Da war für den ThSV Eisenach mehr drin!

Wartburgstädter lassen zu viele hochkarätige Torchancen aus und kassieren vermeidbare 25:28 (12:15) -Niederlage beim Ligaprimus VfL Gummersbach • Am Mittwoch soll im Heimspiel gegen Hagen doppelt gepunktet werden

Misha Kaufmann, der Coach des ThSV Eisenach ärgerte sich. Für sein Team war in der mit 1.240 Zuschauern ausverkauften Gummersbacher Schwalbe-Arena an diesem Tag mehr drin!

Nahezu die Hälfte unserer 28 Gegentreffer haben wir per Gegenstöße kassiert, nachdem wir beste Torchancen, mehrfach sogar freie Bälle, nicht nutzen konnten. Wir schlagen uns praktisch selbst, sinnierte der Schweizer.

Die zahlreich herausgearbeiteten Torchancen sprechen für die gute Angriffsstruktur, doch das Leder landete nicht im Netz. Eisenachs Fynn Hangstein kletterte mit seinen 6 Treffern und nun insgesamt 138 Toren zwar auf Platz 1 der Torjägerliste der Liga, doch der Rückraumspieler scheiterte mehrfach frei vor dem Tor, brachte auch zwei Strafwürfe nicht unter, benötigte für seine 6 Treffer 14 Versuche. Ihm fehlte die sonstige Treffsicherheit. Nicht unerwähnt soll natürlich auch bleiben, dass der VfL Gummersbach mit Tibor Ivanisevic einen starken Rückhalt im Tor hatte, der 16 Bälle abwehrte. Der Tabellenführer und heiße Aufstiegsfavorit, der im dritten Jahr 2.Liga unbedingt in die Beletage des deutschen Handballs zurückwill, zeigte sich beeindruckt vom respektlosen Auftreten der Gäste aus Thüringen. Im Positionsangriff hatte der Altmeister ohne seinen verletzten Rückraum-Shooter Janko Bozovic erhebliche Probleme mit der Abwehr der Wartburgstädter. EM-Shootingstar Julian Köster ließ seine Klasse hin und wieder aufblitzen.

Wir wussten, mit Eisenach kommt ein schwerer Kontrahent. Zufrieden bin ich nur mit dem Sieg, auch mit der Abwehr und dem Torwart. Insgesamt haben wir nicht so gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe, konstatierte Gudjon Valur Sigurdsson, der Coach der Oberbergischen.

Sein routinierter und erstligaerfahrener 33-jähriger Rückraumspieler Timm Schneider bemängelte „zu viele Passfehler und verworfene Bälle“, woran er selbst beteiligt war.

Vom Gefühl war unser Sieg nicht in Gefahr, doch am Ende haben wir es unnötig spannend gemacht, fügte der Kapitän des VfL Gummersbach hinzu, der noch keine Gedanken an ein Karriereende verschwendet. Ich will auf jeden Fall weiter Handball spielen, betonte Timm Schneider, von 2015 bis 2020 einer der tragenden Säulen bei Erstbundesligist MT Melsungen.

Beim 25:22 (53.) und 27:24 (57.) wackelte der Sieg des Favoriten. Timm Schneider jagte das Leder über den Eisenacher Kasten, doch ein Steilpass der Gäste landete im Niemandsland. ThSV-Keeper Johannes Jepsen parierte, auf der Gegenseite wurde der stark aufspielende Ante Tokic (6 Treffer aus 7 Versuchen) regelwidrig gestoppt. Fynn Hangstein scheiterte vom Siebenmeter-Strich. Ellidi Vidarsson machte mit seinem 6. Treffer zum 28:24 den Deckel für den Favoriten drauf. Peter Walz besorgte mit seinem 4. Treffer (bei 5 Würfen) den Endstand. Der Eisenacher Kapitän und Kreisspieler hatte im Spielverlauf mit zwei kapitalen Schlagwürfen aus dem Rückraum für Raunen im weiten Rund gesorgt.

