Das war´s wohl, ThSV??

Statt des erhofften Sprungs auf den Relegations- oder gar einen Nichtabstiegsplatz hängt nun die rote Laterne der 1. Handballbundesliga in der Werner-Aßmann-Halle. Nach dem sensationellen 31:19 Sieg über TUSEM Essen hatte der ThSV Eisenach in Sachen Klassenerhalt neuen Mut geschöpft, im direkten Duell mit einem Mitkonkurrenten jedoch kläglich versagt. In der Göppinger Hohenstaufenhalle triumphierte Gastgeber Frisch Auf klar und deutlich mit 25:18 (12:7) über die Wartburgstädter.
Vier Spieltage vor Saisonende scheint damit der Zug für den ThSV Eisenach wohl abgefahren. Sieben Jahre Erstbundesligahandball neigen sich dem Ende. Auch wenn rechnerisch zumindest der Relegationsplatz noch erreichbar ist, angesichts der noch ausstehenden Begegnungen – Kiel und Lemgo zu hause, Wetzlar und Minden auswärts – müsste mehr als ein kleines Wunder geschehen.
4000 Zuschauer sahen ein typisches Abstiegsderby, niveauarm, von Kampf und Krampf geprägt. Nicht das Florett, sondern der Säbel und teilweise sogar die Keule wurden ausgepackt. Die Unparteiischen Prang/Reichl passten sich dem schwachen Auftritt beider Teams an, verhängten 36 Strafminuten und zückten zwei rote Karten, sorgten mit ihren Entscheidungen für zusätzlichen Zündstoff. Im Stil eines „Oberschiedsrichters“ agierte Spielleiter Bundesligen Uwe Stemberg, der als DHB-Aufsicht mehrfach eingriff.
Der ThSV Eisenach konnte in keinster Weise an den glanzvollen Auftritt gegen Essen anknüpfen. Die Asse von vor einer Woche stachen nicht. Das magische Dreieck Grgic-Casanova- Augensen konnte sich erst gar nicht entfalten, da Regisseur Danijel Grgic mit einer Schleimbeutelentzündung im Knie passen musste. Sergio Casanova zeigte sich als „Häuptling“ überfordert, wirkte überdreht und wurde nach überzogenen Aktionen rasch zum „Buhmann“ der einheimischen Zuschauer. Der alles andere als mit Glace- Handschuhen angepackte Havard Augensen, der Kreisspieler musste bereits in der ersten Halbzeit mit blutiger Nase zur Behandlung, spielte fortan mit „Nasenfropfen“, konnte sich nicht entscheidend in Szene setzen. Eisenachs Rückraum war nur ein „laues Lüftchen“. Evars Klesniks übte sich in einem Fehlpaß- und Fehlwurffestival, damit Göppingen zu Tempogegenstößen regelrecht einladend. Bei seinen Kurzeinsätzen zeigte sich der noch nicht wieder genesene Gintautas Vilaniskis ohne Zielwasser. Da blieb aus der zweiten Reihe nur das engagierte einsatzstarke Bemühen von Youngster Stefan Kneer. Der 18-Jährige traute sich viel zu, hatte aber nicht immer das Fortune (auch bei den Schiedsrichtern). Positiv gefiel Kamel Ameddah, der für den enttäuschenen Ronny Göhl auf Rechtsaußen kam und mit 5 Treffern bester ThSV-Werfer war. Das sagt zudem alles über die sonstigen Leistungsträger!
Die Eisenacher starteten mit ruhigem Spielaufbau in eine torarme Anfangsphase, lagen beim 0:1 (2.Min.) und 1:2 (9.) durch Klesniks-Treffer in Führung. Schlussmann Dragan Jerkovic vereitelte Wurfchancen der Gastgeber. Stefan Kneer lochte zum 2:3 (11.) ein. Doch nach dem 4:4 (16.) übernahmen die Hausherren auch ohne ihren verletzt zuschauenden Star Bruno Souza klar das Zepter. Eisenachs leicht durchschaubares Angriffsspiel, zu hausbacken, eröffnete Frisch Auf die Möglichkeit zu schnellen Tempogegenstößen. Eisenachs Till Bitterlich visierte frei am Kreis nur das Holz an. Anders Frisch Auf. Jaliesky Garcia kurbelte das wuchtige Angriffsspiel unaufhörlich an. Aleksandar Knesevic schlüpfte in die Rolle des „Knipsers“. Göppingen zog auf 8:4 (20.) davon. Viele Unterbrechungen zerstückelten das Spiel. Göppingen ließ sich nicht beeindrucken, legte zum 12:6 (29.) nach.
Auch nach Wiederanpfiff ein unverändertes Bild: Der ThSV Eisenach bewegte sich wie das Kaninchen vor der Schlange.
Zlatko Feric, Eisenachs Coach, versuchte mit personellen Wechseln vergeblich, das ThSV-Schiff auf Kurs zu bringen. Es steuerte auf den Abgrund zu. Spätestens beim 19:11 durch Knesevic (45.) war das Eisenacher Schiff völlig leck geschlagen.

