Als Radek Musil seinen Kasten vernagelte

Das war ein hartes Stück Arbeit, bevor der ThSV Eisenach einen 34:30 (16:15)-Erfolg mit seinen 1600 Fans über die HG Saarlouis bejubeln konnte. «Das stärkste Team nach Hüttenberg und dem Bergischen HC in Eisenach», verteilte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson ein dickes Kompliment an die Saarländer.
Erst im Finish, nach dem 30:29 (54.), fiel die Entscheidung. Die Gäste mit einem sich an einstiger Wirkungsstätte in Glanzform präsentierenden Regisseur Danijel Grgic (trug bis 2006 das ThSV-Trikot) spielten ihre Angriffe geduldig aus und schlossen sie konsequent ab. Beim 19:19 (36.), einem von Andre Lohrbach verwandelten Siebenmeter, traf die HG Saarlouis allerdings letztmalig zum Gleichstand. Den Hausherren gelang es jedoch nicht, sich auf mehr als zwei Treffer (23:21, 43.) abzusetzen.
«Ein ganz enger Spielverlauf mit einem am Ende verdienten Ausgang», bilanzierte Andre Gulbicki, der Coach der Saarländer, die die Punkte mit Blick Qualifikation neue eingleisige 2. Handballbundesliga selbst ganz dringend gebraucht hätten. Ein bärenstarker Daniel Grgic und ein treffsicherer Linksaußen Andre Lohrbach (13 Tore) waren letztlich zu wenig, um Zählbares mitzunehmen. Auch, weil Torjäger Daniel Fontaine ganz blass blieb.
In der Schlussphase vernagelte ThSV-Keeper Radek Musil regelrecht seinen Kasten, starteten die Eisenacher blitzschnell zu den entscheidenden Tempogegenstößen durch. Der im gesamten Spielverlauf nicht zu stellende Girts Lilienfelds traf zum 31:29 (54.). Kapitän Benjamin Trautvetter lochte nach einem der Gegenstöße zum 33:29 (56.) ein. Alexander Koke, nach seiner Einwechslung für neue Impulse sorgend, machte mit seinem Treffer zum 34:29 (58.) alles klar. «Das spricht für die Qualität unseres Kaders, wenn ich einen frischen Mann solcher Güte einwechseln kann», erklärte Adalsteinn Eyjolfsson.
«Bei uns stellte sich in der Schlussphase wohl Müdigkeit ein. Mit der Kulisse im Rücken sorgte der ThSV Eisenach für die Entscheidung», konstatierte stattdessen Andre Gulbicki.
Ganz ausgeruht hatte sich Alexander Koke bis zu seiner Einwechslung freilich nicht, zog sich für sieben Strafwürfe die Trainingsjacke aus, verwandelte trotz eines Fehlwurfes beim ersten Versuch die folgenden sechs. «Saarlouis machte uns mit seinem disziplinierten Rückzugsverhalten das Leben schwer, provozierte mit einer Art Schattendeckung Fehler unsererseits. Kompliment an Andre Lohrbach, der einst unter meiner Regie beim SVH Kassel spielte und eine tolle Entwicklung genommen hat», betonte Adalsteinn Eyjolfsson, der Bestnoten an Torhüter Radek Musil und Rückraumspieler Girts Lilienfelds verteilte. «Nun folgt am Mittwoch das große Endspiel. Wir können den Sack zubinden, brauchen dabei jeden Zuschauer», richtete Adalsteinn Eyjolfsson den Blick auf Mittwoch, wenn der TV Korschenbroich um 20.00 Uhr zum Wiederholungsspiel in der Werner-Aßmann-Halle gastiert.

