Die breite Wechselbank entschied für den ThSV Eisenach II

Spielzeugstädter waren dem höllischen Tempo nicht gewachsen • Zweitliga-Reserve bejubelt 35:33 (16:14) über einen heißen Titelanwärter

Was für ein Luxus? Trainer Jörn Schläger und Mannschaftsleiter Knut Schauer mussten sich mehrfach abstimmen, wen sie denn nun als aktive Spieler für den ThSV Eisenach II auf das Protokoll setzen. Mehr Spieler als Plätze! Die breite Bank mit für diese Liga hoher Qualität gab letztendlich auch den Ausschlag im Punktspiel der Thüringenliga der Männer zwischen der Zweitbundesliga-Reserve und dem bis dato einem der beiden heißen Titelanwärter, dem Sonneberger HV. Der ThSV Eisenach II bejubelte ausgelassen einen 35:33 (16:14)-Erfolg. Das Schlussresultat täuscht. Mit ihrem höllischen Tempo überliefen die Wartburgstädter die Südthüringer vom 21:21 (40.) über 24:21 (43.) zum 34:27 (56.).

Dann spielten wir Grütze, bekannte Jörn Schläger.

Ein 6:1-Tore-Lauf zugunsten der Gäste behielt letztendlich nur statistischen Wert. Bemerkenswert, die guten Schiedsrichter Jens Hanse und Volker Leinhos verhängten insgesamt 18 Siebenmeter, von denen nur 11 ihr Ziel fanden. Der Großteil der Fehlwürfe beider Teams verfehlte gleich den Kasten. „Da müssen wir besser werden“, räumte ThSV-Rückraumspieler Markus Collatz selbstkritisch und zugleich schmunzelnd ein.

Pascal Küstner brillierte mit seiner Zweikampfstärke
„Die Breite im Kader gab letztendlich den Ausschlag“, bilanzierte Manuel Müller, der Spielertrainer des Sonneberger HV. Er musste kurzfristig auf seinen erkrankten Spielmacher Krisztian Benak verzichten. Liga-Toptorjäger Marius Bondar (erneut 13 Tore) sowie gute Ballstafetten zum Kreis waren in der Summe zu wenig. Der inzwischen 42-jährige Manuel Müller, vor über 20 Jahren mit dem HSV Suhl in der 2. Handballbundesliga, wechselte sich zur Schlussviertelstunde ein, das leckgeschlagene Schiff vermochte er nicht mehr zu retten. „Uns unterliefen zu viele technische Fehler, sicher auch dem Kräfteverschleiß geschuldet. Die Eisenacher kamen dadurch zu leichten Toren über den Gegenstoß“, analysierte Manuel Müller. ThSV-Coach Jörn Schläger nutzte seinen breiten Kader, um mehrfach durchzuwechseln, die Gäste ständig vor neue Aufgaben zu stellen. Die Gebrüder Alaj drückten von Beginn auf das Tempo. Der 19-jährige Pascal Küstner, am Vorabend im Zweitbundesligaspiel für Abwehraufgaben eingewechselt, suchte aus dem linken Rückraum immer wieder den Zweikampf, war mit 9 Treffern bester Werfer seines Teams. „Unsere Schwäche war leider wieder einmal die Abwehr. Erneut kassierten wir über 30 Gegentore. Mit unserer Angriffsleistung konnten wir das kaschieren“, ging Markus Collatz in die Analyse. Er fügte zugleich hinzu, jeder habe gesehen, dass das Team sichtlich Freude am gemeinsamen Handballspielen hatte. „Bonze ist für uns drin“, konkretisierte Jörn Schläger die aktuelle Zielstellung des ThSV Eisenach II.

