Bittere Niederlage in den Schluss-Sekunden

ThSV Eisenach egalisiert 5-Tore-Rückstand, unterliegt aber beim TV Großwallstadt mit 26:27 (11:13) / Vier Strafwürfe ausgelassen

Mit einer hauchdünnen 26:27 (11:13)-Niederlage beim TV Großwallstadt startete der ThSV Eisenach in die neue Saison der 2. Handballbundesliga der Männer. Das Angriffskonzept stimmte. Der großgewachsene Deckungsinnenblock der Gastgeber war schwer zu knacken. Schnelle Spielzüge zu den Außenpositionen waren angesagt. Das klappte auch gut. Doch beim Abschluss haperte es.

Wir erarbeiteten uns bessere Torchancen als die Hausherren, doch diese erzielten aus ihren etwas schlechteren Chancen mehr Treffer als wir, gab Daniel Hideg unumwunden zu.

Nach mehrmonatiger Pause infolge einer Hüft-Operation stand der 25-jährige Rückraumspieler über lange Strecken auf dem Parkett.

Die Partie war teilweise ein Spiegelbild vom Pokalkrimi in Hüttenberg. Nur dieses Mal sind wir ständig einem Rückstand hinterhergelaufen, haben aber nie aufgesteckt, obwohl wir erneut zu viele Tormöglichkeiten ungenutzt verstreichen ließen. Dass der entscheidende Gegentreffer zur Niederlage in den Schluss-Sekunden fiel, ist freilich bitter, befand Eisenachs Manager Rene Witte.

Das zweite Spiel kurz hintereinander, das wir in letzter Sekunde verloren haben. Momentan passen Kleinigkeiten noch nicht. Das müssen wir ändern, erklärte ThSV-Coach Misha Kaufmann.

Bei letzter Aktion nicht clever genug
Nach mehrmaligem 5-Tore-Rückstand schien im Finish zumindest ein Punkt greifbar. Eine 3:3-Deckung bildete die Grundlage vom 23:26 (57.) zum 26:26-Ausgleich. Da waren noch 17 Sekunden in der Untermainhalle Elsenfeld vor knapp 1.000 Zuschauern (darunter 50 blau-weiße Fans aus Eisenach) zu absolvieren. Mit einem Distanzwurf aus mittlerer Position ließ Mario Stark die Gastgeber jubeln.

Wir waren da nicht clever genug. Statt offensiv herauszutreten, agierten wir zu passiv, befand ThSV-Neuzugang Timothy Reichmuth.

Beide Trainer, Igor Vori (TVG) und Misha Kaufmann (ThSV), sprachen von einem verdienten Sieg der Gastgeber. Diese profitierten von einem deutlichen Plus auf der Torwartposition. Für Jan-Steffen Minerva, dem Ex-Eisenacher im Kasten des TV Großwallstadt, wies die Statistik 13 Paraden aus, darunter drei abgewehrte Strafwürfe. Einer (von Fynn Hangstein) landete zusätzlich am rechten Pfosten. Beide ThSV-Schlussleute konnten zusammen nur 5 Bälle abwehren. Sie bekamen freilich auch zu wenig Unterstützung von ihren Vorderleuten.

Der Torhüter braucht die Hilfe von der Abwehr, unterstrich Misha Kaufmann.

Alle haben gewonnen, nicht nur der Torwart, gab ein freudig gestimmter TVG-Trainer Igor Vori bei seinem Punktspieldebüt auf der TVG-Bank zu Protokoll.

Der vom EHV Aue gekommene Rückraumspieler Adrian Kammlodt markierte 6 wichtige Treffer (bei 8 Versuchen).

Wir haben 14 freie Bälle verworfen, 14 dicke Torchancen ausgelassen. Besonders die Torwurfeffizienz von den Flügeln war mangelhaft. Doch wir haben nie aufgesteckt. Phasenweise schien es, wir stehen mit dem Rücken zur Wand, doch wir kämpften uns zurück, konstatierte Misha Kaufmann.

Wir haben einfach zu viele gute Chancen weggelassen, aber auch in der Abwehr unterliefen uns zu leichte Fehler, bekannte Linksaußen Timothy Reichmuth, der aus 4 Versuchen 2 Treffer markierte.

TVG-Keeper Jan-Steffen Minerva bilanzierte:

In der Schlussphase haben wir Geschenke verteilt. Wir hätten klarer gewinnen müssen, haben es uns selbst schwer gemacht. Was war insgesamt ausschlaggebend? Wir waren sehr aktiv in der Abwehr, haben unsere Angriffszüge konsequent abgeschlossen.

ThSV-Außen Timothy Reichmuth blickt schon auf die nächste Aufgabe.

