Aufholjagd ohne Happyend: ThSV Eisenach unterliegt Bundesliga-Dino VfL Gummersbach mit 28:32 (13:18)

Am 15. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga unterlag der verletzungsbedingt arg gehandicapte ThSV Eisenach in heimischer Halle dem VfL Gummersbach mit 28:32 (13:18). Der Aufsteiger von der Wartburg rutschte mit der 12. Saisonniederlage auf Platz 17, einem Abstiegsplatz. Das sind die nüchternen Fakten. Das verletzungsbedingte Fehlen der torgefährlichen Rückraum-Recken Azat Valiullin (bis zur Vorwoche zweitbester Werfer der Liga aus dem Feld) und Bogdan Criciotoiu, beide mit langwierigen Verletzungen der Wurfhand, war nicht zu kompensieren. Sie drehten schon am Nachmittag ihre Runden im Sportkomplex Katzenaue, um körperlich fit zu bleiben. Während der 60 Minuten in der Halle wurden sie schmerzlich vermisst. Der gerade von der Krankenstation zurückgekehrte Dusko Celica konnte noch nicht sein Leistungsvermögen abrufen.
„Wir brauchen einen Neuzugang, der uns sofort helfen kann.“
Kampf und Leidenschaft reichten beim ThSV Eisenach nicht aus, um dem Bundesliga-Dino was Zählbares abzuringen. „Kämpferisch gibt es keinen Vorwurf zu machen. Die Jungs trainieren auch vorbildlich, nach meinem Wunsch. Doch die Qualität reicht derzeit nicht aus, um in der Bundesliga Punkte zu holen“, erklärte Velimir Petkovic mit Nachdruck während der Pressekonferenz nach der Partie und sprach von einem intensiven Sondieren des Spielermarktes nach einer Neuverpflichtung, „die uns sofort helfen kann“. Schließlich hätten auch die direkten Konkurrenten um Kampf um den Ligaerhalt personell nachgelegt. Auch zum Probetraining seien Spieler vor Ort gewesen. Der in die Handballwelt bestens vernetzte Velimir Petkovic lässt die Telefondrähte glühen. Manager Karsten Wöhler lote seine Kontakte aus. Mit den Heimspielen gegen den TSV Hannover-Burgdorf und den Bergischen HC sowie dem Auswärtsspiel beim TV Bittenfeld Stuttgart stehen im Dezember richtungweisende Begegnungen an, in denen gepunktet werden muss.

Der Anschlusstreffer fiel nicht
Ein über die rechte Seite torgefährlicher Tomas Urban (11 Treffer), ein beherzt in die Zweikämpfe gehender Marcel Schliedermann (4 Tore), zwei solide Schlussleute Jan-Steffen Redwitz (kaufte Bundesliga-Shooting Star Raul Santos zwei Siebenmeter ab!) und Svetislav Verkic sowie ein im Angriff nach seiner Einwechslung für Belebung sorgender Adrian Wöhler (mit dem schönsten Tor des Tages beim 23:25, 49.) waren letztendlich zu wenig. Ohne Rückraum-Shooter war die defensiv agierende Gäste-Abwehr nicht zu knacken, auch wenn Deutschlands Torhüter Nummer 1, Carsten Lichtlein, mit 5 gehaltenen Bällen bis zur 36. Minute keinen großen Tag erwischte und seinen Platz für Matthias Puhle räumte. Nach einer mit zwei Kreisläufern (Hansen, Koloper) initiierten Aufholjagd – nach einem 13:18-Halbzeitrückstand und 18:23- Rückstand (40.) – zum 21:23 (44.) und auch beim 24:26 (52.) hofften die Thüringer auf Pluszähler. In dieser Phase scheiterte der zuvor die Strafwürfe sicher verwandelnde Tomas Urban von der Siebenmeterlinie am eingewechselten Carsten Lichtlein (51.). Der Vf L Gummersbach ließ sich trotz aufgeladener Atmosphäre durch mit ihren Entscheidungen kräftig Öl in das Feuer gießende Referees Colin Schneider und Stefan Schneider („Jede 50:50-Entwcheidung wurde gegen uns getroffen“, ließ Eisenachs Trainer Velimir Petkovic seinem Unmut freien Lauf.) die zwei Zähler nicht entreißen. Den bis auf zwei Treffer verkürzenden Wartburgstädtern war zudem das Glück bei Holztreffern nicht hold. Der Anschlusstreffer fiel nicht. „Wir haben es versäumt, frühzeitig alles klar zu machen, spielten im zweiten Abschnitt undiszipliniert und ermöglichten Eisenach Treffer nach Gegenstößen. Am Ende bewahrten wir jedoch die Ruhe“, bilanzierte Evgeni Pevnov, der Kreisläufer des VfL Gummersbach, in jungen Jahren im Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach. „In dieser tollen Atmosphäre zu spielen, das macht einfach Spaß. Ich hoffe, der ThSV Eisenach bleibt in der Liga“, betonte Emir Kurtagic, der junge Trainer des VfL Gummersbach. In seinen Reihen stieg Magnus Persson, für den verletzten Mark Butt im rechten Rückraum, wie „Phönix aus der Asche“. Der Altmeister hat – nach der Rückkehr des Großteils der verletzten Spieler – sein Tal überwunden, befindet sich im Leistungs- und Stimmungshoch. Der ThSV Eisenach muss auf die Rückkehr seiner beiden so wichtigen Rückraumspieler noch warten….

