Big points ausgelassen

Am drittletzten Spieltag der laufenden Saison in der 2. Handballbundesliga der Männer unterlag der weiterhin durch Verletzungen gehandicapte ThSV Eisenach beim TV Emsdetten knapp mit 24:25 (12:15). Die Wartburgstädter verabschiedeten sich damit aus dem Kreis der Bewerber auf den noch vakanten dritten Aufstiegsplatz. «Wir haben die big points ausgelassen», bilanzierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson und nahm Bezug auf die Ausbeute vom Siebenmeterpunkt und in Überzahl. Von neun zuerkannten Strafwürfen brachten die Eisenacher gleich vier nicht am Emsdettener Torwarthünen Vitali Feshanka vorbei. Ausgerechnet in Überzahl patzten sie bei eigenem Ballbesitz, konnten gegen den strauchelnden Gastgeber nicht einnetzen. «Kreativität und Flüssigkeit fehlten unserem Spiel. Im Spielfluss und der Torgefahr aus dem Rückraum hatte Emsdetten Vorteile. Zu viele meiner Spieler waren heute von ihrer Normalform entfernt», befand Adalsteinn Eyjolfsson, der auf dem Weg zur Pressekonferenz von Emsdettener Zuschauern angepöbelt und bespuckt, von den Sicherheitskräften – obwohl im ThSV-Trainingsanzug – nicht als Eisenacher Trainer ausgemacht wurde.
Vereinsvertreter entschuldigten sich. «Wir sind eigentlich gastfreundlich», versuchten sie zu beschwichtigen. Spätestens in der 54. Minute hatten sich die Zuschauer allerdings als wenig sportlich fair geoutet. ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter musste nach rüdem Einsteigen des Ex-Eisenachers Andrej Kourtchev von Mannschaftskameraden gestützt humpelnd vom Parkett. Die Zuschauer begleiteten dies mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Starker Rückhalt: Keeper Stanislaw Gorobtschuk
Der mangelnden Torgefahr aus dem Rückraum begegneten die Eisenacher mit Ballstafetten zum Kreis, die die Gastgeber mehrfach nur regelwidrig unterbinden konnten. Die konsequent ihre Linie beibehaltenden Unparteiischen Peter Behrens/Marc Fasthoff sprachen den Thüringern neun Strafwürfe zu, die allerdings nicht effizient genutzt wurden. Dennoch hielt der ThSV Eisenach die Partie vor 1000 Zuschauern in der Emshalle bis in die letzten Minuten offen. Der ab der 14. Minute den ThSV-Kasten hütende Stanislaw Gorobtschuk lief im Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten zu großer Form auf, parierte 15 Bälle. Einen mehrfachen Drei-Tore-Rückstand egalisierten die Thüringer durch einen von Daniel Luther verwandelten Siebenmeter zum 18:18 (45.). Eine spannungsgeladene Schlussviertelstunde war eingeläutet, in der die Hausherren auch auf den Vorteil einer voll besetzten Wechselbank bauten und mit 22:19 (49.) in Führung gingen. Nick Heinemann (von Rechtsaußen) und Eryk Kaluzinski (per Tempogegenstoß nach einer Gorobtschuk. Glanzparade) trafen zum Anschlusstreffer (22:21, 52.). Lutz Wesseling traf für Emsdetten zum 23:21 (53.). Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Benjamin Trautvetter (54.). nahm Branimir Koloper, bis dato überwiegend für Abwehraufgaben auf dem Parkett, die Position an der Kreismitte ein. Er wurde wenig später nur auf Kosten eines weiteren Siebenmeters am Wurf gehindert werden. Doch dieses Mal blieb im Duell Feshanka – Luther der Torwart-Routinier Sieger (55.). Beim Gegenzug der Gastgeber parierte ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk gleich zweifach bravourös. Die Eisenacher steuerten den Emsdettener Kasten an und wieder konnte Branimir Koloper nur regelwidrig gestoppt werden. Nick Heinemann, im Spielverlauf schon zwei Mal von der ominösen Linie gescheitert, versenkte mit schnörkellosem Wurf (23:22, 56.). Fannar Fridgeirsson traf zum 24:22 (57.). Dann hämmerte Duje Miljak an seiner einstigen Wirkungsstätte, der Rückraumspieler trug vor Jahren das Trikot des TV Emsdetten, das Leder über den Feshanka-Kasten (58.) und auch Eryk Kaluzinski brachte den Ball nicht unter (59.). Für die endgültige Entscheidung sorgte dann Elvir Selmanovic, beim Hinspiel in Eisenach frühzeitig mit Rot vom Parkett, der per Siebenmeter zum 25:22 traf. In den verbleibenden sechzig Sekunden blieb nur noch Zeit für Ergebniskosmetik durch Branimr Koloper und Eryk Kaluzinski. Die Punktevergabe war bereits geklärt. «Auch ohne ihre Rückraumasse Tomas Sklenak und Girts Lilienfelds bot Eisenach eine starke Vorstellung. Unser Torhüter parierte entscheidende Siebenmeter. Wir verbuchten verdient beide Zähler», formulierte Patrik Lijestrand, der Coach des TV Emsdetten, nach dem Abpfiff. Seine Schützlinge tanzten ausgelassen auf dem Parkett.

