Binnen fünf Minuten alles klar

In einer temposcharfen und torreichen Partie bezwang der ThSV Eisenach Aufsteiger SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen mit 40:32 (20:14) und kletterte in der Tabelle der 2. Handballbundesliga Männer auf den 4. Tabellenplatz, vorbei am Titelfavoriten HSG Düsseldorf, der durch eine 21:24-Niederlage in Erlangen die dritte Pleite in Folge kassierte.
Die Wartburgstädter setzten der kraftraubenden offensiven Abwehrarbeit der Gäste aus Baden-Württemberg viel Kreativität und Laufarbeit entgegen. Alexander Koke brillierte in der Rolle des torgefährlichen Spielgestalters (8 Treffer). Alle Kreisspieler der Hausherren waren ständig mit einbezogen und auf Achse, strahlten Torgefahr aus: Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Adrian Wöhler und Alexander Schiffner auf Linksaußen sowie Petr Hruby an der Kreismitte. Der für den erkrankten Kapitän Benjamin Trautvetter an der Kreismitte aufgebotene Petr Hruby lief zu großer Form auf, brachte seine ganze Routine und Klasse zum Tragen, ließ die Fans mit der Zunge schnalzen. «Hut ab vor Petr Hruby. Ich dachte selbst nicht, dass er nach seiner so langwierigen Knieverletzung schon wieder zu solch einer Leistung fähig ist. Jeder hat gesehen, was für eine Verstärkung der Tscheche für uns ist», freute sich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson.

Ein Zwischenspurt der Eisenacher vom 10:9 (19.) zum 18:11 (27.) stellte schon mal die Weichen. Der leichtfüßige Girts Lilienfelds entwischte den Gästen immer wieder. «Wir haben nicht unseren besten Handball gezeigt», resümierte SG-Coach Axel Krömer. Seine Schützlinge wurden binnen fünf Minuten vom 21:17 (35.) zum 28:18 (40.) klassisch ausgekontert. Der Abwehr mit einem erneut guten Radek Musil dahinter gelangen Balleroberungen zuhauf. Da startete selbst Eryk Kaluzinski mit Sieben-Meilen-Stiefeln zum Tempogegenstoß. Die über 1300 Zuschauer waren wieder hellauf begeistert und die Laola-Welle rollte über die Traversen der Werner-Aßmann-Halle. Die Partie war entschieden. Was folgte, war ein mehr oder weniger offener Schlagabtausch. Allerdings nicht ganz nach dem Geschmack von Eisenachs Trainer. «Wir müssen unsere Abwehr weiter stabilisieren. Es entspricht nicht meiner Philosophie, jedes Spiel 30 und mehr Gegentreffer zu kassieren», merkte Adalsteinn Eyjolfsson kritisch an; sicher auch mit Blick auf die 11 Treffer von Valentin Hörer aus den Reihen des Aufsteigers. Adalsteinn Eyjolfsson dankte erneut für das großartige Fluidum in der Halle. «Es macht die Mannschaft und mich stolz, für diese Fans spielen zu dürfen», betonte der Isländer. Sein Kollege auf Seiten der Gäste, Axel Krömer, pflichtete ihm bei: «Uns hat es riesigen Spaß gemacht, vor einer solch tollen Kulisse, sicher die Beste der zweiten Liga, zu spielen. Da die Partie in der 40. Minute entschieden war, kamen auch die sonstigen Wechselspieler zu längeren Einsatzzeiten.» Axel Krömer schonte dann auch seinen Kapitän Kai Wohlbold, Tage zuvor umjubelt, weil per Siebenmeter in der Schlusssekunde zum 30:29-Sieg über den EHV Aue vollendend.