STATISTIK
Fisch Auf Göppingen:
Fort, Kehle (n.e.); Schweikardt (1), Oprea (6), Morgant, Kraus (1), Amargant (2), Garcia (2), Szlezak (3), Nagel, Walther, Puig, Knesevic (10/4), Brandt
ThSV Eisenach: Jerkovic, Lehmann (bei einem Siebenmeter); Kneer (3), Wöhler (1), Karbe (1), Augensen (3), Tetzlaff (1), Ameddah (5/2), Bitterlich, Klesniks (3), Göhl. Casanova (1), Vilaniskis
Zeistrafen: Göppingen 14 Minuten (Schweikardt 3×2 Min./Rot 57. n. 3. ZS, Szlezak, Nagel, Walther, Knesevic je 2 Min.)
Eisenach 22 Minuten (Bitterlich 3×2 Min./Rot 51. n. 3. ZS, Casanova und Augensen je 2 x 2 Min,. Kneer, Wöhler, Karbe, Göhl je 2 Min.)
Siebenmeter: Göppingen 5/4 (Knesevic verwandelt 3 mal gegen Jerkovic und 1 mal gegen Lehmann, Knesevic scheitert 1 mal an Jerkovic)
Eisenach 2/2 (Ameddah verwandelt 2 mal gegen Fort)
Schiedsrichter: Prang/Reichl (Köln)

TRAINERSTIMMEN
Kurt Reusch (Göppingen):
Das Spiel nahm seinen erwarteten Verlauf. Uns war bewusst, nur über eine starke Abwehr mit schnellen Gegenstößen war die Partie für uns siegreich zu gestalten. So war es dann auch. Erwartungsgemäß kam das spielerische Moment nicht zum Tragen. Wir haben das erreicht, was zählt, nämlich zwei Pluspunkte. Dieser Erfolg war existentiel notwendig. Angesichts des überraschenden Sieges von Kronau/Östringen in Wallau haben wir damit unsere Position im Abstiegskampf gehalten.
Zlatko Feric (Eisenach):
Wir sahen zwei schwache Mannschaften, von denen die etwas weniger schwache verdient als Sieger das Parkett verließ. Wir zeigten nicht den Handball, den ich erwartet hatte. Das in der Vorbereitung Erarbeitete kam nicht zum Tragen. Der eine oder andere Spieler lag heute völlig daneben. Ausgerechnet die Leistungsträger haben versagt. Unsere Angriff ohne unseren etatmäßigen Spielgestalter war eine mittlere Katastrophe. Uns war es nicht gelungen, die Stimmung, das Feuer vom Triumph über TUSEM Essen zu konservieren. Nach dieser Niederlage muß wohl gesagt werden, das war es in Liga eins. Dennoch wollen wir in den vier Schlußspielen noch alles versuchen. Die rechnerische Chance besteht weiterhin.

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