Adrian Wöhler mit starken Szenen auf Linksaußen
Die Eisenacher starteten in der Erfolgsformation der letzten Wochen. Auch die während der Woche aufgrund von Verletzungen pausierenden Adrian Wöhler und Daniel Luther standen in der ersten Sieben. Eryk Kaluzinski, noch immer vom Fight im Traditionsderby gegen den EHV Aue unterhalb des Auges gekennzeichnet, kam für Abwehraufgaben. Danijel Grgic, der Kapitän und Spielmacher der Gäste, konnte sich überwiegend auf die Offensive konzentrieren, wurde für Abwehraufgaben von Bartosz Janiszewski abgelöst. «Überragend, wie Danijel Grgic seine Mannschaft führte. Obwohl wir uns auf ihn genau vorbereitet hatten, vermochten wir nicht, ihn zu stellen», gestand Eisenachs Trainer Adallsteinn Eyjolfsson. Der mittlerweile 34-Jährige dirigierte, setzte seine Mitspieler mit ballverlagernden Aktionen in Szene, startete selbst zum Kreis durch oder setzte zu den für ihn typischen Würfen an. Die Auftaktphase ging so mit leichten Vorteilen an die Gäste (4:5, 10.). Bei den Gastgebern war es Tomas Sklenak, der zu kraftvollen Solis startete, die die Gäste nur auf Kosten von Strafwürfen stoppten. Adrian Wöhler traf technisch gekonnt von Linksaußen zum 6:6-Ausgleich (13.). Girts Lilienfelds besorgte die 7:6-Führung für die Wartburgstädter (15.). Zunächst nur von kurzer Dauer, weil Andre Lohrbach im Doppelpack zum 7:8 (17.) traf. Im Rücken der Abwehr hatte sich Adrian Wöhler zur Kreismitte gemogelt, wurde von Girts Lilienfelds maßgerecht bedient und verwandelte zum 9:8 (18.). Mit ansatzlosem Wurf glich der alte Fuchs Danijel Grgic zum 9:9 (19.) aus. Der letzte Gleichstand in der ersten Halbzeit.
Alexander Koke kam kurz auf das Parkett, initiierte einen eingespielten Angriffszug auf Linksaußen, den Andrian Wöhler zum 11:9 (21.) verwertete. Wenig später hob Tomas Sklenak das Leder gefühlvoll über Schlussmann Darius Jonczyk zum 13:10 in die Maschen (24.). Andre Gulbicki rief seine Crew zur Beratung. Kurz hintereinander kassierten danach Aleksander Kokoszka und Danijel Grgic eine Zeitstrafe. Doch in doppelter Überzahl produzierte der ThSV Eisenach einen Technik- und Regelfehler. Die Saarländer durften beim Gang zu den Pausengetränken bei einer knappen 16:15-Führung der Hausherren hoffen.

Girts Lilienfelds zu schnell für die Saarländer
Nach Wiederanpfiff der sicher amtierenden Berliner Unparteiischen Nils Blümel und Jörg Loppaschweski tauchte ThSV-Keeper Radek Musil bei einem Grgic-Ball ganz schnell ab, ließ Eryk Kaluzinski mit seinem «Knaller» aus dem Rückraum zum 17:15 (31.) an alte Torjägerqualitäten erinnern. Die Gäste, angeführt von ihrem «Häuptling» Danijel Grgic und dem auch vom Siebenmeterstrich treffsicheren Andre Lohrbach (versenkte alle sieben Strafwürfe) gaben nicht klein bei. Andre Lohrbach ließ auch dem eingewechselten Stanislaw Gorobtschuk im Siebenmeterduell zum 19:19 (36.) keine Abwehrchance. Altmeister Radek Musil lief im ThSV-Kassten zu großer Fortm auf, kaufte dem frei vor ihm auftauchenden Ingars Dude das Leder ab (37.). Nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter, verwandelte Alexander Koke den fälligen Strafwurf zum 21:19 (38.). Daniel Luther legte für Girts Lilienfelds auf, der zum 22:20 (40.) einlochte. Ein 3-Tore-Plus gelang den Wartbugstädtern nicht. Die Gäste trafen immer wieder zum Anschlusstreffer 26:25 (48.). In Unterzahl initiierten die Eisenacher einen Angriffszug auf Linksaußen. Adrian Wöhler traf zum 27:25 (48.). Listig erspitzelte sich Danijel Grgic das Leder, bediente Andre Lohrbach zum neuerlichen Anschlusstreffer. Die Partie bog auf die Zielgerade ein.
Die Eisenacher erhöhten die Schlagzahl, fighteten mit Herz und Leidenschaft und einem zur Glanzform auflaufenden Torhüter Radek Musil. Kapitän Benjamin Trautvetter eroberte sich das Leder und vollendete im ICE-Tempo zum 30:27 (52.). Die 1600-Kehlen auf den Rängen stimmten das Rennsteiglied an. Die Gäste antworteten- durch Andre Lohrbach und Danijel Grgic (30:29, 54.). «Es folgten die entscheidenden drei Tempogegenstöße», skizzierte Andre Gulbicki die sich anschließenden Szenen. Girts Lilienfelds, Nick Heinemann und Benjamin Trautvetter trafen zum umjubelten 33:29. Radek Musil streckte die Fäuste in die Höhe. Die stimmgewaltige Kulisse stimmte stehend «Oh, wie ist das schön» an.

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (5), Sklenak (2), Wöhler (6), Koke (8/6), Luther (1), Bitterlich, Kaluzinski (3), Adams, Schiffner, Langhans, Heinemann (2), Lilienfelds (7)
HG Saarlouis: Jonczyk, Peveling; Kokoszka (1), Balaz (2), Fontaine (1), Janiszewski (1), Dude (3), Fetser, Wischniewski (2), Grgic (7), Holzner, Leist, Lohrbach (13/7)

Siebenmeter: Eisenach 7/6; Saarlouis 7/7
Zeitstrafen: Eisenach 2 x 2 Min.; Saarlouis 4 x 2 Min.

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