Die Hoffnung schwindet

Der ThSV Eisenach unterliegt beim VfL Eintracht Hagen mit 28:29 (11:12) • Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz wächst auf 4 Zähler

War`s das? Der ThSV Eisenach büßte weiteren Boden im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Handballbundesliga der Männer ein. Beim VfL Eintracht Hagen kassierten die Wartburgstädter eine knappe 28:29 (11:12)-Niederlage. Fünf Spieltage vor Saisonende wuchs der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz auf 4 Zähler an. Diesen hat zudem der EHV Aue inne, der – als ihm das Wasser bis zum Hale stand – kräftig punktet.

Die Gastgeber, im Sommer des Vorjahres ins Unterhaus aufgestiegen, mit 0:14 Punkten in die Saison gestartet, sich stetig nach vorn entwickelnd, in der Rückrunde 18:10 Punkte erobernd, streiften sich nach dem Doppelpunktgewinn und damit dem sicheren Klassenerhalt Trikots mit dem Slogan „2. Handballbundesliga 2018/2019 – Wir sind dabei über“. Diese wird wohl ohne den Traditionsverein von der Wartburg stattfinden. In der nur mit 752 Zuschauern spärlich gefüllten Arena am Ischeland bewiesen eigentlich nur die über 50 mitgereisten blau-weißen Fans Zweitbundesligaformat. Hier flossen nach dem Abpfiff Tränen. ThSV-Präsident Shpetim Alaj wartete mit nichts an Deutlichkeit vermissender Gestik auf. Biedere Gastgeber machten mit einem Treffer durch Jan von Boenigk in der Schlusssekunden ihre Glückseeligkeit perfekt. Matthias Gerlich hatte – nach einem 21:25-Rückstand eingangs der Schlussviertelstunde – 15 Sekunden vor der Sirene zum 28:28-Gleichstand eingewuchtet. „Mit einer ganz dämlichen Abwehraktion haben wir den Siegtreffer ermöglicht“, konstatierte ein niedergeschlagener Eisenacher Coach Arne Kühr. Weshalb der ThSV Eisenach, entgegen der letzten Punktspiele und auch Trainingseinheiten den absoluten Kampf gegen den Abstieg vermissen ließ, wird wohl das Geheimnis der Spieler bleiben.

Ich bin sehr enttäuscht. Die Dramaturgie glich der vom Heimspiel gegen Dresden. Mein Dank geht an die vielen mitgereisten Fans, die unsere Mannschaftb erneut so fantastisch unterstützt haben. Es wird für uns nun ganz eng. Wir müssen jetzt auch da Punkte holen, wo keiner damit rechnet, erklärte ein frustrierter ThSV-Präsident Shpetim Alaj am Sonntagmittag.

Im Abstiegskampf ohne eine einzige Zeitstrafe
Ein „Überlebensspiel“ ohne eine einzige Zeitstrafe zu absolvieren, dürfte in die lange Eisenacher Handballgeschichte als Negativum eingehen. Selbst „Ritter Marcel Niemeyer“ schien die Lanze zuhause gelassen zu haben. „Ohne Zeitstrafe im Abstiegskampf zu bestehen, das geht nicht“, gab Dragan Jerkovic aus dem Torhüterteam der Hausherren zu. Der 42-Jährige stand von 2001 bis 2005 im Eisenacher Tor. „Seinerzeit hätten Spieler wie Jonny Jensen, Karsten Wöhler, Jörn Schläger und Preben Vildalen den Laden aufgemischt“, erinnert sich Dragan Jerkovic, der im Sommer zum ehemaligen Erstbundesligisten und vor dem Absturz in die 4. Liga stehenden TV Neuhausen wechselt.

Wir waren einfach nicht gut genug, um zwei Punkte mitzunehmen, fasste ThSV-Coach Arne Kühr das Geschehen zusammen.

