht nur sein Engagement in Eisenach, sondern 23-jährig seine Profikarriere und nimmt ein Medizinstudium auf. Beifall brandete in der Halle auf, als Hallensprecher Jürgen Hausburg vermeldete, dass Ivan Snajder die Zusage für ein weiteres Jahr beim ThSV Eisenach gegeben hat.

In Unterzahl die Richtung vorgegeben
In den vergangenen Jahren war für den ThSV Eisenach in den Aufeinandertreffen mit dem TV Großwallstadt kaum was zu holen. Selbst in eigener Halle setzte es deftige Niederlagen (23:33 im Jahr 2021 und 21:29 im Vorjahr).

Die Vorbereitung war schwierig, fehlte während der Trainingswoche die halbe Mannschaft krankheits- und verletzungsbedingt, doch wir haben die Kräfte gut verteilt, unser Tempo hoch gehalten, vermerkte Misha Kaufmann. Alle sind an ihre Grenzen gegangen, fügte Eisenachs Geschäftsführer hinzu.

Er ließ nicht mit einer 5:1- sondern mit einer 6:0-Abwehr beginnen, beorderte zunächst Torben Hübke an die Kreismitte.

Ich war darauf vorbereitet, so der 20-Jährige. Ich wollten Großwallstadt von Beginn zeigen, heute gibt es nicht zu holen, betonte der 1,98-Meter Mann.

Überragend auf Eisenacher Seite war wieder Spielgestalter Jannis Schneibel.

Er hat einen unglaublich guten Job gemacht. Wir haben die Wurfsituationen während der Woche genau angesprochen, ließ Misha Kaufmann wissen.

Als die Halle noch leer war, stand Jannis Schneibel hoch konzentriert auf dem Parkett und ging die Spielzüge noch einmal durch. Hernach dirigierte und versenkte er selbst 9 Bälle.

In der ersten Halbzeit vermochten wir, auch aufgrund vieler Zeitstrafen, noch nicht wegzuziehen, analysierte Jannis Schneibel.

Nach dem 7:6 durch Willy Weyhrauch (15.) ließen sich die Eisenacher trotz 10 Strafminuten im ersten Abschnitt die Führung nicht mehr entreißen. Eisenachs „Unterzahlspezialist“ Jonas Ulshöfer stand dadurch oft auf dem Parkett, versetzte die Gäste-Abwehr in helle Aufregung. Zwei Versuche, aus der eigenen Hälfte in den verwaisten gegnerischen Kasten zu treffen, misslangen (19.). Doch es wurde nicht gezetert. Mit hohem Tempo ging es weiter. Inzwischen hatte Misha Kaufmann auf „seine“ 5:1-Abwehr, mit Fynn Hangstein vorgezogen, umgestellt.

Uns unterliefen wenige technische Fehler, führte der Eisenacher Coach einen weiteren Aspekt in die Analyse ein.

Mit verdecktem Wurf traf Fynn Hangstein zum 13:9 (25.). Jannis Schneibel erhöhte im Doppelpack zum 15:10 (28.). Frieder Bandlow, der 13-Tore-Mann vom 33:30-Auswärtssieg des TV Großwallstadt bei Bayer Dormagen, vermochten sich selten in Szene zu setzen. Mit Spielzügen zum Kreis, von Mario Stark zu Dino Corak, kamen die Franken hin und wieder zum Erfolg. Von Rückraumspieler Adrian Kammlodt war kaum etwas zu sehen.

Wartburgstädter überrollen die Unterfranken

Im zweiten Abschnitt ließen wir ganze 7 Gegentore zu, das spricht für uns, strahlte Jannis Schneibel.

Wir bekamen keinen Zugriff in der Abwehr. Mit der Führung im Rücken zeigte Eisenach, wie man es machen muss, war im Kopf und auf dem Parkett frischer. Für uns war es kein guter Tag, bilanzierte Michael Spatz, der Geschäftsführer des TV Großwallstadt.

Im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Vyacheslav Lochmann setzte es eine deftige Niederlage. Die Gäste mussten auf ihren Stammkeeper Jan-Steffen Minerva verzichten, der verletzungsbedingt längere Zeit pausiert. Der Ex-Eisenacher, damals noch mit dem Familiennamen Redwitz, weilte aber in seiner einstigen Wirkungsstätte. Sein Vertreter, der Grieche Petros Boukovanis, wartete mir einer soliden Leistung auf, parierte 11 Bälle.

In der entscheidenden Phase hat sich unser Torwart gesteigert, vermerkte Misha Kaufmann.

