Am Bodensee auf Aufstiegskurs bleiben

ThSV Eisenach gastiert am Samstag in Bestbesetzung bei der HSG Konstanz und will Aufstiegsplatz 2 mit einem Sieg behaupten

Nach dem mit einer eindrucksvollen Leistung erzielten 27:19-Erfolg über den direkten Aufstiegsmitkonkurrenten TuS Nettelstedt-Lübbecke ist von unserer Mannschaft viel Last abgefallen, nachdem die Partie bei einem weiteren Mitkonkurrenten, dem Dessau-Roßlauer HV, nicht so optimal gelaufen ist. Es gilt nun, hoch fokussiert die restlichen Saisonaufgaben anzugehen, beschreibt Misha Kaufmann, der Coach des ThSV Eisenach, die Lage.

Der Schweizer ist kein Freund der Rechnerei, doch auch er kennt die ganz einfache Rechnung: Drei Siege aus den noch anstehenden drei Punktspielen und der ThSV Eisenach steigt in die 1. Handballbundesliga auf. Aktuell liegt er, punktgleich mit dem Dessau-Roßlauer HV, aber dem weitaus besseren Torverhältnis, auf dem 2. Aufstiegsplatz. Dahinter in Lauerstellung, zwei Punkte zurück, der TuS Nettelstedt-Lübbecke. Kentern am Bodensee ist für den ThSV Eisenach verboten.

Konstanz ist das erste von drei noch zu absolvierenden Spielen. Ich erwarte am Bodensee eine konzentrierte Leistung von Beginn. Das Team hat während der Woche intensiv trainiert. Wir reisen einen Tag vorher an, um ausgeruht in die Partie zu gehen. Wir wissen, in Konstanz ist es schwer zu punkten. Wir kennen unser Ziel und werden dementsprechend fokussiert auflaufen, erklärt Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Am Samstag, 27.05.2023 gastieren die Wartburgstädter um 20.00 Uhr bei der vom in Suhl geborenen Jörg Lützelberger betreuten HSG Konstanz, die nach einem Jahr die 2. Handballbundesliga wieder verlassen muss. Sechzehn Pluszähler nach 35 Spieltagen, zu wenig für den Verbleib im Unterhaus. Der erste Punktgewinn gelang erst am 6. Spieltag. Hernach wurden greifbare Zählere in Serie aus der Hand gegeben. Das große Ziel, Klassenerhalt, konnte nicht realisiert werden.

Wir sind enttäuscht, wollen uns von den eigenen Fans, die stets ein großer Rückhalt waren, mit einem Erfolgserlebnis aus der 2. Bundesliga verabschieden, so der Tenor aus dem Lager der HSG Konstanz.

Ihr werden am Samstag Torhüter Janis Boleck, der Rückraum-Rechte Joschua Braun, Rückraum-Mitte-Mann Joel Mauch, Linksaußen Samuel Wendel und Rechtsaußen Gregor Thomann nicht zur Verfügung.

ThSV-Coach Misha Kaufmann warnt: Kein Prozent unterschätzen!

Wir dürfen die HSG Konstanz kein Prozent unterschätzen, um nicht ein zweites Würzburg zu riskieren, unterstreicht Eisenachs Coach Misha Kaufmann.

Bei den inzwischen als Absteiger feststehenden Wölfen Würzburg hatte der ThSV Eisenach Ende November des Vorjahres mit 28:32 verloren.

Die HSG Konstanz spielt in heimischer Halle weitaus stärker als in fremden Hallen auf, warnt Misha Kaufmann sein Team.

Die Abwehr soll wieder der Schlüssel zum Erfolg werden. Der Eisenacher Coach fordert, Energie und Wille auf die Platte zu bringen, das eigene Spiel aufzuziehen. Er wird wahrscheinlich die erfolgreiche Formation der letzten Wochen aufbieten können, angeführt vom „Parade-Rückraum“ mit dem 23-jährigen Liga-Toptorjäger Fynn Hangstein (235 Tore), dem 22-jährigen selbst torgefährlichen Spielgestalter Jannis Schneibel (157 Treffer) und Linkshänder Alexander Saul, Kapitän Peter Walz am Kreis und Johannes Jepsen im Tor. Abwehrchef Philipp Meyer kommt in der Defensive. Dass im Saisonfinish alle an Deck sind, sicher ein Vorteil für die Wartburgstädter. Der breite Kader erlaubt es, die Kräfte gut zu verteilen.

