Aufatmen beim ThSV nach Sieg

Für den ThSV Eisenach stand wieder einmal viel auf dem Spiel. Drei Tage zuvor hatten die Wartburgstädter die dicke Chance ausgelassen, mit einem Sieg in Wilhelmshaven sich Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Trotz einer 6-Tore-Führung unterlagen die Schützlinge von Peter Rost im hohen Norden noch 30:32. Im Heimspiel gegen den Tabellenletzten SG Willstätt/Schutterwald musste ein Doppelpunktgewinn her, um zumindest das kleine Polster von 3 Punkten zu den Abstiegsrängen zu wahren. Der Zwang, der Druck des Siegenmüssens lähmte nahezu die spielerischen Qualitäten der Eisenacher. Sie kämpften wie die Löwen, produzierten jedoch auch viele Fehler. Trotz eines mehrfachen 5-Tore-Vorsprunges wurde es letztendlich erneut ein Handball-Krimi, eine Nervenschlacht. Hauchdünn mit 22:21 lagen die Eisenacher 5 Minuten vor dem Abpfiff nur vorn. Erst in der unmittelbaren Schlussphase sicherten sie sich den 27:22 (15:12) Erfolg. In der Auftaktphase sah es nach einem Torefestival aus. 4 Treffer nach 90 Sekunden (2:2), 8 Treffer nach 215 Sekunden (4:4). Beide setzten auf die Karte des schnellen Angriffs. Die Torhüter konnten da nur verduzt das Leder aus dem Kasten holen. Willstätts Grgic fand immer wieder die Lücke. Eisenachs Schlussmann Dragan Jervovic setzte dann die Signale. Er parierte binnen 60 Sekunden (10. Min.) zwei Siebenmeter (Rasch, Grgic) und zog in der Folge nahezu magisch die Bälle an. Eisenachs Karsten Wöhler «schuftete» in Abwehr und Angriff. Leidenschaftlich kämpfte der ThSV Eisenach um jeden Ball, steckte Stockfehler und Missverständnisse weg. Eine der Stärken der Gastgeber über viele Jahre, der Mannschaftsgeist, wurde in die Waagschale geworfen. Keine Schuldzuweisungen nach Fehlern, stattdessen Aufmunterung untereinander war angesagt. So wurde auch das erneute Manko, mangelnde Torgefahr aus dem Rückraum, durch erhöhten Einsatz weggesteckt. Nach Ballgewinn von Preben Vildalen vollendete Stephan Just zum 7:6 für die Gastgeber (12.). Stephane Joulin, über die gesamte Distanz auf Rechtsaußen, schlenzte das Leder zum 8:6 ins Netz (13.). Eine Doublette zwischen Martin Reuter und Karsten Wöhler brachte das 9:6 (14.). Die Eisenacher powerten weiter. Dragan Jerkovic vernagelte das Gehäuse. Martin Reuter und Elmar Romanesen trafen zum 11:7 (17.) und 12:7 (19.), blieben ansonsten erneut blass. Für Ruhe und Besonnenheit sorgte dieses 5-Tore-Plus jedoch nicht. Martin Reuter jagte das Leder weit über den Gästekasten. Jonny Jensen, der sich trotz nicht auskurierter Verletzung erneut zur Verfügung stellte, produzierte zwei Stürmerfouls. Stephan Just kassierte wegen Meckerns eine Zeitstrafe. Willstätt scheiterte jedoch immer wieder an Dragan Jerkovic. Kurz vor der Pause kassierten Preben Vildalen und Stephan Just bereits ihre zweite Zeitstrafe. Beim Stand von 15:12 und viel Platz auf dem Parkett, je zwei Spieler brummten noch eine Strafe ab, ging es in die 2. Halbzeit. Mit tollem Rückhandwurf sorgte Jonny Jensen für das 16:12 (31.). Willstätt ließ sich Dank der Klasse von Grgic nicht abschütteln. Beim 16:14 (34.) waren sie auf Tuchfühlung ran. Eine Nervenschlacht begann. Stephan Just traf nur den Pfosten (37.). Till Bitterlich bekam das Leder nicht unter Kontrolle (38.). Elmar Romanesen scheiterte frei am Willstätter Schlussmann (42.). Martin Reuter scheiterte, Bernds Kroner «dankte» im Gegenzug mit dem Anschlusstreffer (18:17, 44.). Jonny Jensen wurde regelwidrig gestoppt. Eisenachs neuer Siebenmeterwerfer Oliver Behling kam von der Bank und traf zum 19:17 (45.). Peter Rost reagierte. Stephan Just rückte in den Rückraum, Jonny Jensen besetzte die Kreisposition. Preben Vildalen und Stephan Just brachten mit Knallern ihre Farben 21:18 (50.) nach vorn. Wenig später war für Eisenachs Kämpfer Preben jedoch Schluss. Wegen Meckerns schickten die Unparteiischen den Norweger nach der 3. Zeitstrafe vorzeitig zum Abkühlen unter die Dusche. Stephan Just brachte das Leder nicht unter. Martin Valo markierte für die Gäste den erneuten Anschlusstreffer (21:20, 53.), erzürnte sich über eine Schiedsrichterentscheidung und bekam als Quittung 2 x 2 Minuten «aufgebrummt». Aufopferungsvoll kämpfte der ThSV Eisenach, trotz ansteigender Fehlerquote. Doch sie hatten ja Teufelskerl Dragan Jerkovic, der den mehrfach in der Luft liegenden Ausgleichstreffer verhinderte. Mit Jonny Jensen im rechten Rückraum, Stephan Just auf der Regieposition, Martin Reuter im linken Rückraum und Till Bitterlich am Kreis ging es in die alles entscheidende Schlussphase. Willstätts Oldie Stig Rasch ließ mit seinem Anschlusstreffer zum 22:21 (55.) die Gäste hoffen. Stephan Just und Stephane Joulin sorgten im Teamwork für die Entscheidung. Stephan Just schmetterte zum 23:21 ein (56.), bediente wenig später Stephane Joulin zum 24:21 (58.) und 26:22 (59.). Zwischendurch war immer wieder bei Dragan Jerkovic Endstation für Willstätt. Till Bitterlich besorgte den 27:22 Endstand. Erleichtert und jubelnd standen da die 2000 Getreuen bereits auf den Rängen. Allen fiel eine zentnerschwere Last von der Seele….

