Beim ThSV Eisenach wird mit Herz und Hirn gearbeitet

Auszeit mit dem erst kürzlich von den Wartburgstädtern verpflichteten Routinier Mait Patrail

Seit kurzem trägt der 35-jährige Rückraum-Hüne Mait Patrail das Trikot des ThSV Eisenach. Er soll mit seiner Erfahrung dem jungen Team helfen, insbesondere in Unterzahl- und Überzahlphasen. Mit zwei Siegen, 27:26 bei den Rhein-Neckar Löwen und 28:26 in heimischer Halle über den HC Erlangen, verabschiedeten sich die Wartburgstädter in die Punktspielpause. Sie verfügen, ebenso wie der Bergische HC, TVB Stuttgart und der HC Erlangen, über 13 Pluspunkte und hegen damit eine berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Mait Patrail bestritt über 60 Länderspiele für Estland. Von 2006 bis 2011 wurde er in Estland sechs Mal in Folge als Handballer des Jahres ausgezeichnet. Er kann auf viele Erstbundesliga-Jahre beim TBV Lemgo (2011/2012), TSV Hannover-Burgdorf (2012 – 2020), den Rhein-Neckar Löwen (2020 – 2022) und dem ASV Hamm-Westfalen (20222/2023) verweisen. Die Zeit beim TSV Hannover-Burgdorf sei sehr erfolgreich gewesen, mit zweimaligen internationalen Startplätzen und dreifachem Einzug in das Pokal-Final-Four.

Das war für den Verein und auch mich eine tolle Zeit, so Mait Patrail.

Zuletzt war er einige Monate vereinslos, hielt sich bei der zweiten Mannschaft des ASV Hamm-Westfalen fit. Mit seiner Frau Anna-Lena und dem gemeinsamen 3 ½-jährigen Sohn Miiko bewohnen sie ein Haus in Hamm.

Wir sprachen mit dem 2,01 Meter-Mann:

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Mait Patrail energisch im Zweikampf.

Auf Ihrer Vita steht ein kurzes „Abenteuer“ im Katar, bei Al Sadd Doha?
Das war nur ein dreiwöchiges Probetraining in einer anderen Handballwelt. Pünktlichkeit und Disziplin gab es nicht. Die Kontakte nach Hannover waren in der Endphase, ich durfte dann 8 erfolgreiche Jahre beim TSV Hannover-Burgdorf erleben. Während dieser Zeit habe ich dann auch meine Frau kennengelernt.

Nach Ihrer letzten Station waren Sie vereinslos. Dachten Sie an ein Karriere-Ende?
Mein 1-Jahres-Vertrag beim ASV Hamm-Westfalen war ausgelaufen. An ein Karriere-Ende habe ich nicht gedacht. Mir lagen verschiedene Angebote vor, hauptsächlich aus dem Ausland, aber nur über 1 Jahr. Der Umzug mit meiner Familie für ein kurzfristiges Engagement kam nicht in Frage.

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Dann kam die Anfrage aus Eisenach?
Der junge Aufsteiger suche einen erfahrenen Mann, einen Entscheidungsträger. Ich weilte zum Probetraining in Eisenach, führte mehrere Gespräche mit Trainer Misha Kaufmann. Er erläuterte, was er von mir erwartet. Ich verspürte rasch Lust. Die in Eisenach praktizierte Art der Deckung ist sehr interessant. Solch eine offensive Deckung mit vielen Wechseln ist eine Ausnahme. Ich soll den jungen Spielern helfen. Langsam verinnerliche ich die gesamte Philosophie, lerne die Namen der Angriffszüge.

Sie sind ein „alter Hase“ inmitten von „jungem Gemüse“, wie fühlen Sie sich da?
Ich bin von den Jungs ausgesprochen herzlich aufgenommen worden, fühle mich sehr wohl. Ich versuche, mich mit meiner Erfahrung einzubringen, für Ruhe zu sorgen.

Sie sind der „Mann für Spezialaufgaben“?
Nicht so direkt. Wie erwähnt, ich will der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen. Uns muss es unbedingt gelingen, die Zahl der technischen Fehler zu minimieren. Und die immer wiederkehrenden „dummen 10 Minuten“, wie zu Beginn der Partie gegen Leipzig, müssen wir unbedingt abschaffen. Das Zurückkämpfen kostets zu viel Kraft. Mein Ziel ist es, auch bald in der Deckung zu spielen und hier zu helfen. In Unter- und Überzahlphasen bin ich besonders gefragt. Während der Vorbereitung im Januar auf den zweiten Teil der Punktspielsaison werde ich mich noch besser ins Mannschaftsgefüge integrieren.

Sie erklärten kürzlich, Sie glauben fest an den Klassenerhalt des ThSV Eisenach?
Ich bin beeindruckt, mit welchem Willen, welchem Engagement hier alle arbeiten, von der Mannschaft über das Trainerteam, alle Betreuer, die Mitarbeiter der Geschäftsstelle und die vielen ehrenamtlichen Helfer. Der allseits spürbare Wille, alles zu geben, ist beeindruckend. Die Trainingsqualität ist sehr hoch. Hier wird mit Herz und Hirn gearbeitet. Ich bin überzeugt, mit harter Arbeit ist alles möglich. Hinzu kommt natürlich dieses fantastische Publikum, die einzigartige Atmosphäre in der Werner-Aßmann-Halle. Ein eminent wichtiger Baustein! Beflügelt, ja getragen von unseren Fans, wollen wir den Klassenerhalt schaffen – und ich will meinen Teil mit meiner Erfahrung beitragen.

Was steht noch im Januar an?
Die Festtage zum Jahreswechsel habe ich mit meiner Familie in unserm Haus in Hamm verbracht. Derzeit wohne ich in Eisenach in einem Hotel. Im Januar zum Start in die Vorbereitung auf den zweiten Teil der Saison, beziehe ich dann eine kleine Wohnung in Eisenach.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach der Karriere?
Ich beabsichtige, in absehbarer Zeit die Trainerlizenz abzulegen. Ich habe in meiner eigenen Karriere viele Trainer erlebt. Von jedem konnte ich was lernen. Diese Erfahrungen würde ich gern weitergeben. Ich könnte mir vorstellen, später als Trainer zu arbeiten.

Ihr Lieblingsessen?
Zum einen Pasta mit Lachs, zum anderen saftige Fleischstücke mit Kartoffeln und Salat.

Th. Levknecht

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