Jörn Schläger hatte die passenden Antworten neben sich sitzen
Von Beginn das Tempo forcieren, hieß die Devise der Gastgeber. Auslösehandlungen, um den seine Dynamik nutzenden Armend Alaj in Szene zu setzen, prägten die Anfangsphase. Die Gäste vermochten sich nicht regelkonform zu wehren. Das Siebenmeter-Festival begann. Nach dem 5:3 (8.) ließen die Eisenacher drei dicke Torchancen aus. Die Südthüringer, auf ihre speziellen Vorzüge bauend, lochten durch ihren Shooter Marius Bondar zum 5:6 (13.) ein. ThSV-Coach Jörn Schläger sah, wo es haperte. Er brachte zunächst Noah Streckhardt für Abwehraufgaben, stellte wenig später den Rückraum um. Mit Markus Collatz, Noah Streckhardt und Armend Alaj kam eine neue Note. Markus Collatz zog platziert zum 12:10 (25.) und 13:11 (26.) ab. Nach Foul an Qendrim Alaj versuchte sich ThSV-Kapitän Sascha Kleint von der Siebenmeterlinie. Sein Ball landete an der Schulter von Sonnebergs Keeper Nils Thomas. Dank der individuellen Klasse ihres Linkshänders Marius Bondar erreichten die Südthüringer beim 13:13 (27.) wieder Gleichstand. Noah Streckhardt stibitzte sich das Leder, ließ sich nicht abschütteln, traf zum 15:13 (28.). Tom Kreutzer lochte von Linksaußen zum 16:13 ein (30.).

Nach dem Stopfen eines Deckungsloches zog der ThSV Eisenach II davon
ThSV-Coach Jörn Schläger nutzte auch im zweiten Abschnitt seine dicht gefüllte Wechselbank. Einzig Daniel Bohrt besetzte durchgängig die Kreisposition. Mit einer soliden Leistung, hellwach bei zurückspringenden Bällen. Sascha Kleint bejubelte das 19:16 (35.). Kurz zuvor landete ein Bondor-Strafwurf über dem Eisenacher Kasten. Mit Kombinationen zur Kreismitte deckten die Sonneberger eine Schwachstelle der Eisenacher Abwehr auf. Nahezu der gleiche Spielzug ließ die Gastgeber „alt aussehen“. Zur Stabilisierung des Innenblockes schickte Jörn Schläger nach dem Ausgleichstreffer der Südthüringer zum 21:21 (40.) für Abwehraufgaben seinen noch angeschlagenen Rückraumspieler Christian Lämmerhirt auf das Parkett. Das Loch war nahezu gestopft. Unter Druck patzten die Gäste. Einen Tag nach seinem 20. Geburtstag netzte Luca Baur von Rechtsaußen zum 24:21(43.). Markus Collatz verwandelte inzwischen die den Blau-Weißen zuerkannten Siebenmeter. Marius Bondar scheiterte per Strafwurf an ThSV-Keeper Lars Kremmer (45.). Im Nachsetzen drückte Daniel Bohrt das Leder zum 26:22 (46.) über die Linie. Beim 28:26 (50.) und 29:27 (52.) keimte nochmals leise Hoffnung bei den Spielzeugstädtern, doch dann drehten die Eisenacher auf, stempelten die Gäste fast zu Statisten, zogen auf 34:27 davon (56.), um dann mit „Grütze-Spielen“ die Gäste zur Ergebniskosmetik einzuladen.

Statistik
ThSV Eisenach: Kremmer; Trautvetter, Küstner (9/2), Urbach, Lämmerhirt, Emmelmann, Kleint (3), A. Alaj (2), Kreutzer (4), Bohrt (2), Collatz (8/3), Baur (3), Streckhardt (2), Q. Alaj (2)
Sonneberger HV: Thomas, Liptak (ab 52.); Boseckert, Müller (2), Bondar (13/4), Schlücke, Weitz (5/2), Cadar (6), Oehrl, Zimmermann (1), Ignat (6), Rehm
Siebenmeter: ThSV II 8/5 – Sonneberg 10/6
Zeitstrafen: ThSV II 4 x 2 Min. – Sonneberg 6 x 2 Min.
Schiedsrichter: Hanse/Leinhos
Zuschauer: 150

Anzeige
Anzeige