Überzeugend als torgefährlicher Spielgestalter: Alexander Koke
Die Gastgeber mussten neben Benjamin Trautvetter auch auf Rückraumspieler Daniel Luther (ebenfalls erkrankt) verzichten. Das hatte eine Umstellung in der Deckung zur Folge. Till Bitterlich und Eryk Kaluzinkski bildeten den Deckungsinnenblock. Das klappte zunächst noch nicht wie erhofft. Die auf ein höllisches Tempo setzenden Gäste hebelten die Abwehr der Eisenacher immer wieder aus. Mit ihren Offensivqualitäten kompensierten die Hausherren dies zunächst. Eryk Kaluzinski und Alexander Koke bedienten Petr Hruby zum 4:3 (6.) und 5:4 (8.). Dann meldete sich ThSV-Keeper Radek Musil zu Wort. Er kaufte dem frei vor ihm auftauchenden Nico Kiener das Leder ab und Adrian Wöhler netzte zum 6:4 (9.) ein. Die für den Kontrahenten unangenehme bissige «jugoslawische» Abwehr bescherte den Gästen den einen oder anderen Ballgewinn, zum Tempogegenstoß wie durch den kraftvoll abziehenden Valentin Hörer zum 8:8 (14.) nutzend. Das war allerdings der letztmalige Gleichstand. Mit einer Energieleistung tankte sich Alexander Koke zum 9:8 (16.) durch und initiierte hernach einen rasanten Kombinationswirbel. Girts Lilienfelds legte zu Nick Heinemann ab, der zum 13:10 (21.) vollendete. Tobias Barthold, der Stammkeeper des Aufsteigers, bekam einfach keinen Ball zu fassen und räumte seinen Platz für Markus Eipperle. Was blieb, war die Dominanz der Eisenacher. Hellwach setzte Alexander Schiffner von Linksaußen zum 15:10 (23.) nach. Eine lehrbuchreife Dublette zwischen Alexander Koke und dem eingewechselten Tomas Sklenak, der von der Kreismitte (!) zum 18:11 (27.) einnetzte. Eine Musil-Steilvorlage passte Akexander Schiffner weiter zu Nick Heinemann, der das 19:12 markierte (29.). In bester Stimmung gingen die ThSV-Fans in die Halbzeitpause.

Die Entscheidung: ThSV kontert Gäste vom 21:17 zum 28:18 aus
Mit Lars Meyer-Hübner auf der zentralen Aufbauposition gingen die Gäste in die zweite Spielhälfte und verkürzten, begünstigt durch einige Eisenacher Patzer, bis auf vier Treffer (21:17, 35.). Jetzt legte «Chefpilot» Alexander Koke einen deutlich höheren Gang ein, gewann die Abwehr nun auch im Innenblock deutlich an Stabilität. «Da war ich dann auch mit Till Bitterlich zufrieden», unterstrich Adalsteinn Eyjolfsson. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Gäste verloren den Überblick und wurden überrollt. Alexander Koke traf per Aufsetzer zum 23:17 (37.) und schmetterte eine Freiwurfablage zum 24:18 (38.) ein. Endstation Toni Kreyßig bei Eisenachs Schlussmann Radek Musil (38.). Im ICE-Tempo steuerte Nick Heinemann den Gästekasten an und vollendete zum 26:18 (39.). Nachdem Eryk Kaluzinski beim ersten Tempogegenstoß noch an SG-Torhüter Markus Eipperle scheiterte, die nächsten beiden Versuche, nur wenige Sekunden getrennt, saßen zum 28:18 (40.) und die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt. Alexander Koke schuf mit gekonnten Ballverlagerungen immer wieder Überraschungen für die Gäste, wie bei der Vorlage auf Rechtsaußen zu Nick Heinemann, der zum 30:20 (43.) vollendete. Die Gäste brachten nun mit Tobias Hold ihren dritten Mann für die Regieposition. Mit ihm kam wieder mehr Struktur. Treffer fielen nun auf beiden Seiten in Sekundenabständen. Auf Zuspiel von Girts Lilienfelds versenkte Eryk Kaluzinski zum 37:26 (51.). Der junge Gabaor Langhans und Petr Hruby, der alte Fuchs, fanden sich zur Gemeinschaftsproduktion beim Treffer zum 39:29 (56.). Die Fans forderten nun lautstark das 40. Alexander Schiffner erfüllte dieses Begehren von Linksaußen zum 40:31 (59.). Tobias Hold traf für die Gäste zum Endstand.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Sklenak (2), A. Wöhler (4), Koke (8/1), Bitterlich, Kaluzinski (6), Hruby (7), Schiffner (2), Langhans (1), Heinemann (7), Lilienfelds (3)
SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen: Barthold, Eipperle; Hörer (11/3), Maier (2), Wohlbold (4/3), Hold (2), Kreyßig (5), Kiener (2), Wolf (2), Kohler, Krämer (1), Hess (3), Meyer-Hübner, Geist
Siebenmeter: Eisenach 2/1 – Haslach 7/6
Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min. – Haslach 5 x 2 Min.

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