Eisenachs Chancenverwertung, zum Haare raufen
Die Wartburgstädter begannen in der erwarteten Stammformation, mit Ivan Snajder auf Links- und Ante Tokic auf Rechtsaußen, Fynn Hangstein, Jannis Schneibel und Alexander Saul (in der Abwehr von Daniel Hideg abgelöst) im Rückraum, Peter Walz am Kreis und Johannes Jepsen im Tor. Die Gastgeber starteten mit Julian Köster, Ole Pregler und Szymon Dzialakiewicz im Rückraum. Einen präzisen Steilpass von Keeper Johannes Jepsen nutzte Ante Tokic zum 1:2 (3.). Das sollte die einzige Gästeführung bleiben. Schnell wurde Eisenachs Dilemma an diesem Tag offenkundig: die miserable Wurfausbeute. Geradezu fahrlässig wurden beste Torchancen ausgenutzt. Schnelles Umschaltspiel der Gastgeber führte zum 9:6 durch Lukas Böhme (18.). Initiierten die Eisenacher Spielzüge zu ihrem Rechtsaußen Ante Tokic, landete das Leder im VfL-Kasten. In Überzahl mit zwei Kreisspielern landete ein Sousa-Ball am Holz. Sekunden später hieß es 11:7 (22.). Der eingewechselte österreichische Nationalspieler Alexander Hermann erhöhte im Doppelpack auf 15:10 (29.). Ivan Snajder (von Linksaußen) und Daniel Hideg (per Schlagwurf) verkürzten bis zur Pausensirene auf drei Treffer.

Der Sieg des Favoriten stand auf wackligen Füßen
Ante Tokic und Fynn Hangstein scheiterten zu Beginn des zweiten Abschnittes an VfL-Schlussmann Tibor Ivanisecvic. ThSV-Keeper Johannes Jepsen parierte gegen den frei vor ihm auftauchenden Julius Fanger. Treffer von Alexander Saul und Ivan Snajder führten zum Eisenacher Anschlusstreffer (15:14, 34.), dem der Altmeister durch die individuelle Klasse von Timm Schneider und Julian Köster die Treffer zum 17:14 folgen ließ (35.). Ein Hangstein-Konter landete erneut am Holz (39.). Timm Schneider traf stattdessen zum 20:16 (40.). Inzwischen stand Martin Potisk für die Wartburgstädter auf dem Parkett, der den direkten und beherzten Zweikampf suchte. Beim VfL besetzte der mit körperlich Präsenz aufwartende Jonas Stüber die Kreisposition. Eisenachs einsatzstarker Kapitän Peter Walz konnte nur regelwidrig gestoppt werden, doch Fynn Hangstein brachte den fälligen Siebenmeter nicht unter (42.). Der Ex-Lemgoer versuchte das Spiel schnell zu machen, doch die Gastgeber stibitzten sich den Ball und lochten per Tempogegenstoß zum 23:18 ein (47.).

Wir haben es in dieser Phase versäumt, vollends für klare Verhältnisse zu sorgen, befand VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson im Nachhinein.

Die Eisenacher zeigten das im Vorfeld angekündigte Gesicht als Team, ließen sich von Missgeschicken nicht entmutigen, verteidigten mit ganz viel Leidenschaft, blockten Bälle. Fynn Hangstein versenkte zwei Bälle in den verwaisten VfL-Kasten. Gudjon Valur Sigurdsson rief seine Schützlinge zusammen, ihm schwante wohl nichts Gutes. Im 7 gegen 6 ging der ThSV Eisenach volles Risiko, doch die Würfe von Ivan Snajder und Martin Potisk zappelten nicht im Netz. Doch die Männer des Thüringer Traditionsvereines blieben dran, ermutigt durch Paraden ihres Keepers Johannes Jepsen. Beim 27:24 (57.) wackelte der Sieg des Favoriten, doch Eisenach scheiterte an der eigenen Chancenverwertung, um was Zählbares mitzunehmen.

Im Heimspiel gegen Eintracht Hagen soll doppelt gepunktet werden
Bereits am Mittwoch, 23.02.2022 empfängt der ThSV Eisenach um 20.00 Uhr den starken auf Tabellenplatz 6 rangierenden Aufsteiger Eintracht Hagen. Noch unter 2 G plus-Regeln sind 500 Zuschauer erlaubt. Einige Tickets sind im freien Verkauf am Montag und Dienstag in der ThSV-Geschäftsstelle erhältlich.

Statistik
VfL Gummersbach: Ivanisevic (16 Paraden), Nagy; Fanger (1), Vidarsson (6), Köster (5), Blohme (9/3), Häseler, Hermann (2), Schneider (3), Herzig, Pregler (1), Dzialakiewicz, Santos, Kiesler, Stüber, Zeman (1)
ThSV Eisenach: Jepsen (12 Paraden), Lucin (bei 1 Siebenmeter/ 0Paraden); Iffert, Potisk, Hangstein (6/2), Ulshöfer, Walz (4), Hideg (2), Tokic (6), Sousa (1), Dicker, Donker, Schneibel (2), Snajder (2), Saul (2)
Zeitstrafen: Gummersbach 3 x 2 Min. – Eisenach 1 x 2 Min.
Siebenmeter: Gummersbach 3/3 – Eisenach 2/4
Schiedsrichter: Fratczak/ Ribeiro
Zuschauer: 1.240 (ausverkauft)

Th. Levknecht

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