An der Abwehr hat es nicht gelegen

Eisenacher Serie reißt in der Grafschaft • Wartburgstädter unterliegen nach packendem Fight bei der HSG Nordhorn-Lingen mit 22:23 (11:12)

Jede Serie hat einmal ein Ende. Die des ThSV Eisenach riss nach 9 ungeschlagenen Spielen (davon 8 gewonnen!) am Sonntagabend an der deutsch-niederländischen Grenze. Die stets als Aufstiegsanwärter gehandelte HSG Nordhorn-Lingen bezwang vor über 2.400 Zuschauern in der EmslandArena in Lingen das Team von der Wartburg nach einem beiderseits packenden Fight mit 23:22 (12:11). Da der Dessau-Roßlauer HV am Freitag dem bis dato verlustpunktfreien Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten mit einem 28:28 einen Zähler abknöpfte, zog das Team aus Sachsen-Anhalt mit 18:4 Punkten an den Thüringern vorbei. Der ThSV Eisenach belegt mit nunmehr 17:5 Zählern Rang 3, kann aber am Freitag, 18.11.2022 aus eigener Kraft wieder auf den 2. Platz klettern. Er empfängt an diesem Tag um 19.30 Uhr in heimischer Hall3e den Dessau-Roßlauer HV. Mehr Spannung geht kaum! Die ThSV-Anhänger sollten sich rasch im Vorverkauf ein Ticket sichern. Aus Dessau haben sich bereits 200 Fans angesagt.

Von zwei guten Abwehrreihen auf beiden Seiten sprachen die Trainer Daniel Kubes (HSG Nordhorn-Lingen) und Miha Kaufmann (ThSV Eisenach).

Mit nur 23 Gegentoren kann man durchaus in Nordhorn gewinnen, mit nur 22 eigenen Treffern wird es schon schwierig. Unsere wechselnden 5:1- und 6:0-Abwehrformationen funktionierten gut. Im Angriff fanden wir zu wenig gute Lösungen, und wenn, haben wir die sich uns bietenden Torchancen nicht ausreichend genutzt, bilanzierte Misha Kaufmann. Vielleicht hat uns auch ein Stück Erfahrung gefehlt, um im Finish die Partie für uns zu entscheiden. Beide Rückraumreihen fanden gegen gute Abwehrreihen auf der Gegenseite wenige Lösungen. Unser Überzahlspiel und die Chancenverwertung machten wohl den Unterschied. Wir waren letztendlich nicht konsequent genug, resümierte der Eisenacher Coach am Montagmorgen.

Wie stets, Duelle mit dem ThSV Eisenach sind höchst anspruchsvolle Aufgaben. Ein Mega-Kampf auf beiden Seiten. Wir haben mit ganz viel Disziplin gespielt. Der Heimvorteil hat uns ein Stück geholfen, konstatierte Daniel Kubes.

Vor knapp einem Jahr hatte der ThSV Eisenach an gleicher Stelle durch einen Kempa-Treffer in allerletzter Sekunde mit 27:26 gewonnen. Dieses Mal jubelten die Gastgeber. Tarek Marschall sicherte ihnen 40 Sekunden vor der Sirene mit seinem Treffer zum 23:21 beide Punkte. Ante Tokic gelang nur noch der Anschlusstreffer.

Torhüterduell ging an die Gastgeber

Die HSG Nordhorn-Lingen verfügt über zwei der besseren Torhüter der Liga. Beide hatten heute einen guten Tag, parierten zusammen 15 Bälle. Trotz einiger guter Paraden, wir kamen nicht auf diese Zahl. Unserer Abwehr gelangen etliche Ballgewinne, doch diese vermochten wir zu wenig zu nutzen, bilanzierte ThSV-Keeper Erik Töpfer.

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Für ihn und Kollegen Johannes Jepsen wies die Statistik je 5 abgewehrte Bälle aus. Die HSG-Keeper Björn Buhrmeister und Bart Ravensbergen parierten zudem je einen Siebenmeter von Fynn Hangstein. Jaime Fernandez traf vom Strich zum 22:21 (59.). Kurz darauf hatte Ivan Snajder (nach zuvor 5 versenkten Bällen) die Ausgleichschance auf der Hand, scheiterte jedoch. Das Zwei-Städte-Team machte im Gegenzug den Deckel drauf.

Rückraum nur ein laues Lüftchen

Leider war das eine unnötige Niederlage, die aber verdient war. Uns fehlte die nötige Durchschlagskraft im Rückraum, wir sind nicht in die Tiefe gegangen. Unser Rückraum war quasi nicht vorhanden, wir sind nicht in den Zweikampf gegangen. Dann wird es schwer gegen so eine Abwehr. Grundsätzlich waren wir auch im Abschluss zu schwach, haben zu viele Fehlwürfe fabriziert. Positiv zu vermerken, unsere Abwehr stand gut, unsere Mannschaft hat bis zum Ende gefightet, erklärte Eisenachs Manager Rene Witte, der sich über das Comeback von Philipp Meyer und die prächtige Unterstützung der mitgereisten Fans freute. Die Partie in der Grafschaft war für die Entwicklung unserer Mannschaft wichtig. Sie wird uns helfen, auf unserem Weg besser voranzukommen, ergänzte Rene Witte.