STATISTIK
ThSV Eisenach:
Jerkovic, Lehmann (n.e.); Romanesen (2), Wöhler (4), Joulin (6), Vildalen (4), Reuter (3), Urban (n.e.), Bitterlich (1), Jensen (1), Just (4), Göhl (n.e.), Auer (n.e.), Behling (2/2)
SG Willstätt/Schutterwald:
Lindblad (1.-15.); Schneider (15.-60.); S. Aschenbroich, M. Aschenbroich (1), Bauer (1), Kantimm (2), Tiedtke (1), Kroner (2), Degn Jensen, Grgic (6), Rasch (7/2), Kunz, Valo (2)

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min. (Rot für Vildalen nach der 3. ZS, 52.)
Willstätt 6 x 2 Min.

Siebenmeter: Eisenach 2/2; Willstätt 4/2

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Schiedsrichter: Fischer/Hetzel

Zuschauer: 2000

TRAINERSTIMMEN
Rudi Fritsch (SG Willstätt/Schutterwald):
Nach dem grausamen Auftritt meiner Mannschaft bei der 26:36 Heimniederlage gegen Gummersbach bin ich heute mit der Leistung zufrieden. Wir haben gekämpft. Wir haben natürlich auch Fehler gemacht, diese jedoch gemeinsam weggesteckt und uns dann gefangen. Wir haben die Chance verpasst, zwei Pluspunkte einzufahren. Ein Sieg war möglich. Der Ausfall von Grgic mit einer Archillessehnenverletzung hinterließ ein schwer zu schließendes Loch. Schiedsrichterleistungen kommentiere ich nicht. Wenn allerdings so ein ruhiger und besonnener Spieler wie Martin Valo hochgeht, sagt das wohl einiges über die Leistungen der Herren Fischer und Hetzel.

Peter Rost (ThSV Eisenach):
Für uns galt es, das Wilhelmshaven-Spiel vom Mittwoch zu verkraften, wo wir die dicke Chance auf einen vollen Erfolg sträflichst ungenutzt ließen. Ich wusste, gegen Willstätt wird es ein ganz schweres Spiel, weil wir gewinnen mussten. Dennoch dachte ich nicht, dass es so krass werden würde. Wir haben während der 60 Minuten kaum zu unserer spielerischen Linie gefunden. Zuletzt haben wir wesentlich besser gespielt, unser Potential auch umgesetzt. Der Zwang zum Siegen, dieser gewaltige Druck, war allenthalben spürbar. Daher haben wir von der Bank unsere Spieler auch nach Fehlern verbal wieder aufgebaut, ihnen Mut gemacht. Das Positive freilich: Wir haben zwei wichtige Pluszähler und uns damit etwas Luft im Abstiegskampf verschafft.

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