Beifallsstürme der über 1.800 Zuschauer begleiteten dessen Paraden.

Selbst im 7 gegen 6 fanden die Gäste keine Lösungen. Wir liefen Gegenstöße, schlossen konsequent ab. Schnell war das Momentum auf unserer Seite, wir im psychologischen Vorteil, sprudelte es aus Jannis Schneibel heraus.

Abwehrchef Philipp Meyer, seine Nebenleute und Torhüter Johannes Jepsen riegelten ab. Inzwischen standen Alexander Saul (im rechten Rückraum), Peter Walz (am Kreis) und Timmothy Reichmuth (Linksaußen) auf dem Parkett. Fynn Hangstein netzte zum 22:14 ein (40.). Die Großwallstadter Deckung war überfordert. Eine „Fackel“ von Marko Grgic zischte – sehr zur Freude seines in der Halle weilenden und einst selbst für den ThSV Eisenach spielenden Vater Danijel Grgic – zum 25:16 in die Maschen (45.). Keeper Johannes Jepsen fischte einen Heber herunter, mit vollster Überzeugung besorgte Jannis Schneibel die erstmalige 10-Tore-Führung (26:16, 47.). Die Laola-Welle rollte gleich mehrfach über die Ränge des Thüringer Handballtempels. Der gerade eingewechselte Daniel Hideg zirkelte das Leder zum 28:17 in die Maschen (51.). Er und Torben Hübke bildeten nun den Deckungs-Innenblock. Alexander Saul passte zu Torben Hübke, der zum 31:18 einnetzte (56.). Derartig verzückt, feierte die blau-weiße Eisenacher Anhängerschar schon mit stehenden Ovationen und Gesängen ihr Team.

Gern hätte ich noch ein Tor gemacht, doch das Leder landete am Holz, ärgerte sich Torben Hübke ein ganz klein wenig.

Moritz Klenk traf für den TV Großwallstadt zum Endstand der Partie.

Jan-Steffen Minerva: „Der Drops war früh gelutscht.“

Das erste Drittel der Partie war noch relativ ausgeglichen, wobei Eisenach schon da Vorteile in punkto Chancenverwertung hatte. Im zweiten Abschnitt operierte der TV Großwallstadt im Angriff zu passiv, mit zu wenig Bewegung, verlor durch die offensive Abwehr der Hausherren etliche Bälle, kassierte Gegenstoßtreffer. Der ThSV Eisenach, auch durch die Erfolge der jüngsten Zeit mit viel Selbstvertrauen, schloss konsequent ab. Der TV Großwallstadt verlor schnell den Zugriff auf das Spiel. Das Drops früh gelutscht, konstatierte der verletzte TVG-Keeper Jan-Steffen Redwitz.

Das Torwartduell sein an den ThSV Eisenach gegangen.

Johannes Jepsen war gut drauf, befand Torwartkollege Jan-Steffen Redwitz.

Harter Prüfstein am nächsten Sonntag
Mit diesem klaren Sieg untermauerte der ThSV Eisenach seine Aufstiegsambitionen. Er wird am nächsten Sonntag, 19.02.2023, einer harten Prüfung unterzogen, wenn er bei einem weiteren Aufstiegskandidaten, bei den Eulen Ludwigshafen antritt.

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (16 Paraden), Gorobtschuk; Reichmuth (1), Hübke (1), Hangstein (4/1), Ulshöfer (2), Walz (1), Grgic (3), Hideg (1), Tokic, Meyer, Donker, Schneibel (9), Snajder (3), Weyhrauch (4), Saul (2)
TV Großwallstadt: Boukovinas (11 Paraden), Ohm; Klenk (1), Babarskas, Eisenträger (1), Bandlow (6/3), Schauer (1), Strakeljahn, Redykin (1), Wullenweber (1), Corak (5), Stark (1), Minzinger, Kammlodt, Rink, Schalles (2)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 1/1 (Hangstein verwandelt gegen Boukovinas) – TV Großwallstadt: 3/3 (Bandlow verwandelt 3 x gegen Jepsen)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 7 x 2 Min. – TV Großwallstadt: 4 x 2 Min.
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies
Zuschauer: 1808
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Schneibel, Jepsen, Ulshöfer – TV Großwallstadt: Corak
Spielfilm: 6:6 (14.). 12:9 (24.). 15:10 (28.), 17:14 (35.). 22:14 (40.), 28:17 (51.), 31:19 (59.)

Th. Levknecht

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