Anschlusskader schlugen sich tapfer, zahlten aber auch Lehrgeld

Im Vergleich mit dem polnischen Spitzenteam von Wisla Plock beließ Maik Handschke, der Coach des ThSV Eisenach, sein Stammpersonal fast ausschließlich auf der Bank. Die Anschlusskader, die «Jugendbrigade», unterstützt von «Lehrmeister» Routinier Krisztian Szep-Kis, schlug sich bis zur Halbzeitpause (15:18) ausgesprochen respektabel, musste gegen die auch körperlich klar überlegenen Polen in der zweiten Spielhälfte freilich gehörig Lehrgeld zahlen und am Ende über eine deutliche 27:37-Niederlage quittieren. «Insgesamt hat sich diese junge Truppe tapfer geschlagen. Nicht zu übersehen, die vielen einfachen Fehler, Ballverluste nahezu ohne direkte gegnerische Einwirkung», bilanzierte ThSV-Coach Maik Handschke. «Aber sie sind ja noch jung, können daraus nur lernen. Bauen sie die Fehler ab, werden sie im Punktspielbetrieb auch Einsatzzeiten bekommen. Noch sind sie nicht so weit», fügte Maik Handschke an. Das dänische Dynamit in den Reihen der Gäste explodierte im Schlussgang. Dänisches Dynamit? Dänen sind tragende Säulen bei Wisla Plock, wie Trainer Flemming Oliver Nielsen oder Torjäger Lars Madsen (10 Treffer gegen Eisenach). Kurios: Während der Auszeit gibt ein dänischer Trainer dem polnischen Team auf Englisch Anweisungen!

Nicht Prokopec, sondern Youngster Blezinger an der Schaltstelle
Mancher der knapp 450 Zuschauer musste seinen Nebenmann (oder Nebenfrau) erst einmal fragen, wer denn da für den ThSV Eisenach am Ball ist. Die Regieposition begleitete kein Pavel Prokopec oder Tomas Sklenak, sondern der gerade der eigenen A-Jugend entwachsene Manuel Blezinger. Na klar, da gelang noch nicht alles, unterliefen Patzer (vielleicht auch der eigenen Nervosität geschuldet?), fehlte die Abstimmung. Doch mit zunehmender Spielzeit deutete der 19-Jährige sein Potential an, verwandelte (der Pulsschlag hatte sich gesenkt) alle drei Strafwürfe. Zwischenzeitlich übernahm Alexander Schiffner (21 Jahre) die mittlere Aufbauposition. Im linken Rückraum agierte der junge Paul Lipsky, ehemals DHB-Auswahlspieler, in den vergangenen zwei Jahren von vielen Verletzungen gebeutelt. Schon mit einigen Erfahrungen im Zweibundesligageschehen am Kreis, der noch 18-jährige Philipp Lindner (seit September 1997 beim ThSV Eisenach und damit von allen im Aufgebot am längsten im Verein), seine Qualitäten nicht nur mit drei Treffern untermauernd. Adrian Wöhler, zuletzt mehr Schatten wie Licht, besetzte die Linksaußenposition. Der inzwischen 22-Jährige markierte mit resolutem Torwurf sieben Treffer. Neuzugang Nick Heinemann, der Heimkehrer vom SV Anhalt Bernburg, noch mit Trainingsrückstand, agierte auf Rechtsaußen. Als «Leithammel» stellte ThSV-Coach Maik Handschke seinen Oldie Krisztian Szep-Kis zu den «Küken». Der Linkshänder, in der nächsten Woche das 37. Lebensjahr vollendend, sprühte regelrecht vor Spielwitz, versuchte mit all seiner Erfahrung seine jungen Mitspieler zu lenken und zu leiten. Seinem umfangreichen Wurf-Repertoire hatte es der ThSV Eisenach zu verdanken, das das Team bis zum 15:16 (27.) stets auf Tuchfühlung blieb.
Die jungen Dachse begannen respektlos (3:1, Lipsky). Doch dann holperte es merklich im Zusammenspiel. Der international erfahrene 39-jährige Dimitri Kuzelev nutzte die ThSV-Patzer ein um das andere Mal (5:7, 11.). Eisenachs Philipp Lindner luchste den Gästen das Leder ab und versenkte schnörkellos zum 8:8 (13.). Mit geschickten Spielverlagerungen, vielfach auf die rechte Angriffsseite, hebelte der ThSV Eisenach die Gästeabwehr aus (9:9, Heinemann, 14.). Mit einfachen Ballverlusten (Schiffner, Blezinger) machten sich die Eisenacher das Leben selbst schwer. Doch sie durften auf die Wurfkünste ihres Oldtimers bauen, der die Gästeabwehr einschließlich Torhüter immer wieder narrte (13:14, 24.) oder sich im Duett der Linkshänder mit Nick Heinemann zum 14:15 (26.) fand. Wisla Plock hatte sich auf dieses «Strickmuster» aber nun eingestellt, erhöhte die eigene Schlagzahl, zog vom 15:16 (27.) auf 15:21 (36.) davon. ThSV-Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk blieb im Siebenmeterduell Sieger und verhinderte einen weiteren Gegentreffer. Adrian Wöhler beendete die ThSV-Torflaute (16:21, 36.). Bemerkenswert, trotz des klaren Rückstandes unterstützte das Eisenacher Publikum die «Rasselbande» – überwiegend dem eigenen (!) Nachwuchs entwachsen – bis zum Abpfiff. Die Gäste aus dem Nachbarland warfen nun auch ihre körperliche Überlegenheit in die Waagschale. Stieg Lars Madsen zum Torwurf hoch, klingelte es Sekunden später im ThSV-Kasten. Ihn vor der Ballannahme zu stören, gelang nicht. Auf Eisenacher Seite hatte nun Adrian Wöhler das richtige Zielwasser parat, sorgte mit seinen Treffern dafür, dass Plock zunächst nicht weiter enteilte. Beim Stand von 22:28 (50.) kam der junge Christoph Kaufmann für den sich völlig verausgabenden Krisztian Szep-Kis. Jeden Fehler der Eisenacher nutzten die Gäste nun kaltblütig, hatten Freude am munteren Torewerfen gefunden – bis zum 27:37 Endstand in der Schlussminute.

Statistik:

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (ab 31.); Hoffmann, Trautvetter, Lipsky (1), Sklenak, A. Wöhler (7), Blezinger (4/3), Bitterlich, Schiffner, Lindner (3), Heinemann (4), Kaufmann (1), Prokopec, Szep-Kis (7)

Wisla Plock: Wicnary, Seier, Fiodor; Kwiatkowski (3), Bäckström (2), Miszka (2/1), Peskov (2), Paluch (3/1), Wisniewski (2), Samdahl (2), Kuptal, Nielsen, Madsen (10), Twardo (1), Kuzelev (5), Syprzak, Rumniak (5)

Siebenmeter: Eisenach 3/3; Plock 4/2

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Zeitstrafen: Eisenach 2 x 2 Min.; Plock 5 x 2 Min.

Weiter spielten:

TSV Dormagen – TSV Hannover-Burgdorf 21:23 (13:11)

Wilhelmshavener HV – MT Melsungen 30:34 (13:16)

HSG Wetzlar – Bergischer HC 29:25 (15:12)

Nordsjaelland Handball – SG Flensburg-Handewitt 21:27 (9:12)

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