Aufbruchstimmung in Handball-Eisenach

ThSV Eisenach startet mit „verdeutschtem“ Team in die Zweitbundesliga-Saison / Zum Start Auswärtsspiel beim TuS Ferndorf

Aufbruch-Stimmung in der handballbegeisterten Region Eisenach. Nach dem erneuten Erstliga-Abstieg des ThSV Eisenach vor wenigen Monaten hat beim Traditionsverein (1958 Deutscher Meister im Feldhandball der DDR) eine neue Zeitrechnung begonnen. Aus der kostenintensiven – und dennoch erfolglosen –  Saison 2015/2016 in der DKB Handball-Bundesliga mit einem 9-Nationen-Team, geführt von einem Kulttrainer, wurden die Lehren gezogen.

Mit jungen deutschen, verstärkt durch einige erfahrene Spieler, wollen wir im oberen Tabellendrittel mitmischen, lautet der Slogan von Manager Karsten Wöhler.

Mit Christoph Jauernik wurden einem 32-Jährigen mit ganz viel Stallgeruch das Traineramt übertragen. Dieser Weg stößt allenthalben auf Zustimmung. Die große Fangemeinde lechzt förmlich nach eigenen Talenten im Bundesligateam.

Wir werden mit dieser jungen Mannschaft viel Freude haben, so der Tenor in der großen Fangemeinde.

Konkret ablesbar auch in der Zahl der verkauften Dauerkarten. Diese ist zwar gegenüber der Erstbundesligasaison gesunken, liegt jedoch gegenüber dem letzten Zweiligajahr um 150 höher.

Wir freuen uns auf die neue Saison, mit einer guten Mannschaft und einem jungen Trainer, erklärte Vereinspräsident Gero Schäfer zur Saison-Eröffnungs-Pressekonferenz im von ihm geführten Möbelhaus Cranz+Schäfer in Eisenach.

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Das gute Abschneiden der Nationalmannschaft bei Olympia mit der Bronze-Medaille haben dem gesamten Handball einen neuen Schub verliehen, will Karsten Wöhler vermerkt wissen.  „Wir haben einen stabilen Sponsorenpool“, erläutert der  Manager zur eigenen wirtschaftlichen Situation. Der Zweitligaetat wird mit 1,55 Millionen Euro angegeben. Fehlende TV-Einnahmen und leicht gesunkene Eintrittspreise wurden als Begründung zur Reduzierung zum Vorjahr (ca. 1,9 Mio. €) angegeben.

Kapitän Luther: Das Mannschaftsklima stimmt!
Einer, der das Innenleben bestens kennt, ist Daniel Luther. Seit dem Frühjahr 1998 trägt er das Trikot des ThSV Eisenach. Eine Vereinstreue, im Sport, insbesondere im Profisport, mit Seltenheitswert. Der gerade Vaterfreuden entgegensehende 29-jährige Kapitän, eigentlich nicht so leutselig, hat klare Argumente für die Aufbruchstimmung bereit. „Alle Spieler passen charakterlich. Wir haben keine Querulanten. Das Mannschaftsklima und die Hierarchie stimmen. Ansagen älterer Spieler werden akzeptiert, ohne dass sich jemand persönlich beleidigt fühlt. Die Neuzugänge sind bestens integriert. Die ganz jungen Spieler hängen sich voll rein. Wir sind bereit“, betont der Rückraumspieler und fügt noch einen gewichtigen Aspekt ins Feld: „Wir haben keine sprachlichen Barrieren!“

Routinier Miljak: Nicht das Alter, die Qualität des Trainers ist entscheidend
„Als routinierter Spieler will ich meine Erfahrungen weitergeben, die jungen Spieler unterstützen. Im Angriff will ich versuchen, mit guten Entscheidungen meine Mitspieler in Szene zu setzen. Ein paar ältere  Spieler sind auch für einen jungen Trainer vorteilhaft“, erklärt Rückkehrer Duje Miljak. Von 2011 bis 2013 trug der Modellathlet schon mal das Trikot des ThSV Eisenach. Mit einem ein Jahr jüngeren Trainer zu arbeiten, darin sieht der 33-jährige Linkshänder kein Problem. „Nicht das Alter, sondern die Qualität des Trainers ist entscheidend. Und die spricht klar für Christoph Jauernik, der  dadurch von allen im Team als Autorität anerkannt wird“, stellt er klar.  Was für den ThSV Eisenach in dieser Saison möglich ist, sei davon abhängig, wie schnell Stabilität erreicht wird. „Wir hatten Hoch und Tiefs in der Vorbereitung. Wir müssen stabiler werden, dann können wir oben mitspielen, einen Platz im vorderen Tabellendrittel erreichen“, lässt Duje Miljak den Blick in die am Samstag beginnende Punktspielsaison schweifen. „Na klar, auch ich hege die Hoffnung, in absehbarer Zeit mit dem ThSV Eisenach wieder in die Eliteliga aufzusteigen. Doch das ist aus meiner Sicht nicht verpflichtend gleich für das erste Jahr. Die Mannschaft muss aus innen heraus zusammenwachsen, nicht durch externe Spieler zum Aufstieg verdammt werden“, schildert Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, von 2009 bis 2015 bereits beim ThSV Eisenach,  die Situation aus seiner Sicht.

Trainer Jauernik: Wir müssen im Abwehrbereich stabiler werden
Christoph Jauernik selbst erwähnt Veränderungen in der Trainingsgestaltung. „Auch in der athletischen Trainingsgestaltung  haben wir zu den Vorjahren einiges verändert“, so der ThSV-Trainer. Und weiter: „Insbesondere im Abwehrbereich waren Absprachen neu zu treffen.“ Er bedauert, dass der von den Füchsen Berlin gekommene Rechtsaußen Willy Weyhrauch aufgrund von Bandscheibenproblemen nicht am Mannschaftstraining teilnehmen konnte. „In ganz kleinen Schritten wird er nun herangeführt“, erklärt Christoph Jauernik. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Arne Kühr und dem „Team um das Team“ gibt sich der ThSV Eisenach gerüstet für die anstehenden 39 Spieltage.

Volle Konzentration zum Auftakt beim TuS Ferndorf
Mit einem Auswärtsspiel beim TuS Ferndorf startet der ThSV Eisenach am Samstag, 03.09.2016 (Anwurf um 19.30 Uhr in der Sporthalle Kreuztal) ) in die Punktspielsaison. „Wer gegen den amtierenden Deutschen Meister 20 Minuten ebenbürtig ist, vor dem müssen wir von Beginn auf der Hut sein“, blickt Christoph Jauernik auf den Samstagabend. Der TuS Ferndorf hatte im DHB-Pokal den Rhein-Neckar Löwen einen großen Fight geliefert.

Wir müssen in allen Belangen, im Rückzugsverhalten und im Positionsangriff, unser Maximum abrufen, betont Christoph Jauernik, um im gleichen Atemzug die Zielstellung zu formulieren. Wir fahren hin, um zu gewinnen.

Nach dem geglückten Klassenerhalt in der Vorsaison geht der TuS Ferndorf gestärkt in die neue Punktspielserie. Er verlor im Sommer aber einige „Köpfe“, wie den Ex-Eisenacher Alexander Koke, der jetzt Spielertrainer bei Drittligist Bayer Dormagen ist. In der kleinen aber stets gut gefüllten Sporthalle Kreuztal hängen die Trauben stets hoch. Der ThSV Eisenach will sie pflücken!

Foto: Kreisspieler Nicolai Hansen gehört zu den erfahrenen Spielern beim ThSV Eisenach.