Siebenmeterdrama begann schon in der ersten Halbzeit
«In der ersten Halbzeit unterliefen uns gerade einmal drei technische Fehler, doch die nutzte Emsdetten gnadenlos zu drei Gegenstoßtreffern», bilanzierte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Die Gastgeber, mit Fannar Fridgeirsson als vorgezogenen Deckungsspitze und Spielgestalter im Angriff, Routinier Elvir Selmanovic zumeist im linken Rückraum, starteten mit einer 4:1-Führung (6.). Die Eisenacher, bei denen Alexander Schiffner auf Linksaußen begann, nach 20 Minuten von Adrian Wöhler abgelöst wurde, setzten auf von Roel Adams initiierten ruhigen Spielaufbau. Durch die offensiv ausgerichtete Abwehr der Gastgeber waren die Eisenacher zum Spielaufbau weit vor dem gegnerischen Kasten gezwungen. «Gegen diese aggressive die Räume verengende Deckung hätten wir schnellere Beine gebraucht», gestand Adalsteinn Eyjolfsson und vermisste «seinen Turbo» Tomas Sklenak. Nach einem Ballgewinn von Eryk Kaluzinski schloss Roel Adams den Tempogegenstoß mit Konsequenz zum Anschlusstreffer ab (7:6, 13.). «Emsdetten kam zu einfachen Schlagwurftoren aus dem Rückraum», so Eisenachs Trainer nicht nur mit Blick auf das 8:6 (Fridgeirsson, 14.). Mit Aktionen über den Kreis, durch Einlaufen von den Außenpositionen, versuchten die Eisenacher ihre mangelnde Torgefährlichkeit aus dem Rückraum zu kompensieren. Das gelang auch vielfach. Der von Rechtsaußen eingelaufene Nick Heinemann konnte nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Benjamin Trautvetter verwandelte (8:7, 15.), scheiterte wenig später allerdings frei von der Kreismitte (20.). In der gleichen Minute begann dann auch das Siebenmeterdrama der Eisenacher. Nick Heinemann setzte zunächst einen Strafwurf über den Kasten (20.), dann scheiterte Benjamin Trautvetter am Emsdettener Schlussmann (24.). Die Hausherren zogen auf 12:8 (22.) davon. Für eine sichtliche Belebung des Eisenacher Angriffspieles sorgte der eingewechselte Adrian Wöhler mit seiner Dynamik auch im Zweikampf. Er verkürzte für seine Farben bis auf zwei Treffer (13:11, 26.). Die Hausherren wechselten von Beginn durch, um allen Spielern Verschnaufpausen zu gewähren. Ausgesprochen blass blieb bei ihnen der sonst so torhungrige Janko Bozovic, der seinen bisherigen 199 Saisontreffern keinen einzigen hinzufügte, eigentlich nur bei zwei gegen ihn verhängten Zeitstrafen auffiel.

Daniel Luther versenkte zum zwischenzeitlichen Gleichstand
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich, der favorisierte TV Emsdetten war nicht übermächtig. Doch die Eisenacher ließen zu viele gute Tormöglichkeiten verstrichen. Zwei erfolglose Anläufe nach dem 15:13 (Wöhler, 31.) zum möglichen Anschlusstreffer. ThSV-Torhüter Stanislaw Gorobtschuk hatte mit exzellenter Fußabwehr gegen Elvir Selmanovic für zusätzliche Motivation gesorgt. Doch statt des möglichen Anschlusstreffers gerieten die Wartburgstädter wieder mit drei Toren in Rückstand (17:14, 38.). Der für Eryk Kaluzinski eingewechselte Daniel Luther und Duje Miljak zogen dann einmal scharf und platziert aus dem Rückraum ab und schon klingelte es zum Anschlusstreffer (17:16, 42.). Nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter schnappte sich Daniel Luther das Leder und versenkte den fälligen Siebenmeter zum 18:18 (45.). Alexander Schiffner übernahm die Rolle des Spielgestalters. Die besseren Argumente in der Summe hatten jedoch die Gastgeber. Der ThSV Eisenach konnte eine erneute Überzahlphase (51.) nicht effizient nutzen. Die big points gelangen den Hausherren.

TUSEM Essen kommt zum letzten Saisonheimspiel
Zum letzten Heimspiel der Premierensaison der eingleisigen 2. Handballbundesliga empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 26.05.2012 um 19.30 Uhr mit dem TUSEM Essen einen von zwei feststehenden Aufsteigern in die 1. Bundesliga. In den Reihen der Gäste stehen mit Maik Handschke (Trainer) und Pavel Prokopec (Rückraumspieler) auch zwei ehemalige Eisenacher. Der Ticketverkauf für diesen Handball-Knüller ist in Eisenach (ThSV-Geschäftsstelle, ThSV-Sportlerklause, HME-Tankstelle, mobilcom-debitel shop Karlstraße 41, Bäckerei Rabe) und in Waltershausen (Gaststätte «Friedenstein») angelaufen. Ticketreservierungen unter Tel. 03691/81800 oder 72360.

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Statistik

TV Emsdetten: Feshanka, Babin; Selmanovic (5/1), Wesseling (3), Kamp, Kvalik, Bozovic, Cordes (1), Kourtchev (2), Giesbert, Schüttemeyer, Boomhouwer (6/2), Fridgeirsson (5), Amarson (3)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (4/1), Wöhler (5), Luther (2/1), Miljak (3), Kaluzinski (2), Adams (2), Schiffner (1), Heinemann (4/3), Koloper (1), Szep-Kis

Siebenmeter: TV Emsdetten 3/3; ThSV Eisenach 9/5

Zeitstrafen: TV Emsdetten 3 x 2 Min.; ThSV Eisenach 2 x 2 Min.

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