Das zahlt sich aus. Das spricht auch für den überragenden Job unserer Physiotherapeuten Alexander Nöthe, Richard Freytag und Martin Münzberg, unterstreicht Misha Kaufmann.

Die Spieler des Traditionsvereines von der Wartburg können in der Schänzle-Halle Konstanz auf stimmgewaltige Unterstützung vieler mitreisender Fans bauen. Die Fans beider Vereine pflegen seit geraumer Zeit eine Fan-Freundschaft. Ein Großteil der Eisenacher Fans hat Quartiere geordert, um mindestens zwei Tage in Konstanz zu verbringen. Auch als Beleg gelebter Fan-Freundschaft.

Jörg Lützelberger: Die Reise ist noch nicht zu Ende
Die HSG Konstanz wird seit 2021 vom am 20.06.1985 in Suhl geborenen Jörg Lützelberger trainiert. Als Aktiver lief dieser für den TV Großwallstadt, den VfL Gummersbach (gleich 2-mal), TBV Lemgo, TuSEM Essen und TV Bittenfeld auf. Als Trainer war er von 2016 bis 2019 beim österreichischen Verein Bregenz Handball tätig. Jörg Lützelberger stieg im Vorjahr mit der HSG Konstanz in die 2. Liga auf – und nun wieder ab. Die HSG Konstanz ist bei noch drei zu absolvierenden Spielen vom rettenden Ufer 6 Punkte entfernt. Nach dem 33:31-Sieg am 21.04.23 bei den Wölfen Würzburg keimte noch Hoffnung. Doch dann setzte es vier Niederlagen. Besonders schmerzhaft, die 31:40-Pleite im Kellerduell beim HC Empor Rostock. Zuletzt unterlagt die HSG Konstanz bei der HSG Nordhorn-Lingen mit 21:28 (12:13).

Totenstille herrschte nach dem Spiel bei der HSG Nordhorn-Lingen in der Konstanzer Kabine. Die große Enttäuschung stand allen ins Gesicht geschrieben.

Ich habe versucht, die Jungs aufzubauen, gab Jörg Lützelberger Einblick in das Stimmungsbild.

Ein schweres Unterfangen in diesem Moment, nachdem Minuten zuvor für seine jungen Spieler zum Schluss einer äußerst intensiven englischen Woche mit zwei Reisen quer durch Deutschland mal wieder mehr möglich gewesen wäre. Vor allem deswegen, weil sich die HSG Konstanz beim großen Favoriten extrem teuer verkauft, lange voll auf Augenhöhe agiert hatte und mit einer echten Willens- und Energieleistung deutlich verbessert als in den Partien zuvor auftrat. Sehr diszipliniert, sehr kampfstark, mit einem guten Verbund aus einer aggressiven, stabilen Deckung und zwei Torhütern, die jeweils über 42 Prozent der Würfe entschärfen konnten. Doch die Qualität in der Spitze und in der Breite entschied letztendlich für das gastgebende Zwei-Städteteam.

Ich bin stolz auf die Jungs, auch wenn wir alle total enttäuscht sind, erklärt Jörg Lützelberger.

So schwer dies fallen dürfte, so gab er seinen Schützlingen mit, dies als „Teil des Weges“ zu sehen und nicht als „Endstation“.

Diese Erfahrungen, die wir gesammelt haben, sind nicht egal und umsonst – sie sind wertvoll. Diese werden jeder Einzelne, wir als Verein und Team mitnehmen.

Mit Blick auf die letzten drei Spiele lässt der EHF-Mastercoach weiter nicht locker.

Die Reise ist noch nicht zu Ende. Wir wollen uns noch mit einem Erfolgserlebnis belohnen, gerade vor unseren Fans, die genauso alles geben.

Th. Levknecht