Besonnenheit unter der Wartburg

Hoffnungsschimmer beim ThSV Eisenach: Kurzcomeback von Jannis Schneibel/ Zur Winterpause will der Aufsteiger möglichst über dem Strich stehen/ Jetzt geht es erst einmal zur 75. Auflage eines Derbys   

Nach 12 absolvierten Spieltagen rangiert der ThSV Eisenach im Tabellenkeller. Vier Niederlagen in Folge ließen die Wartburgstädter auf einen Abstiegsplatz rutschen. Nichts Ungewöhnliches für einen Aufsteiger. Kein Grund zur Panik: Im unteren Tabellenfeld liegt alles dicht beisammen. Der Saisonauftakt war gelungen. Basierend auf das ganz besondere Fluidum in der Werner-Aßmann-Halle wurden 7:1-Heimpunkte ergattert. Sicher ein Paukenschlag, der 29:26-Erfolg über die Rhein-Neckar Löwen. Lob gab es von allen Seiten. Das „System Kaufmann“ mit einer in der Liga ungewöhnlichen offensiven Abwehr war in aller Munde. „Ich sehe Eisenachs Stärke im Angriff, das Auseinanderziehen, um dann die starken 1 gegen 1 Spieler in Szene zu setzen“, fügte Frank Carstens, der Trainer der HSG Wetzlar, einen weiteren Aspekt hinzu. ThSV-Coach Misha Kaufmann legt allerhöchsten Wert auf Mentalität. Der Schweizer bereitet sein Team akribisch vor. Da wird selbst die Fußstellung thematisiert. „Das Training ist ausgesprochen anstrengend, erfordert vollste Konzentration. Dazu gehören das 6 gegen 6 im Training mit exakter Positionierung und Timing der Spieler im System, der Druck im Angriff“, berichtet Simone Mengon, der erste Italiener beim ThSV Eisenach. 

Respekt vor großen Hallen und großen Namen ablegen

Auswärts gingen die Eisenacher um Punkte bisher leer aus. „Wir müssen den Respekt vor großen Mannschaften und großen Hallen endlich ablegen“, erklärte jüngst Eisenachs junger Rückraumspieler Niclas Heitkamp. „Ich glaubte, nach der Partie in der Berliner Max-Schmeling-Halle vor 9.000 Zuschauern sei der Groschen gefallen, wir hätten den Respekt vor großen Namen und großen Hallen abgelegt“, sinnierte ThSV-Torhüter Dominik Plaue nach der Niederlage in der Campus-Halle Flensburg. „Ich weigere mich, von einer Auswärtsschwäche zu reden. Wir dürfen uns nicht einreden lassen, dass wir nur heimstark sind. Dann wird der Druck zu Hause immer größer. Wir waren in Hannover und Erlangen ebenbürtig. Im Pokal sind wir in Stuttgart weitergekommen. Wir können es also. In den meisten Auswärtsspielen haben uns immer fünf schwache Minuten die Chancen auf Punkte gekostet. Das müssen wir abstellen“, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. Fünf, sechs Niederlagen am Stück wären für einen Aufsteiger nicht ungewöhnlich. „Wir brauchen nicht jeden Tag an das große Ziel Klassenerhalt denken. Wir wissen ja noch gar nicht, wie viele Punkte am Ende nötig sind. Wir setzten uns Etappenziele. Vielleicht gelingt ja am Wochenende im Derby beim SC Magdeburg eine Überraschung. Wir haben noch genug Zeit, es gibt noch so viele Spiele allein bis Weihnachten. Aber ehrlich, zur Winterpause möchte ich schon über dem Strich stehen“, fügt Rene Witte hinzu. 

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Hoffnungsschimmer nach Kurzcomeback von Jannis Schneibel

Am vergangenen Freitag hielt der ThSV Eisenach dem großen Druck im Kellerderby gegen die HSG Wetzlar in heimischer Halle nicht stand, unterlag einem direkten Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt, der HSG Wetzlar, mit 23:27. Zuletzt standen die Torhüter mehr oder weniger in der Kritik. Gegen die Mittelhessen lief ThSV-Keeper Matija Spikic zu großer Form auf. Fünfzehn parierte Bälle ergaben eine Fangquote von 43 Prozent! Doch seine Teamkollegen patzten, fabrizierten 14 Technik- und Regelfehler, kassierten mehrere Zeitstrafen aufgrund von Wechselfehlern. Viel lastet auf den Schultern des Stammpersonals. Es fehlt an Qualität in der Breite. Manuel Zehnder, vom HC Erlangen ausgeliehen, ist als torgefährlicher Spielmacher und oftmals auch als Deckungsspitze, am meisten gefordert. Einen Lichtblick gab es am Freitagabend. Nach monatelanger Verletzungspause gab Jannis Schneibel, der Aufstiegs-Regisseur der Vorsaison, ein Kurzcomeback. „Ich merke selbst, ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Ein Kurzeinsatz war geplant. Es war für mich was Besonderes, ein schönes Gefühl, wieder in der Werner-Aßmann-Halle aufzulaufen“, erklärte der 23-Jährige. Im linken Rückraum ist der 20-jährige Marko Grgic sicher ein Juwel. Er braucht noch Zeit, ebenso der vom SC DHfK Leipzig gekommene U 21-Weltmeister Niclas Heitkamp. Läuft es bei Linkshänder Alexander Saul im rechten Rückraum gut, läuft der Angriffsmotor zumeist hochtourig. Der Saarländer Peter Walz, der Polizeikommissar in der Sportkompanie der Thüringer Polizei, ist auf und neben dem Parkett der Kapitän, rackert am gegnerischen Kreis und in der Abwehr. Justin Kurch, Leihgabe vom HC Erlangen, ist die Alternative am Kreis und in der Abwehr. Ivan Snajder und Willy Weyhrauch sind auf den Außenpositionen gesetzt. Philipp Meyer, der Abwehrchef, kommt überwiegend in der Defensive. 

Neben der Reduzierung der eigenen Fehler will der ThSV Eisenach die eigene Torgefahr erhöhen. Denn: Ergebnisse folgen der Leistung. 

75. Auflage: ThSV Eisenach – SC Magdeburg

Am Sonntag, 26.11.2023 reist der ThSV Eisenach nach Magdeburg. In der 75. Auflage eines Derbys stehen sich der SC Magdeburg und der ThSV Eisenach gegenüber. Was für eine Geschichte! Und das Derby am Sonntag nach dem historischen Wüsten-Hattrick des SC Magdeburg: Sieg bei der Club-WM in Saudi-Arabien. Zum dritten Mal in Folge. Doch die Wartburgstädter wollen nicht nur zum Gratulieren an die Elbe kommen…. 

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