Daniel Luther macht mit seinem 9. Treffer den Deckel drauf

ThSV Eisenach übernimmt mit 28:26 (15:10) über Eintracht Baunatal die Tabellenführung • Unnötige Zittereinlage im Finish

Im Liga-Spitzenspiel, Zweiter gegen Dritter, bezwang der ThSV Eisenach vor knapp 1.700 Zuschauern Eintracht Baunatal mit 28:26 (15:10) und rückte wieder auf die Spitzenposition der Tabelle der 3. Liga Ost. Der bisherige Tabellenführer, die SG Nußloch kassierte eine unerwartete 27:28-Niederlage bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II.

Daniel Luther: „Gebt mir den Ball, ich hau ihn rein!“
Die Wartburgstädter bescherten sich und ihrer stimmgewaltigen Kulisse eine (unnötige) spannungsgeladene Schlussphase.

Mit unseren 6- und 7-Tore-Führungen im Rücken hätten wir die Partie eigentlich in Ruhe zu Ende spielen können, befand ThSV-Coach Sead Hasanefendic.

Wie von ihm gefordert, seine Schützlinge begannen in Abwehr und Angriff hoch konzentriert, lagen nach einer knappen Viertelstunde mit 9:4 vorn. Daniel Luther hatte für Marcel Schliedermann aufgelegt. Und auch in der 41. Minute sah es nicht nach Dramatik im Finish aus. Willy Weyhrauch war bei einem Abpraller hellwach, versenkte zum 20:13. Zehn Minuten später, Justin Mürköster vollendete vom Kreis zum 24:19 (51.), erahnte kaum einer die Zitterpartie in den Schlussminuten. Die Hessen setzten auf eine offensivere Deckungsarbeit, die Thüringer patzten. Baunatals Torjäger Felix Geßner, nach Fahrkarten zum Spielauftakt abgetaucht, verkürzte von Linksaußen in Überzahl auf zwei Treffer (27:25, 58.). Als ThSV-Rechtsaußen Willy Weyhrauch das Leder nicht unterbrachte, traf Felix Rehberg gar zum Anschlusstreffer für die Gäste. Da waren noch über 100 Sekunden zu absolvieren. Bälle von Willy Weyhrauch und Duje Miljak überquerten die Linie des Gästekastens, doch als Treffer fanden sie keine Anerkennung. Erst Daniel Luther schmetterte sechs Sekunden vor der Sirene nach einer Freiwurflage zum erlösenden 28:26 ein, machte mit seinem 9. Treffer den Deckel drauf.

Der Freiwurf war in der Mitte. Ich sagte, gebt mir den Ball und ich hau ihn rein, schildert Daniel Luther die Situation.

Er übernahm die Verantwortung. Sitz das Leder nicht, bietet sich den Hessen gar noch die Ausgleichschance. Der dienstälteste Eisenacher (seit 1998 im Verein!) sprach die fehlenden qualitativen Alternativen an, besonders für Marcel Schliedermann und ihm. Die Verletzungen von Mladan Jovanovic und Martin Potisk würden sich nachhaltig bemerkbar machen, am Ende fehle die Luft zum Durchatmen.

Dass wir uns einen respektablen Vorsprung erarbeitet hatten, war für die Punktvergabe ganz wichtig, fügte Daniel Luther mit Nachdruck an.

„Letztendlich zählen die Punkte“, betonte mit Bernd Fichtner einer aus dem erfolgreichen 90er-Jahre-Team, das 1997 unter Rainer Osmann den Aufstieg in die 1. Handballbundesliga bejubelte.

Ruf nach personellen Verstärkungen wird lauter
Die Trainerikone des ThSV Eisenach erinnerte zur Pressekonferenz noch einmal an die personelle Entwicklung in der jüngsten Zeit. „Elf Spieler haben den ThSV Eisenach verlassen, zwei Neuzugänge kamen. Beide fehlen verletzungsbedingt. Also spielen wir mit der Abstiegsmannschaft minus 11 Spielern, darunter drei Spieler über 30 und ganz viele zwischen 19 und 23 Jahren“, so Sead Hasanefendic. Die Verantwortlichen des ThSV Eisenach sondieren seit längerem den Spielermarkt. Präsident Shpertim Alaj hatte in der Vorwoche von dringend erforderlichen Neuzugängen gesprochen.

Ein besonderer Gruß an verletzten Martin Protisk
Mit Martin Potisik muss der ThSV Eisenach auf einen der beiden Neuzugänge mehrere Monate verlassen. Der 19-jährige slowakische Nationalspieler zog sich einen Kreuzbandriss zu und wurde bereits operiert. Um ihn zu grüßen, streiften sich einige Spieler bei der Ehrenrunde nach dem Abpfiff symbolisch ein Trikot mit der Rückennummer 7, der von Martin Potisk, über. Tolle Geste! Der junge Rückraumspieler verfolgte die Partie von seiner Wohnung per livestream. Der ThSV Eisensach will ihm die Genesung durch einen neuen 3-Jahres-Vertrag erleichtern. Auch, weil die Verantwortlichen von Martin Potisk überzeugt sind. Auch das mehr als eine tolle Geste.