Philipp Meyer überzeugt bei seinem Comeback
Der nach einer längeren Verletzungspause sein Comeback gebender Philipp Meyer übernahm von Beginn die ihm zugedachte Rolle als Abwehrchef, „hielt seinen Laden zusammen“. Die Eisenacher setzten zu Beginn auf teilweise 3 Abwehr- und Angriffswechsel. Alexander Saul und Jannis Schneibel kamen im Angriff. Nach Regelwidrigkeit an Jannis Schneibel traf Fynn Hangstein per Strafwurf zum 1:4 (6.). Wie ein Strahl, der Treffer von Alexander Saul zum 3:5 (9.). Die Abwehr der Gastgeber gewann zunehmend an Kompaktheit. Mit körperlicher Präsenz stellte sie die Gäste von der Wartburg nach dem 5:7 (16.) vor erhebliche Probleme. ThSV-Coach Misha Kaufmann versuchte mit neuem Personal neue Ideen auf das Parkett zu bringen. Aber auch Daniel Kubes nahm personelle Veränderungen vor. Luca de Boer sorgte in seinen Reihen für frischen Wind. Er traf vom Kreis zum 10:8 (23.). Jaime Fernandez hatte wenig später kaum Mühe, um das Leder im leeren ThSV-Kasten zum 11:8 zu versenken (24.). ThSV-Coach Misha Kaufmann instruierte seine Crew während einer Auszeit neu. Fynn Hangstein, Jannis Schneibel und Peter Walz glichen zum 11:11 aus. In Unterzahl markierte Luca de Boer den 12:11-Halbzeitstand.

Zu oft Endstation bei Torhüter Bart Ravensbergen

Die Abwehr der Gastgeber stand kompakt. Uns fehlten die Lösungen, räumte Eisenachs Schlussmann Erik Töpfer ein.

Abwehr und Keeper machten den Gästen das Leben schwer. Diese wurden von 20 mitgereisten Fans lautstark unterstützt. Jannis Schneibel vermochte nicht wie beim Sieg über Rostock zu glänzen, zudem fand von ihm nur ein Ball aus 6 Versuchen den Weg ins Netz. Fynn Hangstein fehlt momentan die Leichtigkeit der Vorsaison, als er schier nach Belieben traf. Für seine 5 Treffer brauchte er 11 Versuche. Der zweite Abschnitt war zunächst von wechselseitigen Führungen geprägt. Ivan Snajder, von Linksaußen zur Mitte eingelaufen, traf zum 14:14 (35.). Johannes Wasielewski wuchtete zum 16:15 ein (39.). Nach Ballgewinn zirkelte Ivan Snajder das Leder zum 16:17 in das leere Gehäuse der Gastgeber (41.). HSG-Coach Daniel Kubes nahm personelle Veränderungen vor, die fruchteten. Auf Eisenacher Seite brachten der auf Rechtsaußen eingewechselte Willy Weyhrauch, Jannis Schneibel und Fynn Hangstein das Leder nicht unter. Der zur Halbzeit eingewechselte Bart Ravensbergen lief im HSG-Kasten zu großer Form auf, erntete Beifallsstürme von den Rängen. Tarek Marschall, im Sommer vom HC Erlangen gekommen, lochte zum 19:17 (46.) und 20:18 (49.) ein. Die Halle brodelte, als die sicher amtierenden und viel kommunizierenden Referees Lukas Müller und Robert Müller die dritte Zeitstrafe gegen Nebosja Simovic verhängten, was für den Kreisspieler das vorzeitige Aus bedeutete (50.). Die Schlussviertelstunde glich einem Abnutzungskampf. Marko Grgic traf zum Anschlusstreffer (20:19, 51.). Mit zwei Kreisspielern (Torben Hübke und Peter Walz) ging der ThSV Eisenach in den letzten Abschnitt. In Unterzahl stibitzten sich die Eisenacher das Leder, der unermüdlich rackernde Kapitän Peter Walz versenkte zum 20:20 (56.). Spannung und Dramatik pur waren angesagt. Im Mittelpunkt HSG-Keeper Bart Ravensbergen, der die big Points für seine Farben machte.

Statistik
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmeister (6 Paraden), Ravensberger (ab 31./ 9 Paraden); Lindberg (1), Marschall (3). Stegefelt, Fernandez (7/2), Terwolbeck (1), de Boer (2), Seidel, Simovic, Possehl (4), Wasielewski (1), Pöhle (2), Kalafut (2)
ThSV Eisenach: Jepsen (5 Paraden), Töpfer (ab 35./ 5 Paraden); Reichmuth, Hübke, Hangstein (5/4), Ulshöfer (1), Walz (2), Grgic (1), Hideg, Tokic (3), Meyer, Donker, Schneibel (1), Snajder (5), Weyhrauch, Saul (4)
Siebenmeter: HSG Nordhorn-Lingen 2/2 – ThSV Eisenach 4/6
Zeitstrafen: HSG Nordhorn-Lingen 7 x 2 Min., Rot für Simovic n. 3. ZS (50.)  –  ThSV Eisenach: 5 x 2 Min.
Schiedsrichter: Lukas Müller/Robert Müller
Zuschauer: 2.406 in der EmslandArena Lingen

Th. Levknecht