Auch das Torwartspiel hat eine rasante Entwicklung genommen

Nachgefragt bei Timo Meinl, Torwarttrainer des HC Ebflorenz Dresden, von 2006 bis 2008 im Zweibundesligakasten des ThSV Eisenach

Timo Meinl gehörte von 2006 bis 2008 zum Torhüteteam des Zweitbundesligisten ThSV Eisenach, war sogar Mannschaftskapitän. Er kam aus dem Hessischen, von der HSG Gensungen, unter die Wartburg. Nach seiner Eisenacher Zeit wechselte der 19.10.1978 in Eschwege geborene Timo Meinl ins Erzgebirge, zum EHV Aue. Von 2008 bis 2013 hütete er den Zweitligakasten des Traditionsvereines. Timo Meinl nahm im Sommer 2013 beim gerade von der Mitteldeutschen Oberliga in die 3. Liga aufgestiegenen HC Elbflorenz eine neue Herausforderung an. Torhüter werden ja mit den Jahren immer besser; obwohl er eigentlich in ins zweite Glied treten wollte, absolvierte er – aufgrund verletzungsbedingter Probleme des Stammkeepers – alle Spiele der Sachsen. Im Alter von 38 Jahren feierte Timo Meinl im Vorjahr mit Elbflorenz Dresden den Aufstieg in die 2. Handballbundesliga.

Dieser Aufstieg war der krönende Abschluss meiner Karriere, unterstreicht der Hesse.

Der voll im Berufsleben stehende Diplomkaufmann, seit 2008 in einem Steuerbüro in Schwarzenberg arbeitend und ganz in der Nähe von Aue wohnend, steht Elbflorenz Dresden nun als Torwarttrainer zur Seite.

Ich leite zwei Trainingseinheiten in der Woche. Unsere Torhüter sind sehr ehrgeizig. Es macht mir viel Freude, berichtet Timo Meinl.

Am Sonntag, 22.04.2018 kommt Timo Meinl im Trainerteam des HC Elbflorenz Dresden in die Wartburgstadt. Der ThSV Eisenach trifft um 17.00 Uhr auf die Elbestädter.

Wir sprachen im Vorfeld mit Timo Meinl:
Mit dem EHV Aue und dem ThSV Eisenach stecken zwei der Teams, bei denen Sie während Ihrer Laufbahn im Tor standen, ganz tief im Abstiegskampf. Wie sehen Sie die Lage im Erzgebirge und in Thüringen? Was prognostizieren Sie für den Abstiegskampf?
Ich wünsche es natürlich beiden, dass sie die Liga halten. Es wird aber wohl so sein, dass die 4 Absteiger aus den derzeit fünftletzten Teams kommen. Am Geschehen in Aue bin ich noch recht nah dran, weil ich ja noch immer in der Nähe wohne. Zu den Ursachen will ich mich nicht äußern. Das steht mir auch nicht zu. Erstaunlich, die Unkonstanz beim ThSV Eisenach. Nach einem gewonnen Spiel kam prompt eine Niederlage. Freitags in Rimpar gewonnen, sonntags eine 10-Tore-Heimniederlage gegen Konstanz. Das ist ein Grundübel der Eisenacher in dieser Saison.

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Welche Entwicklung hat das Torwartspiel in den letzten Jahren genommen?
Der gesamte Handball ändert sich stetig. Das ist ganz normal. 1998 war das Spiel viel schneller als in den 70er Jahren. Auch die Ansprüche an einen Torhüter entwickeln sich weiter. Besser ausgebildete Feldspieler haben eine bessere Wurftechnik und –schärfe. Die Qualität im Handball entwickelt sich, einhergehend natürlich auch die Qualität der Torwürfe. Die schnelle Mitte ist vor 10 bis 15 Jahren dazu gekommen. Jetzt erlaubt das veränderte Regelwerk das 7 gegen 6-Spiel. Damit steigen die konditionellen Anforderungen an den Torhüter. Der Keeper hat gar keine Zeit, sich über einen Gegentreffer zu ärgern. Das Einleiten des sofortigen Umschaltspieles, möglichst mit einem langen Pass, ist angesagt.

Sie erwähnten es gerade, den Einsatz des zusätzlichen Feldspielers. Ist Timo Meinl ein Freund dessen?
Ganz ehrlich, wenn ich noch spielen würde, würde ich es hassen. Der lange Pass birgt ein großes Risiko. Die Verletzungsproblematik ist nicht von der Hand zu weisen. Und, vielfach selbst bei Erstligaspielen im Fernsehen zu sehen, Würfe ins leere Tor.

Hatten Sie zu Ihrer aktiven Zeit einen Ordner über Wurfbilder?
Die Technik via Internet war noch nicht so weit. Die heutigen technischen Voraussetzungen sind ein Traum. Man hat sich bis vor einigen Jahren VHS-Kassetten besorgt. Die Mannschaften hatten Helfer mit Kameras in andere Hallen entsandt. Vielfach kannten sich Spieler und Torhüter durch mehrfache Aufeinandertreffen auf dem Feld. Einen Ordner über Wurfbilder hatte ich nicht. Im Spielverlauf wechseln die Spieler ihr Wurfrepertoire. Entscheidend für die Torhüterleistung ist das Zusammenspiel mit der Abwehr. Mit jedem parierten Ball steigt das Selbstvertrauen des Torhüters. Die heutige Videoanalyse gehört zur Normalität.

Der HC Elbflorenz ist, trotz der hauchdünnen 24:25-Niederlage bei Eintracht Hildesheim, nahezu aller Sorgen ledig. Wie hat sich der Aufsteiger im Handballunterhaus freigeschwommen?
Zu Beginn der Rückrunde fehlten einige Schlüsselspieler. Nach dem Sieg in Aue starteten wir eine kleine Serie, die unser Punktekonto und unser Selbstvertrauen anwachsen ließ. Zu Saisonbeginn mussten wir uns erst finden, das Zusammenspiel mit den Neuzugängen klappte zunehmend besser

Hat sich an Ihren Aufgaben was geändert?
Ich fahre zwei Mal in der Woche nach Dresden, um mit den Torhüter zu arbeiten. Ein Tag ist Analyse angesagt, ein Tag Hallentraining mit speziellen Würfen. Alles natürlich abgestimmt mit Trainer Christian Pöhler.

Der Handball scheint in der fußballverrückten Stadt Dresden einen Platz gefunden zu haben?
Nicht nur höherklassiger Fußball, auch Volleyball und Eishockey kämpfen um Sponsoren und die Zuschauergunst. Wir sind mit der Resonanz überaus zufrieden. Zuletzt hatten wir 2.000 und mehr Zuschauer. Es herrscht eine richtig tolle Stimmung, insbesondere natürlich bei den Derbys.

Was erwarten Sie vom Sonntag in der Werner-Aßmann-Halle?
Ich komme selbst an meine einstige Heimstätte, freue mich auf ehemalige Teamkollegen wir Adrian Wöhler, Daniel Luther und Benjamin Trautvetter, freue mich auf viele weitere bekannte Gesichter. Was das Geschehen auf dem Parkett anbelangt, erwarte ich einen knappen Spielausgang. Nicht unwichtig, wie unsere Spieler das besondere Fluidum in der Werner-Aßmann-Halle verkraften, mit diesem Druck, diesen Emotionen von den Rängen umgehen.

Th. Levknecht

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