„Eisenach agierte unter dem Erfolgsdruck unsicher, fehlte zum Schluss auch ein Quäntchen Glück. Wir haben nicht so gut wie zuletzt gespielt, doch es reichte, um den Klassenerhalt perfekt zu machen“, erklärte Dragan Jerkovic. „Noch besteht ja eine kleine Hoffnung für den ThSV Eisenach. Wenn es nicht reichen sollte, muss völlig neu aufgebaut werden. Ich drücke ganz fest die Daumen“, verhehlte Dragan Jerkovic nicht seine zwei Seelen in einer Brust.

ThSV Eisenach egalisiert 4-Tore-Rückstand
Ein solide haltender Keeper Jan-Steffen Redwitz, parierte während seines 50-minütigen Einsatzes 11 Bälle, zwei Außen mit 100-Prozent-Wurfquote (Willy Weyhrauch 6 Würfe – 6 Tore, Adrian Wöhler (5 Würfe – 5 Tore) reichten letztendlich nicht aus.

Es spricht für sich, dass die eigentlich verletzten und deshalb kaum trainieren könnenden Duje Miljak und Nicolai Hansen unsere besten Abwehrspieler waren, konstatierte Arne Kühr.

Nur beim 4:5 (11.) und 8:9 (21.) lagen die Eisenacher vorn. Sie gerieten nach dem 14:14 (34.) beim 17:14 (37.) mit 3-Toren, beim 20:16 (40.) erstmals mit 4 Toren in Rückstand. Beim 26:26 traf Marcel Schliedermann zum Ausgleich (54.). Adrian Wöhler (27:27, 57.) und Matthias Gerlich (28:28, 60.) egalisierten ebenso. In den Schlusssekunden dann die Entscheidung. Zugunsten des VfL Eintracht Hagen.

Kühr: Die Mannschaft hat strukturelle Probleme
In Oldie Bartosz Konitz hatten die Gastgeber einen Spielgestalter mit strategischen Fähigkeiten. „Super, wie er seine Rolle ausgefüllt hat, mit seinen Laufbewegungen und weiten Wegen“, freute sich Niels Pfannenschmidt, der Hagener Coach, vor noch nicht langer Zeit als Trainer des TBV Lemgo um Erstligazähler auf den ThSV Eisenach treffend. Als die Eisenacher mit einer versetzten offensiven Deckung durch Willy Weyhrauch gegen Bartosz Konitz aarbeiteten, stotterte der Eintracht-Motor. In der Vorwoche hatte Elbflorenz Dresden mit dem erfahrenen Roman Becvar den entscheidenden Mann als Regisseur. Eisenachs Marcel Schliedermann brachte seine arteigenen Stärken immer wieder ein, ging beherzt in den Zweikampf, markierte 6 Treffer (bei 8 Würfen), doch der „emotionale Anführer“ ist halt kein Regisseur.

Die Spieler haben Qualität, doch die Mannschaft hat strukturelle und auch psychologische Probleme, sodass es wahrscheinlich nicht für den Klassenerhalt reicht, betrieb Arne Kühr während der Pressekonferenz Ursachenforschung.

Er hatte Mitte Dezember, bei 6:28-Punkten, das bereits in Seenot befindliche ThSV-Schiff übernommen.

Die Chancen waren da, um über dem Strich zu landen, sinnierte der 40-Jährige.

Etliche Reparaturen gelangen auch…

Statistik
Eintracht Hagen: Mahnke, Jerkovic; Lindner, Kress (3/1), Tubic (5), Pröhl (2), Schneider (2), Fauteck, Konitz (3), Saborowski (1), Bergner, Waldhof (3), Bornemann, Mestrum (6/1), Boenigk (4)
ThSV Eisenach: Redwitz, Gorobtschuk; Iffert, Küstner, Wöhler (5), Meoko, Luthger, Gerlich (5/2), Miljak (2), Schliedermann (6), Hansen (1), Streckhardt, Popa, Niemeyer (1), Weyhrauch (6), Saul (2)
Siebenmeter: Eintracht Hagen 3/2 – ThSV Eisenach 4/2
Zeitstrafen: Eintracht Hagen 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 0
Schiedsrichter: Behrens/Fasthoff
Zuschauer: 752

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