Dämpfer vor dem Punktspielstart

„Möchten Sie etwas trinken?» «Nein danke, ich bin restlos bedient.» Das war die Konversation zu Beginn der Pressekonferenz in der Ländcheshalle Hofheim-Wallau zwischen dem Leiter der Pressekonferenz und Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. Wenige Minuten zuvor hatte der Erstbundesligaaufsteiger von der Wartburg bei der gerade in die 3. Liga aufgestiegenen SG Wallau in der 1. DHB-Pokasl-Hauptrunde völlig überraschend mit 29:32 (11:11) die Segel streichen müssen.

Der Trainer der Wartburgstädter, der zwar auf eine Reihe von Stammkräften (Hansen, Villadsen, Heinemann, Trautvetter, Sklenak) aus Verletzungsgründen verzichten musste, war drei Tage vor dem Punktspielstart in der heimischen Werner-Aßmann-Halle gegen die TSV Hannover-Burgdorf (Anwurf bereits um 19.00 Uhr!!) frustriert. Sein Team bot absolute Magerkost!

«Gegen einen spielstarken Gastgeber sind wir überheblich aufgetreten. Wallau war über sechzig Minuten die clevere Mannschaft. Bei uns klappte das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter überhaupt nicht. Die Spielsteuerung des Angriffs war miserabel. Von den uns sonst auszeichnenden Tugenden wie Kampf, Begeisterung und Leidenschaft war nichts zu sehen.
Disziplin und Einstellung stimmten hinten und vorn nicht», fand Adalsteinn Eyjolfsson klare Worte. Von flüssigem Angriffsspiel keine Spur. Die Eisenacher Treffer entsprangen zumeist aus Einzelaktionen (Jurdzs, Jaanimaa). Nur selten wurde flüssig kombiniert. Offensichtlich, die Integration der Neuzugänge – trotz der sichtbaren Bemühens – ist bei weitem nicht wie gewünscht vorangeschritten.

Trainer Adalsteinn Eyjolfsson hatte in der vormittäglichen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz bereits gesagt, dass dies noch mehr Zeit erfordere. Eine 9:7-Führung (24.) konnte nicht behauptet werden. Zu vieles blieb Stückwerk, ermunterte geradezu die Hausherren. Anweisungen per Taktiktafel für Spieler auf der Bank, Hinweise während der Auszeiten, nichts fruchtete beim ThSV Eisenach.

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Die SG Wallau um Spielmacher Benedikt Seeger bestimmte das Spiel. Das Duell der Torhüter ging zudem klar an Wallaus Schlussmann Sebastian Schermuly. Adalsteinn Eyjolgsson versuchtes mit mehrfachen Wechseln zwischen Stanislaw Gorobtschuk und dem jungen Adrian Winkler, von ihren Vorderleuten im Stich gelassen, konnten sie das drohende Unheil nicht abwenden. Die Hessen sich ihrer arteigenen Mittel sicher, brachten ihre Farben mit 16:13 in Führung (37.), schnupperten an der Riesensensation und fanden zunehmend Gefallen daran.

Die knapp 400 Zuschauer realisierten gar nicht, was hier passierte, verhielten sich zunächst ausgesprochen reserviert. Die Wallauer Spieler ergriffen nun beherzt die Riesenchance. «Eisenach manövrierte sich selbst in ein dunkles Zimmer und fand dann nicht mehr den Lichtschalter», resümierte Wallau-Coach Ralf König. Seine Schützlinge trafen gegen konsterniert wirkende Eisenacher zum 24:19 (48.). Typisch für das Eisenacher Spiel an diesem Tage, ein Missverständnis zwischen Aivis Jurdzs und Dener Jaanimaa (das Leder landete im Seitenaus) war die Einladung zum 25:19 (50.). Mit einer Umstellung der Deckung auf eine offensive 5:1-Variante versuchte Adalsteinn Eyjolfsson noch was zu retten. Aivis Jurdzs, Dener Jaanimaa, Girts Lilienfelds und Hannes Jon Jonsson verkürzten bis auf drei Treffer (27:24, 54.). Dann handelte sich Branimir Koloper eine Zeitstrafe ein, der Drittligist ließ sich die greifbare Überraschung nicht mehr entreißen. Stefan Bonkirch und Philipp Botzenhardt (je sieben Treffer) sorgten für Wallauer Glückseeligkeit. Dem Favoriten gelang nur noch Ergebniskosmetik. «In dieser Verfassung sind wir nicht erstligawürdig. Ich muss mich bei den mitgereisten Anhängern für diesen Auftritt entschuldigen», betonte Adalstein Eyjolfsson. Die SG Wallau schwamm indes auf Wolke sieben.

Der ThSV Eisenach hofft auf ein altes Sprichwort: «Einer misslungenen Generalprobe folgt eine gute Premiere.» Die Späher vom TSV Hannover-Burgdorf dürften für den Samstag jedenfalls kein Fracksausen mitnehmen. Da wird aus Eisenacher Sicht, auch mit der Rückkehr des einen oder anderen angeschlagenen Spielers, hoffentlich einiges besser. Die Niedersachsen gelten nach dem Pokal-Mittwoch erst recht als klarer Favorit für den Samstagabend.

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Winkler; Elisson (5/1), Wöhler (1), Jurdzs (6), Jonsson (4/3), Luther (2), Pucelj, Jaanimaa (7), Lilienfelds (2), Koloper (2)

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