Im ersten Heimspiel wollen wir das besser machen, blickte der 23-jährige Schweizer schon mal auf den kommenden Samstag, 10.09.2022, wenn die Eulen Ludwigshafen (zum Saisonstart mit einer hauchdünnen 33:34-Heimniederlage gegen Erstliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten) um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle gastieren.

Zu viele gute Torchance ausgelassen
Die Eisenacher begannen mit Ivan Snajder auf Links- und Willy Weyhrauch auf Rechtsaußen, Fynn Hangstein, Jannis Schneibel und Alexander Saul im Rückraum, Peter Walz am Kreis und Johannes Jepsen im Tor. Philipp Meyer kam für Abwehraufgaben. Fynn Hangszein agierte als vorgezogene Spitze einen 5:1-Abwehr. Misha Kaufmann sah sich frühzeitig veranlasst, personelle Änderungen vorzunehmen. Nach dem 3:3, Willy Weyhrauch hatte auf Vorlage von Fynn Hangstein eingenetzt (9.), übernahmen die Hausherren das Sagen. Daniel Hideg kam beim ThSV Eisenach nach 12 Minuten zu seinem Comeback, im Angriff (auf Rückraum links) und in der Abwehr (im Innenblock). Zunehmend wurde TVG-Keeper Jan-Steffen Minerva ein Faktor. Die Gastgeber zogen auf 9:5 davon (21.). Wechsel auf der Torwartposition brachten beim ThSV Eisenach nicht die erhoffte Wirkung Mit Daniel Hideg, Jonas Ulshöfer und Alexander Saul im Rückraum versuchten die Eisenacher rasch zu verkürzen. Der Anschlusstreffer gelang beim 9:8 (23., Weyhrauch), 10:9 (25., Schneibel) und 11:10 (27., Snajder). Zwischenzeitlich war auch Malte Donker gekommen. TVG-Keeper Jan-Steffen Minerva fischte einen Snajder-Heber herunter (27.), blieb im Siebenmeterduell mit Fynn Hangstein Sieger (29.). Florian Eisenträger verwandelte den bereits 5. Strafwurf für den TV Großwallstadt zum 13:10 (30.). Timothy Reichmuth verkürzte noch.

Im Finish noch zum zwischenzeitlichen Gleichstand
Mit Daniel Hideg, Jannis Schneibel und Malte Donker im Rückraum starteten die Wartburgstädter in den zweiten Abschnitt. TVG-Außen Florian Eisenträger versenkte im Doppelpack zum 16:12 (34.). Fynn Hangstein verwandelte (nach Regelwidrigkeit an Reichmuth) vom Strich im Nachwurf, wenig später brachte Jannis Schneibel (nach Regelwidrigkeit an Walz) von gleicher Stelle das Leder nicht am TVG-Keeper vorbei. Die Gastgeber erhöhten auf 20:15 (43.), schienen auf der Siegerstraße (22:17, 49./ 22:19./51.). Beim 23:21 durch Daniel Hideg verkürzten die Eisenacher bis auf zwei Treffer, was TVG-Coach Igor Vori zur grünen Karte greifen ließ. Adrian Kammlodt traf zum 25:21 (53.). Fynn Hangstein überwand Jan-Steffen Minerva (55.). Die Eisenacher gingen volles Risiko, agierten in der Abwehr noch offensiver. Beim Stand von 26:24 landete ein Ball der Hausherren im Seitenaus, beim Eisenacher Angriff war mal wieder beim Schlussmann der Hausherren Endstation (58.). Dann bekam ThSV-Keeper Erik Töpfer das Leder zu fassen, Timothy Reichmuth (von Linksaußen) und Ivan Snajder (per Gegenstoß) netzten zum 26:26-Gleichstand ein. Der letzte Angriff der Partie brachte die Entscheidung zugunsten des TV Großwallstadt.

Statistik
TV Großwallstadt: Minerva, Boukovanis; Klenk, Babarskas, Eisenträger (8/5), Bandlow (4), Schauer, Bicer (1), Strakeljahn, Wullenweber (2), Zhuk, Corak (1), Stark (5), Munzinger, Kammlodt (6), Schalles
ThSV Eisenach: Jepsen, Töpfer; Krass, Reichmuth (2). Hangstein (7/3), Ulshöfer (1), Walz (1), Hideg (1), Tokic, Sousa, Meyer, Donker (2), Schneibel (2), Snajder (3), Weyhrauch (5), Saul (2)
Siebenmeter: TV Großwalstadt 5/5 – ThSV Eisenach 3/7
Zeitstrafen: TV Großwallstadt 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach 4 x 2 Min.
Zuschauer: 953 in der Untermainhalle Elsenfeld

Th. Levknecht

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