Schliedermann und Mürköster: 6 Würfe – 5 Treffer
Letztendlich reichte dem ThSV Eisenach eine solide Leistung, um zwei Pluszähler in der 3. Liga zu verbuchen, die eigene Anhängerschaft glücklich zu machen. Der eigentlich als „Halbtagsjobber“ vorgesehene Daniel Luther stand über 55 Minuten als absolute Säule im linken Rückraum auf dem Parkett, sorgte nicht von ungefähr für die Erlösung. Spielgestalter Marcel Schliedermann und Justin Mürköster, jeweils 5 Treffer aus 6 Versuchen resultierend, attestierten.

Im ersten Abschnitt hatte der ThSV Eisenach durch Stanislaw Gorobtschuk einen Vorteil auf der Torhüterposition, konstatierte Florian Ochmann, der Baunataler Coach.

Stanislaw Gorobtschuk und der 8 Minuten den Eisenacher Kasten hütende junge Lars Kremmer kamen zusammen dennoch nur auf 10 gehaltene Bälle, was einer „Fangquote“ von knapp 28 Prozent entspricht. Wesentlich freundlicher der Wert für die Torwurfeffektivität, der bei 67 Prozent lag. Die Trefferausbeute bei Alexander Saul (1), läßt noch reichlich Luft nach oben.

Er braucht das schnelle Spiel, um erfolgreich zu sein, suchte Sead Hasanefendic nach einer Begründung.

Die Zahl der technischen Fehler der Eisenacher (12) bedarf freilich einer Senkung. Einige „saudämliche“ Zeitstrafen brauchten übrigens auch nicht zu sein, wenngleich die Verteilung der Strafminuten ein falsches Bild ergibt.

Baunatal haderte mit der Chancenverwertung im ersten Abschnitt
„Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat eine tolle Moral bewiesen, ist noch einmal zurückgekommen und war einem Punktgewinn ganz nahe. Im Resümee ist zu sagen, wir haben die Partie schon in der ersten Halbzeit verloren. Gute Angriffszüge endeten nicht mit dem erfolgreichen Torwurf, ein Grund für den hohen Rückstand. Die gute 6:0-Abwehr der Eisenacher haben wir mit dem 7. Feldspieler in Nöte gebracht; doch es gelang uns nicht ins Tempospiel zu kommen“, resümierte Florian Ochmann, der Coach von Eintracht Baunatal, der das Saisonziel mit Platz 6 untermauerte. ThSV-Coach Sead Hasanefendic zollte den Hessen Respekt und Anerkennung für ihre Entwicklung in den letzten Wochen.

Im Spiel und in der Gesamtwertung Erster
Der ThSV Eisenach startete in der erwarteten Stammformation, suchte in der Abwehr sofort den Zweikampf, schloss die Angriffszüge effizient ab. Willy Weyhrauch traf zum 5:1 (7.). Daniel Luther schloss per Gegenstoß zum 8:4 ab (13.). Duje Miljak verfehlte mit einem Wurf aus dem eigenen Kreis den verwaisten Gästekasten (22.). Die Hessen probierten es mehrfach mit dem 7. Feldspieler als taktisches Mittel. Adrian Wöhler erhöhte von Linksaußen auf 14:8 (26.). Die ersten Unkonzentriertheiten schlichen sich bei den Hausherren ein. In Unterzahl netzte Daniel Luther zu Beginn des zweiten Abschnittes zum 17:10 ein (35.). Technik- und Regelfehler sowie Unterzahlsituationen durch Zeitstrafen streuten Sand ins ThSV-Getriebe. Bis zum 24:19 (51.) und 26:22 (54.) arbeitete der ThSV-Motor noch hochtourig und präzise…. Am Ende überquerte der ThSV-Wagen auch als erster die Ziellinie und übernahm die Spitze in der bisherigen Gesamtwertung!

Statistik
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Kremmer, Brand; Iffert, Bogatzki, Wöhler (3), Luther (9/2), Miljak, Schliedermann (5), Richardt (1), A. Alaj, Streckhardt, Mürköster (5), Q. Alaj, Weyhrauch (4), Saul (1)
GSV Eintracht Baunatal: Ziebert, Mügge; Weiß, Rehberg (3), Rulff, Räbiger (4), Gbur (2), Trogisch (2), Vogel (6), Willrich, Geßner (5/2), Reinhardt (1), Gabriel (3), Dröhner
Siebenmeter: ThSV Eisenach 3/2 – Eintracht Baunatal 2/2
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 7 x 2 Min. – Eintracht Baunatal 2 x 2 Min.
Schiedsrichter: Homa/Mehl
Zuschauer: 1.656

Th. Levknecht

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