ThSV Eisenach mit zu vielen Fehlern
Der Ausgleichstreffer von Nicolai Hansen zum 3:3 (7.) des mit Dirk Holzner auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Daniel Luther im linken und Tomas Urban im rechten Rückraum, Olafur Bjarki Ragnarsson als Spielgestalter, Nicolai Hansen am Kreis und Jan- Steffen Redwitz im Tor beginnenden ThSV Eisenach sollte schon der letztmalige Gleichstand sein. Die Eisenacher patzten. Raul Santos traf für die Gäste zum 3:7 (13.). ThSV-Coach Velmir Petkovic zückte die grüne Karte, brachte Dusko Celica für Daniel Luther. Wenig später kam Patrik Hruscak im rechten Rückraum, rückte Tomas Urban auf Rechtsaußen. Doch der Altmeister spielte frisch und kreativ mit Ballstafetten zum Kreis und dem Einlaufen von Außen im Rücken der Eisenacher Abwehr, wie beim 6:10 durch Raul Santos (18.). Jan-Steffen Redwitz im Eisenacher Kasten verhinderte Ärgeres. „Uns unterliefen erneut zu viele Fehler“, konstatierte Velimir Petkovic Ein überall auftauchender Tomas Urban, traf mit seinem 5. Treffer von Linksaußen (!) zum 9:13 (24.), schreckte die Gäste auf, die durch den an diesem Tag starken Florian von Gruchalla und dem sich Pausen gönnenden Raul Santos zum 9:15 (26.) einnetzten. Branimir Koloper (im Nachwurf) und der nach seiner Einwechslung ständig an den Ketten ziehende Marcel Schliedermann trafen zum 11:15 (27.). Die eigene Überzahl clever nutzend lochten die Gäste zum 12:18 (30.) ein. Marcel Schliedermann besorgte den 13:18- Halbzeitstand.

Resignieren? Nicht der ThSV Eisenach!
Wie die Torgefahr ohne Rückraum-Shooter erhöhen? Diese Frage beantwortet der ThSV Eisenach im zweiten Abschnitt mit zwei Kreisläufern. „Das hat Eisenach sehr gut gemacht“, urteilte Emir Kurtagic. Blitzschnelles Umschaltspiel mit Steilvorlagen auf den eingewechselten Adrian Wöhler ließen auch die Phonstärken auf den Rängen anwachsen. Doch Branimir Koloper scheiterte am eingewechselten VFL-Keeper Matthias Puhle und ein Hansen-Trickwurf trudelte am Tor vorbei (39.). Patrik Hruscak bekam eine Zeitstrafe aufgebrummt. In Überzahl netzte Florian von Gruchalla zum 18:23 ein (40.). Das Signal zur Eisenacher Aufholjagd! Als Branimir Koloper rüde gestoppt wurde, die Spielleiter gegen den Sünder keine Zeitstrafe verhängten, kochte die Volksseele (44.). Die Eisenacher auf dem Parkett fighten mit ganz viel Herzblut. Nicolai Hansen traf zum 21:213 (44.). Beim 22:24 landete ein Urban-Ball nur an der Lattenunterkante (45.). Der Anschlusstreffer war so nah! Er fiel aber nicht. Ovationen für Adrian Wöhler, als er einen schwer zu kontrollierenden Steilpass zum 23:25 versenkte (49.). Den neuerlich möglichen Anschlusstreffer verhinderte der für den Siebenmeter eingewechselte Carsten Lichtlein, der im Duell mit Tomas Urban Sieger blieb (51.). Magnus Persson traf für die Gäste aus dem Rückraum zum 24:27 (52.) und per Strafwurf zum 24:28 (53.). Julius Kühn ließ das 24:29 folgen (55.). Resignieren? Nicht der ThSV Eisenach! Nach Treffern von Tomas Urban (2) und Adrian Wöhler zum 27:29 (57.) keimte Hoffnung. Der VfL Gummersbach hatte die passenden Antworten und jubelte nach dem Abpfifdf mit dem mitgereisten Anhang. Viel Beifall von den Rängen gab es für das Team des ThSV Eisenach, doch die Punkte verstauten die Gäste.

Statistik
ThSV Eisenach: Redwitz (1.-30. und bei einem Siebenmeter/ 8 parierte Bälle – 19 Gegentore), Verkic (ab 31./ 4 parierte Bälle – 13 Gegentore); Wöhler (4), Luther, Celica (2), Ragnarsson (1), Hruscak (1), Schliedermann (4), Hansen (4), Urban (11/4), Holzner, Heinemann, Koloper (1)

VfL Gummersbach: Lichtlein (1.-36. und bei einem Siebenmeter/ 6 parierte Bälle – 20 Gegentore), Puhle (ab 36./ 4 parierte Bälle – 12 Gegentore); Schroeter, Ernst, Schindler (3), Kühn (4), Perssson (7/2), Pevnov (3), Zufelde (1), von Gruchalla (6), Heyme, Schröder (1), Santos (7/1)

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Siebenmeter:
ThSV Eisenach 5/4(Urban verwandelt 3 x gegen Lichtlein und 1 x gegen Puhle, scheitert 1 x an Lichtlein)
VfL Gummersbach 5/3 (Santos verwandelt 1 x gegen Redwitz und scheitert 2 x an Redwitz; Personn verwandelt 1 x gegen Verkic und 1 x gegen Redwitz)

Zeitstrafen:
ThSV Eisenach 3x 2 Min.(Celica, Ragnarsson u. Hruscak je 2 Min.)
VfL Gummersbach: 1 x 2 Min. (Kühn)

Schiedsrichter: Hartmann/Schneider

Zuschauer: 2.505

Beste Spieler:
ThSV Eisenach Urban, Schliedermann
VFL Gummersbach: Persson, von Gruchalla

Spielfilm:
3:3 (7.), 4:9 (16.), 8:11 (22.), 9:15 (26.), 13:18 (30.), 18:23 (40.),
21:23 (44.), 24:26 (52.), 24:29 (55.), 28:30 (58.). 28:32 (60.)

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